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0155 - Die Teufelsuhr

0155 - Die Teufelsuhr

Titel: 0155 - Die Teufelsuhr
Autoren: Jason Dark
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vor.
    Das taten die Männer auch. In gemeinsamer Arbeit schafften sie es und waren überrascht, daß sich hinter dem Schrank eine türbreite Öffnung befand. Dahinter war es dunkel.
    Niemand sagte etwas, doch jeder der Anwesenden ahnte, daß sie dicht vor der Lösung des grauenvollen Rätsels standen. Der Bürgermeister machte den Anfang, weil sich selbst der Polizist nicht traute. Er ging auf die Knie nieder und kroch vor. Die Lampe hielt er in der rechten Hand. Sie zitterte, und der Schein warf gespenstische Schatten. Der Bürgermeister leuchtete in das Verlies. Alle hörten den erstickten Schrei. »Was ist?«
    Der Bürgermeister gab keine Antwort. Er zog sich wieder zurück.
    Allerdings kratzte etwas über den Boden. Die Männer sahen sich an.
    Furchtsam waren ihre Blicke. Dann sah jeder, was der Bürgermeister mit der linken Hand aus dem Loch gezogen hatte. Es war ein Sarg.
    Ein weißer Kindersarg!
    ***
    Sekundenlang sprach keiner der Männer ein Wort. Alle waren viel zu entsetzt, um sich ausdrücken zu können. Sie starrten den Sarg an, als wäre er ein fremdes Lebewesen.
    Der Bürgermeister blieb auf dem Boden hocken. Er blickte zu den Männern hoch.
    »Da sind noch zwei«, flüsterte er. »Ebenfalls weiße…«
    »Die Kinder«, hauchte der Lehrer.
    »Holst du sie hervor?« fragte der Apotheker.
    »Ja.«
    Die Arbeit verrichteten der Bürgermeister und der Polizist. Schon bald standen die drei Särge nebeneinander. Die Männer starrten auf die Deckel. Keiner traute sich, das in die Hand zu nehmen, was geschehen mußte.
    Der Polizist räusperte sich. »Wir – wir müssen die Särge öffnen!«
    Seine Stimme klang dumpf. Nicken.
    Es war ein gespenstisches Bild. Tanzend huschte der Widerschein der Flammen über die Wände und schuf dort ein bizarres Muster.
    Selbst die Luft schien sich zu verdichten, war schwerer zu atmen, und jeder spürte, daß ein unsichtbarer Gast zwischen ihnen lauerte.
    Das Grauen…
    ***
    »Dann will ich mal«, sagte der Polizist leise, bückte sich und machte sich an den Verschlüssen des ersten Sarges zu schaffen. Er löste sie, hievte den Deckel aber noch nicht an, sondern öffnete erst die Verschlüsse der beiden anderen Särge. »So«, sagte er, »jetzt können wir sie öffnen.«
    Der Bürgermeister, der Lehrer und der Polizist hatten sich gebückt. Jeder fühlte sich jetzt verantwortlich. Sie mußten es tun, es führte kein Weg daran vorbei. »Jetzt!« flüsterte der Bürgermeister.
    Gemeinsam hoben sie die schmalen Sargdeckel hoch, so daß die kleinen Särge offen vor ihnen standen und sie hineinschauen konnten.
    Sie hatten mit vielem gerechnet, mit grauenhaften Bildern, aber nicht mit dem, was sie nun sahen.
    Die Kinder trugen schwarze Kutten. Ihre Körper waren nicht verwest. Die Finger hatten lange Nägel, als wären diese im Sarg weitergewachsen.
    Aber das war nicht das Schlimmste, sondern es gab etwas anderes, etwas so Wahnwitziges, daß man es kaum glauben konnte. Die Kinder hatten keine Gesichter mehr, sondern pure Teufelsfratzen!
    »O Gott«, stöhnte der Bürgermeister und schlug hastig ein Kreuzzeichen. »Das – das darf doch nicht wahr sein…« Er schluckte und drehte den Kopf, um nicht mehr in die Gesichter blicken zu müssen.
    Sie sahen wirklich scheußlich aus. Dreimal die dreieckige Fratze des Satans, die beiden Hörner, die aus den schmalen Stirnen wuchsen, das grinsende Maul, leicht geöffnet, damit man die Stiftzähne sehen konnte. Ja, das war das genaue Abbild des Satans! Der Teufel war in die Kinder gefahren oder hatte sich ihre Seelen geholt.
    Dem Lehrer wurde es schlecht. Er wandte sich ab und würgte.
    Bleich taumelte er aus dem Verlies und blieb im Gang stehen, wo er sich schweratmend gegen die Wand lehnte. Er zitterte so, daß seine Zähne wild aufeinanderschlugen. Seine Lippen stammelten Gebete, irgendwelche Worte, die ihm gerade einfielen. Ein wahrhaft schlimmes Bild.
    Der Polizist holte ihn zurück. Krampfhaft vermied der Lehrer es, auf die Särge zu schauen.
    »Wir müssen etwas tun«, sagte der Bürgermeister. »Hierlassen können wir sie nicht.«
    »Aber was?« fragte der Lehrer.
    »Vielleicht sind sie gar nicht tot«, vermutete der Leichenbestatter.
    »Wieso?«
    Scharf sahen die anderen ihn an. »Ich meine – es könnte sein, nicht wahr?«
    »Und?«
    »Dann – dann müßten wir sie eben töten.«
    »Nein!« Hart und scharf klang die Ablehnung des Bürgermeisters. »Das kommt nicht in Frage.«
    »Was denn?«
    »Wir werden sie begraben, Freunde. So
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