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0153 - Ich gegen den Höllenritter

0153 - Ich gegen den Höllenritter

Titel: 0153 - Ich gegen den Höllenritter
Autoren: Friedrich Tenkrat
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versuchte das Fahrzeug mit allen möglichen Tricks zu überlisten. Er kannte eine ganze Menge Finten, doch diesmal hatte er damit kein Glück. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er mußte aussteigen und seinen Kopf unter die Motorhaube stecken.
    Er tastete grimmig nach der Haubenverriegelung. Sobald er daran zog, gab es ein metallisches Geräusch, und die Motorhaube hob sich ein Stück. Petroni verließ das Fahrzeug mißmutig.
    Solange der Wagen fuhr, war für ihn alles in Butter. Aber in den Eingeweiden des Autos herumzukramen, das war nicht nach Petronis Geschmack. Nicht, daß er von diesen Dingen nichts verstanden hätte. Das schon. Er machte sich nur nicht gern schmutzig.
    Ärgerlich öffnete er den Kofferraum. Aus einem orangefarbenen Werkzeugkasten nahm er eine Spraydose, in der sich Kriechöl befand. Möglicherweise war Feuchtigkeit daran Schuld, daß der Motor nicht mehr wollte. Sie war mit diesem Spezialöl zu vertreiben.
    Er ging mit der Dose nach vorn, stemmte die Motorhaube hoch, nachdem er die Sicherheitsverriegelung gelöst hatte, und schaute in den Motorraum. Drähte, Batterie, Lichtmaschine, Ventilator, Motorblock, Vergaser, Verteiler… Alles besprühte er mit Kriechöl.
    Er wartete zwei Minuten, setzte sich dann in den Wagen und versuchte sein Glück noch einmal am Starter. Vergebens.
    »Jetzt wird's unangenehm«, brummte er.
    Abermals stieg er aus. Er prüfte, ob eines der Kabel locker saß, konnte jedoch keinen Fehler finden.
    »Und das alles bei dieser Kälte und im Dunkeln!« maulte Petroni. »Ich könnte dich in deine Einzelteile zerlegen und verkehrt wieder zusammenbauen, so eine Stinkwut habe ich auf dich, du Dreckschleuder!«
    Plötzlich stutzte Giuliano Petroni. Er vernahm ein seltenes Geräusch: das Klappern von Hufen. Geisterhaft hallte es zwischen den Häusern. Der Taxifahrer richtete sich auf. Er blickte über das Dach seines Wagens hinweg, zu der schmalen Straße, aus der das Geklapper kam.
    In der heutigen technisierten Zeit sind Pferde eine Seltenheit geworden. Man reagiert schon mit Neugier auf das Klappern von Hufen. Die Geräusche wurden lauter. Das Pferd mußte gleich erscheinen.
    Petroni vergaß für einen Moment seinen Ärger mit dem Wagen, und, im nächsten Augenblick tauchte an der Ecke das Pferd auf. Die Augen des Taxifahrers weiteten sich.
    Das Pferd war ein kraftstrotzender Rappe. Das Zaumzeug war mit goldenen Nieten versehen. Der Körper des edlen Tieres war gepanzert. Petroni erkannte unter dem Kopf des, Rappen einen kleinen Totenschädel, der die breiten Lederriemen zusammenhielt. Er sah auf dem Zügel einen goldenen Drachen, doch das Tier rief Petronis Schock nicht hervor.
    Der Reiter war es!
    Ein Ritter. In blinkender Rüstung. Ein Schwert am Gürtel. In den knöchernen Händen eine Sense, an der Blut klebte. Und unter der Kettenkapuze grinste ein grausamer Totenschädel!
    ***
    Ray Wayne legte in der Diele Hut und Mantel ab. Er war ein großer, schlanker blonder Mann. Der typische Engländer, wie man ihm im Ausland schon häufig versichert hatte.
    Mit einem trockenen Humor gesegnet, der in seinem Bekanntenkreis gut ankam.
    Intelligent und redegewandt. Er spielte Tennis, lief fast täglich seine fünf, sechs Kilometer und hielt sich mit einer wöchentlichen Sauna und anschließendem Schwimmen fit.
    Nachdem er die Schuhe ausgezogen hatte, schlüpfte er in seine Lederpantoffel und begab sich in den Livingroom. Jetzt freute er sich auf ein Glas guten alten Scotch. Darauf verzichtete er niemals. Es war ihm zur lieben Gewohnheit geworden.
    Er knipste das Licht an und ging zur Bar. Nachdem er sein Glas zwei Finger hoch gefüllt hatte, warf er zufällig einen Blick aus dem Fenster. Er rechnete nicht damit, den Taxifahrer noch zu sehen, aber der Mann war noch da. Er schien Schwierigkeiten mit seinem Wagen zu haben.
    Ein Glück, daß das nicht früher passiert ist, dachte Wayne. Er nahm genießend einen Schluck von seinem Drink und beobachtete Petroni, der soeben den Kofferraum öffnete.
    Wenig später steckte der Taxifahrer unter der Motorhaube. Danach setzte er sich kurz in den Wagen, stieg aber gleich wieder aus und beugte sich erneut in den Motorraum.
    Und dann richtete er sich auf. Er schaute über das Dach seines Wagens. Wayne folgte dem Blick des Mannes, konnte jedoch nichts sehen. Er sah wieder Petroni an, durch dessen Körper plötzlich ein Ruck ging.
    Wayne blickte abermals dorthin, wohin Giuliano Petroni schaute, und im selben Moment glaubte er, seinen Augen nicht
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