Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
016 - Der Satanswolf

016 - Der Satanswolf

Titel: 016 - Der Satanswolf
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
welches Schicksal ihm die schwarze Macht vorgezeichnet hatte. Er spürte nur, daß große Dinge ihren Lauf nahmen.
    Wie ein gereiztes Tier lief auch er hin und her, und als der Aufseher einen Blick durch das Guckloch warf, knurrte Menningmann – fast wie ein Wolf!
    Über dem kahlen, nüchternen Bau lastete eine diesige Dämmerung, die allmählich dem Abend wich. Dunkelheit breitete sich im Gefängnishof aus. Und Menningmann – ein großer, kräftiger Mann – fand keine Ruhe. Im Gegenteil. Mit dem Einbruch der Dunkelheit wurde er noch unruhiger.
    Werner Hassel, sein Zellengenosse – klein, mickrig, schmorbäuchig, mit einer überdimensionierten Sattelnase –, stand am vergitterten Fenster und blickte in den finsteren Hof hinunter.
    Seit einem halben Jahr wurde er auf Staatskosten beherbergt und verpflegt. Man hatte ihn wegen Totschlags eingebuchtet. Seine Freundin Ulla hatte einem Gast in ihrer Stammkneipe schöne Augen gemacht. Hassel hatte dem Mann geraten, die Finger von dem Mädchen zu lassen, doch dieser hatte die Warnung des Mickrigen nicht ernst genommen.
    So hatte sich Hassel mit dem Mut eines Löwen auf den Rivalen gestürzt. Bei der folgenden Schlägerei hatte Hassel nicht gut ausgesehen. Der andere hatte ihn nach allen Regeln der Kunst verdroschen.
    Aber dann hatte Hassel einen Stuhl zu fassen gekriegt. Er schlug damit zu – und es gab einen Toten…
    So schnell kann man im Gefängnis landen. Ein halbes Jahr war seitdem vergangen, und an Abenden wie diesem blickte Hassel immer in den finsteren Hof der Strafvollzugsanstalt und dachte an Ulla.
    »Was mag sie heute wohl wieder treiben?« fragte er.
    Detlev Menningmann reagierte nicht darauf.
    »Wenn sie mich besucht«, setzte Hassel seinen Monolog fort, »schwört sie mir immer, keinen anderen Mann anzusehen. ›Ich bin dir treu, Werner. Niemals würde ich mit einem anderen Mann…‹ Sie lügt, aber ich tu’ so, als würde ich ihr glauben, damit ich nicht durchdrehe. Ulla ist kein Mädchen, das ohne einen Mann leben kann. Ich wette, sie hat längst Ersatz für mich gefunden, ist aber zu feige, es mir zu gestehen.«
    Menningmann lief weiter auf und ab.
    Werner Hassel drehte sich um. Er war erst seit drei Stunden mit Menningmann zusammen. Sonderbar war dieser Zellengenosse.
    Zumeist einsilbig. Und nachts murmelte er schwarze Gebete. Ja, er betete zum Teufel, damit dieser ihn aus dem Gefängnis holte.
    Für Hassel war das Quatsch. Aber wenn es Menningmann half, sollte er sein Gebet weiterhin an die Hölle richten, ihn störte das nicht.
    »Ich würde sonst was dafür geben, wenn ich rauskönnte«, sagte Werner Hassel. »Ich würde sofort zu Ulla gehen und… Meine Herren, sie dürfte mit keinem anderen Mann zusammen sein, sonst … Ich könnte mich nicht beherrschen …«
    Detlev Menningmann blieb stehen. Sein Blick war in weite Ferne gerichtet. Er schien mit seinen Gedanken nicht in dieser engen Zelle zu weilen.
    »Wieso bist du heute so unruhig, Kumpel?« fragte Hassel. »Gehst du mit dem Mond? Wir haben fast Vollmond. Manche Menschen spinnen in dieser Zeit…«
    Menningmanns glühender Blick ließ ihn verstummen.
    »Entschuldige«, sagte er rasch. »War nicht so gemeint.«
    Viele Häftlinge hielten Detlev Menningmann für einen Spinner.
    Zwei Jahre saß er nun schon, und immer noch behauptete er steif und fest, er wäre unschuldig.
    Er hatte ein großartiges Talent: er konnte wunderschön zeichnen, und die Häftlinge gaben bei ihm Zeichnungen in Auftrag. Für ein paar Mark zeichnete er, was sie sich wünschten. Ein hübsches nacktes Mädchen. Marilyn Monroe. Brigitte Bardot… In aufreizenden Positionen …
    »Sag mal«, sagte Werner Hassel und begab sich zu seinem Bett.
    Er setzte sich. »Haben sie dich wirklich unschuldig eingelocht? Oder ist das bloß deine Masche, weil du vorhast, deinen Fall vor Gericht noch mal aufzurollen?«
    »Ich bin unschuldig«, knurrte Menningmann aggressiv.
    »Du sitzt wegen Mordes.«
    »Ich habe keinen Mord begangen.«
    »Aber die Indizien waren gegen dich. Wir haben noch nie über deinen Fall gesprochen«, sagte Hassel. »Was ich weiß, habe ich von anderen gehört.«
    »Ich bin nicht interessiert, den alten Käse wieder aufzuwärmen«, erwiderte Detlev Menningmann mit grimmiger Miene.
    »Manchmal tut es aber ganz gut, sich seinen Ärger von der Seele zu reden.«
    Menningmann ballte die Hände zu Fäusten. Er schlug damit gegen die Tür, die ihn daran hinderte, in die Freiheit zurückzukehren. »Ich bleibe hier nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher