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015 - Zombie-Wahn

015 - Zombie-Wahn

Titel: 015 - Zombie-Wahn
Autoren: Larry Brent
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große Tor offen, damit der Blick sich in
der weiten Landschaft verlieren konnte.
    Heute allerdings, bei diesem Regen,
war wenig zu sehen. Trotzdem wollte die Frau auf die Gewohnheit nicht
verzichten. Die Nacht war noch lange genug, und der Kranken graute jedesmal
davor.
    Sie atmete tief durch und dachte an
das Gespräch, das sie am Abend in aller Offenheit mit Pfarrer Erneste geführt
hatte.
    Sie wußte, daß sie sterben würde.
Und sie hatte es auch den Kindern geschrieben. Die Briefe waren schon unterwegs.
Irgendwann kam im Leben eines Menschen die letzte Stunde. Es kam nur darauf an,
wie er sie erlebte und durchlebte. Sophie Foche hatte sich auf den Tod
eingestellt, er schreckte sie nicht mehr. Sie machte sich auch keine Gedanken
mehr über die Dinge, die noch getan werden mußten, für die sie aber nicht mehr
die Kraft fand. Da sollten sich nach ihrem Ableben andere drum kümmern. Wenn
wirklich keines der Kinder das Gut weiterführen wollte, mußte es eben einen
anderen Weg geben. Dann wurde es verkauft. In wessen Hände es dann geriet, war
ihr egal.
    Sie war froh über diese
Leichtigkeit, diesen Frieden, der in ihr Denken und Fühlen eingekehrt war. Sie
hatte einen den Hof betreffenden Zusatz im Testament angefügt. Sie bestimmte
nichts über ihren Tod hinaus. Die Kinder sollten frei sein und sich nicht an
einen letzten, vielleicht eigensinnigen Willen von ihr gebunden fühlen.
    In Sophie Foches Krankenzimmer
brannte eine kleine Tischlampe, gut abgeschirmt, so daß sie die Möbel und
Gegenstände im Zimmer gerade erkennen konnte.
    Im Wohnhaus hielt sich im Moment
außer Sophie Foche nur noch die Krankenpflegerin auf. Sie hatte das Zimmer
gegenüber, um damit jederzeit erreichbar für die Patientin zu sein.
    Obwohl Sophie Foche heute abend
noch nicht ihre Medikamente genommen hatte, fühlte sie sich erstaunlich wohl.
Sie meinte sogar, wieder mehr Kraft zu haben.
    Vielleicht kam sie ohne die
Betäubungsmittel in dieser Nacht aus … Und vielleicht ging es doch nochmal
bergauf? Wer konnte es wissen … Da registrierte sie die schattenhafte Gestalt,
die den Weg entlangkam. Wankend, langsam aber zügig …
    Es war ein Mann. Er trug einen
dunklen Anzug, der völlig durchnäßt war. Der Mann benutzte ohne zu zögern den
hinteren Weg.
    Sophie Foche zuckte zusammen. Sie
drückte auf den Klingelknopf neben ihrem Bett. Drüben im Zimmer der
Krankenpflegerin schlug die Glocke an.
    Adelaine kam sofort. Sie war eine
große Frau, Ende zwanzig, alleinstehend und hatte die Figur eines Mannequins.
Die Männer auf dem Hof waren verrückt nach ihr, und nur die Krankheit der
Hof-Besitzerin ließ sie so pietätvoll sein, ihr – offiziell zumindest – nicht
nachzusteigen.
    »Madame?« Adelaine sprach ruhig.
Sie wirkte überhaupt sehr sanft und verbreitete eine wohltuende Atmosphäre um
sich.
    »Da ist jemand auf dem Hof … er
kommt genau auf das Wohnhaus zu. Sehen Sie doch bitte mal nach dem Rechten …«
    »Oui, Madame.«
    Adelaine drehte sich schon um, als
sie ihre Chefin leise aufschreien hörte.
    »Aber – das ist ja Pfarrer Erneste!
Da ist etwas geschehen …, da stimmt etwas nicht, Adelaine. Er – scheint einen
Unfall gehabt zu haben … er läuft so komisch, und seine Kleidung ist zerrissen
… Lassen Sie ihn sofort herein! Schnell … so beeilen sie sich doch!«
    Adelaine rannte nach unten und
schob den Riegel zurück.
    Die Hand der jungen Krankenpflegerin
tastete nach dem Lichtschalter, und die Lampe vor dem hinteren Hauseingang
flammte auf.
    Die Gestalt wankte durch den Regen.
Sie sah ziemlich mitgenommen aus.
    »Ist etwas, Herr Pfarrer? Soll ich
die Polizei verständigen – oder einen Arzt rufen? Sind Sie verletzt?« Adelaine
trug nur ihren weißen Kittel, in der Eile hatte sie nicht mehr die Zeit
gefunden, nach dem Regenschirm zu greifen.
    Sie achtete weder auf Kleidung noch
auf Frisur, stürzte sich in den strömenden Regen und lief dem Mann entgegen,
der offensichtlich Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten.
    Erneste trat aus dem Hausschatten
in den Lichtkreis, den die Lampe warf.
    Der Zombie war so nahe am Haus, daß
er von Sophie Foches Zimmer aus nicht mehr wahrgenommen werden konnte. Und so
entging der bettlägerigen Frau das Drama, das sich in diesen Sekunden nur
wenige Meter von ihr entfernt abspielte.
    Adelaine kam nicht mal mehr dazu,
zu schreien, als sie die Hände, des Mannes fühlte.
    Erneste verschwand danach durch die
Tür und stieg nach oben. Die Stufen knarrten.
    Wie ein Schatten folgte
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