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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe
Autoren: Hugh Walker
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Geschöpf. Waren das nicht die besten Zukunftsaussichten? Sie klammerte sich an diesen Sarkasmus.
    Jeder Tag, der verstrich, erfüllte sie mehr mit jener Unruhe, die ihr so vertraut war.
    Andererseits beängstigte sie, dass sie noch immer nicht alles wusste. Es war, als behielte sich das Unterbewusstsein die letzten Enthüllungen für den eigentlichen Akt vor.
    Was war mit den Leichen geschehen? Es schien ihr plötzlich lebenswichtig, es zu wissen. Was hatte sie bisher damit getan?
    Was musste sie tun, wenn es geschehen war?
    Nur mit Mühe drängte sie die panische Furcht zurück, die sich plötzlich ihrer bemächtigen wollte. Aber es war bisher immer gelungen – sonst wäre sie nicht mehr frei.
    Kurz vor zwanzig Uhr würde an jenem Tag der Mond aufgehen. Sie rief Dr. Ferring an und teilte ihm mit, dass sie gegen neunzehn Uhr kommen würde. Und sie erinnerte ihn an seine Abmachung. Niemand durfte von ihrer Zusammenkunft erfahren.
    Natürlich konnte sie nicht sicher sein, dass er wirklich Wort hielt, aber das war das Risiko, das sie eingehen musste, nun, da sie sich ihm anvertraut hatte. Sie bereute es bereits. Es war sehr unvorsichtig gewesen. Aber notwendig. Nur mit seiner Hilfe konnte sie herausfinden, ob es eine Möglichkeit gab; den Trieb zu unterdrücken, herauszufinden, ob sie nur ihr Geist zum Morden trieb, ein menschlicher kranker Geist, oder ob sie wirklich anders war, ein anderes Wesen, das nur menschliche Gestalt besaß.
     

     
    Es kam ein Päckchen von Alexis, ohne Angabe eines Absenders. Nur der Name stand auf dem Umschlag: Alexis Tepesch. Die Briefmarken waren ungarisch, der Poststempel ließ sich als Budapest entziffern.
    Das Päckchen enthielt ein dünnes Büchlein, dessen Seiten handschriftlich geschrieben waren. Auch ein Brief lag dabei.
    Fräulein Lemar, ich bin nun wieder in meine Heimat zurückgekehrt, die ich mit Karel vor mehr als 25 Jahren verlassen hatte. Mein Heimatdorf existiert nicht mehr, aber ich habe Freunde hier in der Nähe von Budapest gefunden.
    Karel Woiew ist tot. Er starb durch seinen gefährlichsten Feind: das Feuer. Die anderen sind nun frei von seiner Herrschaft. Aber sie werden wieder einem ihre Kraft geben müssen, wenn sie überleben wollen.
    Wie Sie jetzt wissen, gelang es mir, mich vor dem Feuer zu retten. Und nicht nur das, ich konnte auch Karels Aufzeichnungen mitnehmen. Sie sind in russischer Sprache. Ich habe die wichtigsten Stellen daraus in Ihre Sprache übersetzt, damit Sie erfahren, was diese Gemeinschaft wirklich war. Es erklärt vielleicht auch Cuons Zuneigung zu Ihnen.
    Ich sende Ihnen diese geheimen Aufzeichnungen, weil ich wie Karel erkannt habe, dass der magische Keim in Ihnen ist und weil sie Ihnen vielleicht helfen, sich selbst zu erkennen.
    Und weil ich Ihnen mein Leben verdanke.
    Wenn Sie die Aufzeichnungen lesen, werden Sie feststellen, dass Sie anders sind.
    Menschlicher. Und dennoch nicht ganz Mensch.
    Verzweifeln Sie nicht! Alles, was lebt, ist gleichermaßen Gottes Geschöpf. Wenn es ihn gibt.
    Alexis Sie dachte lange über diesen Satz nach, versunken in den Anblick der regelmäßigen Handschrift. Das war ein neuer Gedanke, denn bisher hatte sie nur gelesen, dass Werwölfe Geschöpfe des Teufels waren. Doch war es nicht immer nur das Teufelswerk gewesen, was sich gegen den Menschen richtete, und Gottes Werk, was er selbst tat – einschließlich des Tötens?
    Sie bewunderte Alexis, denn er war ein Mensch, der wusste und tolerierte.
    Neugierig öffnete sie das kleine Buch und überflog die ersten eng beschriebenen Seiten. Es schien sich um ein Tagebuch zu handeln, in dem Woiew seine Gedanken und Überlegungen aufgeschrieben hatte. Je weiter sie blätterte, umso mehr wurde sie gefesselt. Es war die Autobiographie eines Wolfs.
    Sie begann systematisch von vorn zu lesen, und erfuhr vom Entstehen von Woiews Rudel.
    Zapinsky war nicht der erste vor mir. Seinen Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass das Rudel vor seiner Zeit bereits ein halbes Jahrhundert in Bulgarien umherzog, bevor es sich aus unbekannten Gründen auf die Wanderschaft gen Norden machte. Damals hatten nicht alle die »Kraft«. Nur wenige.
    Auch Zapinsky konnte anfangs nur periodisch menschliche Gestalt annehmen. Die lykanthropischen Kräfte des Rudels, waren zu schwach. Deshalb begann er spezielle Züchtungen, die sehr erfolgreich verliefen, denn schon zwei Jahre später besaß das Rudel genügend »Kraft«, ihm ständig menschliche Gestalt zu geben.
    Er schied die normalen Tiere nach
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