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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe
Autoren: Hugh Walker
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ist zu kostbar, um ein Risiko einzugehen.
    Mit seiner Hilfe kann ich darangehen, mich irgendwo niederzulassen und das Wanderleben aufzugeben. Es ist wichtig, dass ich die Züchtungen weiterführe, die Zapinsky begonnen hat. Wir sind zu verwundbar. Wir müssen stärker werden.
    Unausrottbar!
    Es ist Darwins Ausleseprinzip. Schon geringste Abweichungen der Lebewesen vom Typus der Eltern sind im Kampf ums Dasein mit anderen Lebewesen nützlich oder schädlich und für die Paarung und Fortpflanzung günstig oder hinderlich.
    Die günstigen werden vererbt und erhalten. Arten mit diesen Eigenschaften überleben, die anderen sterben aus.
    Vielleicht ist der magische Keim ein Produkt der Mutation oder er war schon immer in geringem Ausmaß in uns.
    Der Mensch schaffte es beinahe, uns auszurotten. Es gab kaum noch Wölfe auf der nördlichen Hälfte der Erdkugel. Es überlebten jene, in denen der Keim stark genug war.
    Jene parapsychologischen Fähigkeiten, nach denen die Wissenschaftler suchen, sind vielleicht auch ein magischer Keim. Aber die menschliche Art ist nicht bedroht. Es besteht keine Notwendigkeit für eine Zuchtwahl. Die guten Eigenschaften verwässern ebenso wie die schlechten in der wachsenden, wuchernden Masse Mensch.
    Vielleicht werden wir einst wieder stark genug sein. Der jahrtausendealte Kampf zwischen dem Wolf und dem Menschen ist noch nicht entschieden.
    Menschen – wir sind unter euch! Der alte Hass ist noch nicht tot.
    Das Kollektiv verblüfft. Das Rudel konzentriert seine Kräfte im Leitwolf und verleiht ihm menschliche Gestalt, dabei auf die individuelle Metamorphose während des Vollmondes verzichtend. Der Lykanthropus muss in der Nähe des Menschen leben, da er sein Blut und sein Leben braucht, um selbst zu überleben.
    Die Metamorphose ist eine Art von Mimikry. Der Werwolf imitiert den Menschen, um sich ihm unerkannt nähern zu können. Aber es wurde für den Wolf schließlich unmöglich, auch nur in der Nähe des Menschen zu bleiben, so gründlich war die Ausrottung.
    Die Natur fand einen neuen Weg, ein perfekteres Mimikry.
    Zapinsky konnte ständig menschliche Gestalt annehmen. Und nun ich. Und es mag andere geben – irgendwo in der Welt.
    Mein Rudel gibt mir die Kraft zur perfekten Imitation.
    Niemand vermag in mir den Wolf zu erkennen. Und so gelingt es mir, mitten unter den Menschen zu leben.
    Die Zeit arbeitet für uns. Je mehr der Aberglaube stirbt, desto sicherer werden wir sein. Es ist noch nicht entschieden, wem die Zukunft gehört.
    Ich habe die Spur des weißen Wolfs wieder. Wenn auch das Mädchen in dieser Stadt lebt, ist das beinahe Beweis genug. Ich zweifle bereits jetzt nicht mehr daran.
    Es ist eindeutig, sie ist ein Werwolf, aber nicht so einer wie wir. Es sieht beinahe so aus, ich kann es mir nicht anders erklären, als wäre der gleiche magische Keim im Menschen latent, allerdings nicht als positive, sondern als negative Eigenschaft. Als Selbstmordprinzip.
    Das Mädchen ist zweifellos ein Mensch. Sie wird zum Wolf in den Vollmondnächten, um ihre Beute zu reißen.
    Oder ist sie die nächste Stufe? Die nächste Stufe unserer Existenz? Der echte, der perfekte Lykanthropus?
    Was würde geschehen – wenn ich in meiner menschlichen Gestalt ein Kind zeugte?
    Was wäre das Ergebnis? Etwas wie – Thania Lemar?
    Hier endeten die Aufzeichnungen.
    Das Mädchen legte das Notizbuch mit zitternden Händen zur Seite. War es möglich, dass ihr Vater … Sie vermochte sich zuwenig an ihn zu erinnern. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben. Auch sie mochte ein Lykanthrop gewesen sein, wenn Woiews unglaubliche Theorie und Vermutung stimmte.
    Es gab niemanden mehr, den sie fragen konnte, Sie war allein.
    Es gab keine Beweise. Nur dieses Buch und einen Alptraum, der real sein mochte oder auch nicht.
    Was hatte sie erlebt – und was geträumt?
    Sie verschloss das Buch vorsichtig in einer Kassette, aber ihre Gedanken kamen nicht mehr davon los; sie nahm es immer wieder heraus und las es erneut.
     

     

Der Tag des Vollmondes kam und mit ihm eine Erinnerung, die so gut wie ein Beweis war.
    Der blonde Junge tauchte in ihrer Erinnerung auf. Diesmal war es kein Traum. Es gab keinen Augenblick des Zweifels.
    Sie sah ihn wieder vor sich liegen, mit zerrissener Kehle – tot.
    Sie hatte ihn hochgehoben, trotz des Blutes; sie hatte ihn getragen. Er war so schwer gewesen. Sie sah die Straße wieder vor sich – das markante Bauwerk der Rossmann-Fabrik im Hintergrund. Sie befand sich im Hafen.
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