Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0155 - Die Teufelsuhr

0155 - Die Teufelsuhr

Titel: 0155 - Die Teufelsuhr
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nie in der Kirche gesehen«, hielt der Pfarrer entgegen. »Das kann viele Gründe haben, die völlig harmlos sind, oder aber einen bestimmten.«
    Die Männer sahen sich an. Nicht nur einem lief ein kalter Schauer über den Rücken, und das Licht der Petroleumlampe ließ ihre Gesichter zum Teil im Halbdunkeln, so daß sie einen fratzenhaften Ausdruck annahmen.
    Im Ofen knackte das Holz, als es von den Flammen zerrissen wurde. Irgendwo in den Dachsparren verfing sich der Nachtwind und blies dort seine klagende Melodie.
    »Rick Holloway«, murmelte der Bürgermeister. »Wer hätte das gedacht.«
    »Noch ist nichts bewiesen!« rief der Pfarrer schnell, dem diese Antwort nicht paßte, weil sie die Gedanken der Männer in eine Richtung trieb, die der Pfarrer nicht wollte. »Ich habe es nur als eine Möglichkeit angedeutet.«
    »Was wissen wir eigentlich von ihm?« fragte der Apotheker, der bisher am schweigsamsten gewesen war.
    »Ja, was wissen wir von ihm?« wiederholte der Bürgermeister. »Soviel wie nichts.«
    Die Männer schauten sich an. Ratlose Gesichter. Schulterzucken.
    Bis der Bürgermeister das Wort ergriff. Irgendwie fühlte er sich dazu verpflichtet.
    »Er ist nicht in Miltonburry geboren«, sagte er. »Vor zehn Jahren ist er hergezogen. Er kam mit einem alten Wagen und hat sein Geschäft eröffnet.« Der Bürgermeister wies auf den Lehrer. »Sie müßten es doch am besten wissen. Sie wohnen schließlich nur drei Häuser weiter.«
    »Ich habe mich nie um ihn gekümmert. Er lebt allein, hat keine Frau, keine Kinder…«
    Bei dem letzten Wort stockte er und senkte den Kopf. »Wie dem auch sei«, sagte der Pfarrer. »Ich bin dafür, daß wir ihn genau beobachten. Vielleicht fällt uns etwas an ihm auf. Kann ja sein, daß er sich verdächtig macht.« Die anderen Männer waren ebenfalls der Meinung. Mit diesem Ergebnis lösten sie ihre Zusammenkunft auf und gingen nach Hause.
    Ihren Frauen erzählten sie wirklich nichts, und der Pfarrer betete in der Kirche für die verschwundenen Kinder. Rick Holloway ahnte von alledem nichts. Aber die Männer waren immer in seiner Nähe.
    Auch nachts. So verging der Winter.
    Und eines Tages, kurz vor dem Osterfest, entdeckte der Lehrer im Stall des Mannes einen alten Karton. Holloway hatte ihn erst einen Tag zuvor dorthin gestellt.
    Der Lehrer öffnete den Karton und wurde steif vor Entsetzen. Zusammengeknüllt lag dort Kinderkleidung. Es waren genau die Sachen, die die drei verschwundenen Kinder getragen hatten…
    ***
    Irgend etwas braute sich gegen ihn zusammen. Das fühlte Rick Holloway, da war er sogar sicher. Er überlegte fieberhaft, was er unternehmen sollte. Flucht?
    Das kam in Frage, aber wenn er floh, dann machte er sich erst recht verdächtig. Also im Dorf bleiben und alle Spuren verwischen.
    Was natürlich schwer sein würde. Aber er wollte es vor Ostern noch geschafft haben. Nur mußte er zusehen, daß er irgendwie aus dem Haus kam, ohne daß man ihn bemerkte. Sein Laden lag zwar für den Verkauf günstig, direkt an der Hauptstraße, aber hier konnte man ihn auch immer gleich sehen, was natürlich schlecht war.
    An diesem Tag waren nur zwei Kunden in seinen Laden gekommen. Ältere Frauen, die irgendeinen Kram kauften. Nähgarn und Knöpfe. Davon konnte man nicht reich werden. Aber er wollte Geld.
    Geld und Gold!
    Und dafür tat er alles. Den Anfang hatte er gemacht. Als sich der Teufel ihm offenbarte, hatte er nicht eine Sekunde gezögert, sich auf denn Pakt einzulassen. Seelen sollte er ihm besorgen.
    Seelen von jungen Menschen. Erst dann konnte sich der Satan wieder frei entfalten, denn er war eingesperrt in ein teuflisches Uhrwerk aus Silber und konnte nicht heraus. Der Teufel in einer Uhr!
    Das wollte Holloway nicht glauben. Bestimmt war es nicht der Teufel, sondern nur ein anderer Dämon. Aber das wollte er noch herausfinden.
    »Einen recht schönen Abend wünsche ich, Mr. Holloway!« Als der Kaufmann die Stimme hörte, zuckte er zusammen und wandte sich hastig um.
    Der Pfarrer überquerte die Straße und lüftete höflich seinen dunklen Hut.
    Holloway grinste. Er nickte nur und sah dem Pfarrer nach. Auch einer von diesen Heuchlern, dachte er. Aber ein gefährlicher, das spürte Holloway.
    Hastig schloß er die Tür und verzog sich wieder in seinen Laden, wo alles übereinander stand oder lag. Die dunklen Holzregale an den Wänden quollen fast über. Holloway hatte alles hineingestopft, was er den Bauern billig oder umsonst abnehmen konnte. Körbe, Flaschen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher