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015 - Die Heiler

015 - Die Heiler

Titel: 015 - Die Heiler
Autoren: Claudia Kern
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Medikits. Es hätte ihm auffallen müssen, dass Aruulas Wunde nicht verheilte, aber er war so mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, dass er sich seiner Gefährtin kaum gewidmet hatte. Das bereute er jetzt zwar, ändern konnte er es jedoch nicht mehr.
    Auch das heilende Wasser, das er in den Alpen vom Volk der Narka geschenkt bekommen hatte, [2] war längst verbraucht. Damit hätte er Aruula innerhalb von Minuten retten können.
    Es darf so nicht enden, dachte er verzweifelt und kühlte die glühendheiße Stirn seiner Gefährtin mit ein wenig Flusswasser.
    »Du musst durchhalten«, sagte er eindringlich. »Lass dich nicht von ein paar miesen Bakterien unterkriegen, hörst du?«
    Aruulas Augen blieben geschlossen. Sie reagierte nicht auf seine Worte, war schon längst in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen.
    Matt hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Gleichzeitig war er jedoch auch wütend auf seine Gefährtin, die mit keinem Wort erwähnt hatte, dass es ihr schlecht ging. Es musste ihr doch aufgefallen sein, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Warum hatte sie nichts gesagt?
    Matthew griff nach den Zügeln des Frekkeuschers, aber das Tier trat nervös zur Seite. Es hatte den Kopf erhoben und bewegte seine Mandibeln vor und zurück. Matt sah sein eigenes Spiegelbild hundertfach in den Augen des Rieseninsekts reflektiert. »Was ist los?«, murmelte er mit einem mulmigen Gefühl.
    »Weißt du was, das ich nicht weiß?«
    Er wickelte die Zügel fester um seine Hand. Auch nach über einem halben Jahr war die Körpersprache eines Frekkeuschers für ihn immer noch ein Rätsel. In dem maskenhaften Gesicht ließ sich keine Gefühlsregung ablesen.
    Aruula hätte garantiert gewusst, was es zu bedeuten hatte, dass das Tier seine Mandibeln bewegte, aber für Matt konnte das entweder heißen, dass der Frekkeuscher Hunger hatte, oder dass er gestreichelt werden wollte, oder dass ihm irgendetwas weh tat.
    In der nächsten Sekunde fand er jedoch heraus, was es bedeutete. Denn der Frekkeuscher machte völlig unerwartet einen Satz nach vorn:
    Panik!
    Matt schrie auf, als er mitgeschleift wurde. Die Lederriemen schnitten schmerzhaft in seine Hand. Er glaubte, ihm würde der Arm ausgekugelt.
    Der Frekkeuscher stieß einen schrillen Laut aus und sprang erneut. Matt wurde vom Boden hochgerissen. Blätter und Bäume schossen rasend schnell an ihm vorbei.
    Der Schock, als kaltes Wasser über ihm zusammenschlug. Das Tier folgte dem Bachlauf!
    Für einen Moment konnte Matt nichts sehen, nicht atmen. Dann flog er auch schon wieder durch die Luft.
    Der Aufprall raubte ihm den Atem.
    Morast spritzte hoch.
    Der Frekkeuscher schüttelte wild den Kopf; Matt rutschte am anderen Ende der Zügel über den Uferstreifen. Verzweifelt klammerte er sich an die Lederriemen, die glitschig von Wasser und Blut waren. Er durfte nicht loslassen, sonst verschwand der Frekkeuscher - mit der hilflosen Aruula auf seinem Rücken.
    Die Flügel des Tiers breiteten sich aus. Seine Beine lösten sich vom Boden.
    Das Mistvieh versucht zu fliegen, erkannte Matt erschrocken.
    Blitzschnell sprang er auf und zog mit aller Kraft an den Zügeln. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, aber er ließ nicht locker. Mit seinem gesamtem Körpergewicht stemmte er sich gegen den Frekkeuscher.
    Die Riesenheuschrecke taumelte weniger als zwei Meter über dem Boden. Sie stieß mit den Flügeln gegen einige tief hängende Äste.
    Matt sah, wie der Frekkeuscher das Gleichgewicht verlor und zur Seite kippte. Sein Herz setzte einen Schlag aus.
    Er hatte Aruula am Sattel festgebunden, damit sie nicht fallen konnte, aber das erwies sich als Fehlentscheidung. Bei einem Sturz hätte sie sich kaum verletzt, dafür drohte sie jetzt unter dem Chitinpanzer des Insekts zerquetscht zu werden.
    Matt reagierte instinktiv und hörte auf, sich gegen das Insekt zu stemmen. Das vom Gegendruck befreite Tier fing sich und rappelte sich hoch. Seine Beine zitterten vor Erschöpfung. Wie ein beim Zureiten besiegtes Pferd stand es vor dem Menschen. Seine ausdruckslosen Augen starrten Matt an.
    »Ganz ruhig«, sagte der leise. Mit zusammengebissenen Zähnen löste er die Zügel von seiner Hand und knotete die blutigen Lederriemen um einen Baumstamm.
    Er hatte keine Ahnung, was den Frekkeuscher zu diesem Ausbruch veranlasst hatte. Eigentlich waren die Reittiere nicht gerade temperamentvoll und gerieten nur im Momenten höchster Gefahr außer Kontrolle.
    So wie jetzt!
    Ein drohendes Knurren ließ
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