Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir
Autoren: Der »Mongole« und wir
Vom Netzwerk:
sie hartnäckig.
    »Sei nicht verrückt, Mädchen«, sagte Angelo. »Ich knöpfe dir fünfzehn Dollar ab für eine Ware, die du in jedem Laden für vier Scheine bekommst. Wenn du Durst hast, dann nimm drei oder vier Schluck. Das hilft.«
    »Nein, Angelo. Gib mir eine ganze Flasche!«
    Der Besitzer zuckte mit den Achseln, griff unter den Tisch und brachte eine unangebrochene Flasche Gin zum Vorschein. Er reichte sie über den Tisch, hielt sie aber dann doch am Hals fest und fragte misstrauisch: »Wie steht’s mit dem Geld?«
    Auf den bleichen Wangen der Frau erschienen hektische rote Flecke. Sie legte die rechte Hand auf den Tisch und öffnete sie. Ein paar zerknüllte Scheine flatterten auf die Theke.
    Angelo nahm sie mit der linken Hand.
    »Das sind nur fünf Dollar. Langt nicht, Kitty!«
    »Ich bringe dir den Rest morgen«, sagte sie leise.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, ließ Angelo den Gin unter der Theke verschwinden.
    Es war still geworden. Alle sahen mit grausamer Neugier auf die Frau in dem nassen Regenmantel. Sie zog einen schmalen Ring vom Finger und hielt ihn dem Mixer hin.
    Angelo hatte mich inzwischen erspäht, ließ die Frau stehen und kam zu mir.
    »Was soll’s sein?«
    »Heißen Rum mit Wasser und Zucker.«
    »Ich habe ein Pfand, Angelo«, sagte die Frau.
    Er hantierte mit Gläsern und der Rumflasche.
    »Moment mal. Muss erst einen Gast bedienen.«
    Erst als mein Getränk vor mir stand, wandte er sich wieder der Frau zu. Er nahm ihr den Ring ab.
    »Messing«, sagte er verächtlich.
    »Nein, es ist Gold. Er ist bestimmt mehr als zehn Dollar wert.«
    Der Mixer gab den Ring einem der breitschultrigen Männer.
    »Du bist doch Fachmann, Slim. Taugt das Ding etwas?«
    Der Breitschultrige musterte den Ring kurz, kaute ein bisschen mit den Zähnen darauf herum und gab ihn zurück.
    »Es ist Gold. Zwanzig Dollar, wenn du einen Trödler mit viel Geld findest, sonst nur fünfzehn.«
    »Na, jedenfalls langt es«, stellte Angelo fest, ließ den Ring in seiner Tasche verschwinden, holte die Ginflasche wieder hervor und gab sie der Frau.
    Die Frau wandte sich rasch ab und stolperte in den Regen hinaus.
    »Verrücktes Huhn«, sagte Angelo und schüttelte den Kopf.
    »Ich wette, sie tut das alles für irgendeinen Mann«, meinte eine der bunten Frauen mit heiserer Stimme.
    »Klar. Sie selbst hat noch nie einen Tropfen getrunken. Gestern habe ich sie beim Einkäufen in einer Fleischerei beobachtet. Das war Fleisch für einen Mann, das sie kaufte.«
    »Kitty hatte noch nie Glück mit ihren Freunden. Damals die Geschichte ist ja auch nicht gut ausgegangen, und keiner weiß, wer der Bursche war.«
    »Möchte mal wissen, warum der Junge nicht kommt, um seinen Drink hier zu nehmen«, sagte Angelo. »Scheint etwas auf dem Kerbholz zu haben. Zeigt offenbar nicht gern sein Gesicht.«
    Eine der Frauen lachte hart. »Sollen wir Kitty morgen mal besuchen? Mal sehen, ob sie uns in ihre Wohnung lässt? Wenn…«
    Ich hörte nicht weiter zu. Ich warf zwei Dollar auf den Tisch und verließ im Eiltempo den Laden.
    Vielleicht wundern Sie sich, dass ein G-man auf eine zufällige Begegnung und auf ein Bartheken-Gerede reagiert. Aber ich habe genug Erfahrung, um zu wissen, dass hinter solchen Gesprächen etwas steckt. New York ist eine Stadt von mehr als acht Millionen Einwohnern, aber auch diese acht Millionen wohnen schließlich nicht weiter auseinander als die Leute in einem Dorf von fünfhundert Seelen, und in einem Straßenzug oder einem Viertel kennt einer den anderen so gut wie in einer Kleinstadt. Die bunten Frauen in Angelos Bar und Angelo selbst hätten mir sicherlich eine ganze Menge über Kitty erzählen können, aber ebenso sicher hätte ich meine Schwierigkeiten gehabt, ihnen den Mund zu öffnen. Also versuchte ich zunächst einmal den einfacheren Weg, die Fährte zu halten.
    ***
    Ich erreichte die Straße gerade noch rechtzeitig, um den Schatten der Frau auf der anderen Seite zu sehen. Sie bog in die 11. Straße ein. Ich spurtete ihr nach, rannte auch weiter, als ich die 11. erreichte. Jetzt sah ich sie wieder. Sie ging hastigen Schrittes in einer Entfernung von vielleicht dreißig Yards. Ich stoppte meinen Sprint. Auf diese Entfernung konnte ich sie nicht mehr verlieren.
    Vor einem großen dunklen Mietshaus verhielt sie den Schritt und verschwand in der Türnische. Ich schlenderte langsam weiter. Als ich an dem Haus vorbeikam, hörte ich gerade noch, wie die Tür ins Schloss fiel.
    Zwanzig Yards ging ich noch, dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher