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015 - Die Heiler

015 - Die Heiler

Titel: 015 - Die Heiler
Autoren: Claudia Kern
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Matt herumfahren.
    Große dunkle Körper schoben sich aus dem Unterholz. Lange Krallen gruben sich in den Boden. Geifer rann aus den hochgezogenen Lefzen in struppiges schwarzes Fell, während gelbe Augen Matt bösartig fixierten.
    O shit, dachte der Amerikaner, Lupas…
    Deshalb also hatte der Frekkeuscher durchgedreht. Er musste die Wolfs - mutationen, die ihm folgten, gewittert haben.
    Matt tastete nach der Seitentasche seiner Uniform, in der die Beretta 98 G steckte - und stöhnte auf. Die Lederriemen hatten sich so tief in seine Hand geschnitten, dass er kaum die Finger bewegen, geschweige denn eine Waffe halten konnte.
    Er hatte ein Problem.
    Der erste Lupa setzte zum Sprung an.
    ***
    Brüssel, 7. Februar 2012 Charlemagne Hospital
    Sechs Ärzte schlichen wie Verschwörer durch die dunklen Kellergänge des Krankenhauses. Links von ihnen befand sich die Pathologie, rechts die Tiefgarage, in der die Notarztwagen und die Privatfahrzeuge der Ärzte parkten, und vor ihnen öffnete Professor Valvekens die Tür, hinter der sich der Grund ihres Hierseins verbarg.
    Das virologische und toxilogische Labor. Herrisch winkte Valvekens seine Kollegen in den großen Raum. Nach einem letzten prüfenden Blick in den menschenleeren Gang schloss er die Tür.
    »So, geehrte Kolleginnen und Kollegen«, sagte er und rieb sich die Hände wie jemand, der sich auf eine ausgiebige Mahlzeit freut, »dies ist der Plan.«
    Jon Vanderboer verschränkte die Arme vor der Brust. Im Gegensatz zu den meisten Mitarbeitern mochte er Valvekens. Zwar war der Professor ein äußerst überheblicher Mensch, der zur Tyrannei neigte, aber er war auch enorm kompetent und stets bereit, sein Wissen mit den jüngeren Medizinern zu teilen. So wie er es mit Jon getan hatte, der ihn anfangs zu seinem Mentor und später zu seinem Freund gemacht hatte.
    Beide waren leidenschaftliche Schachspieler. In den letzten Monaten hatten sie jedoch kaum eine Partie beendet, denn Valvekens beschäftigte sich bis zur Besessenheit mit der bevorstehenden Katastrophe. Für jemanden wie ihn, der stets die totale Kontrolle über seine Umgebung und sein Leben anstrebte, war ein Ereignis, das sich so hartnäckig seinem Einfluss entzog, schlimmer als ein Albtraum. Es war eine Beleidigung.
    Valvekens' Stimme riss Jon aus seinen Gedanken.
    »Wie Sie sehr gut wissen, befindet sich in diesen Räumlichkeiten die größte Ansammlung von Viren, Bakterien und Parasiten außerhalb des CDC (Center for Disease Control in Atlanta, Georgia). Das war immer der Stolz dieses Hospitals, könnte aber nach dem morgigen Tag zu einem ernsthaften Problem werden.«
    Da hat er allerdings Recht, dachte Jon. In einem der Horrorszenarien, die ihm seit Tagen durch den Kopf geisterten, sah er plündernde Junkies durch die Klinik toben. Nicht auszudenken, wenn denen diese Behälter in die Hände fielen…
    »Deshalb«, fuhr Valvekens fort, »habe ich einen Großteil der Kulturen bereits vernichten lassen. Nur die Erreger, aus denen sich Antikörper herstellen lassen, und diverse Antibiotika sind noch übrig. Unsere Aufgabe wird es sein, ab dem morgigen Tag darüber zu wachen, bis die Ordnung in diesem Land wieder hergestellt ist.«
    »Aber das kann doch Wochen oder Monate dauern«, ereiferte sich Danielle Mayar. »Sollten wir die Zeit nicht lieber nutzen, um den Patienten zu helfen, die oben eingeliefert werden?« Zwei andere Ärzte nickten zustimmend, aber Jon schüttelte den Kopf.
    »Danielle, wenn dieses Zeug an die Luft kommt, kriegst du mehr Patienten, als du in einem Leben behandeln kannst. Es ist wichtig, dass wir das verhindern. Und wenn wir deshalb ein paar Wochen hier unten rumsitzen müssen, was solls? Davon geht die Welt auch nicht unter.« Die anderen schwiegen. Der letzte Satz des jungen Arztes hing wie eine unsichtbare Mahnung zwischen ihnen. Sie dachten an das helle weiße Licht am Himmel, an die Bilder im Fernsehen und an die Zeit, die sich stur auf das Ende der Welt zu bewegte.Noch zweiundzwanzig Stunden… Sechzig Stunden später kämpften sie um ihr Leben.
    ***
    Aruula träumte.
    Der Sturm kam so plötzlich auf, dass er die Fischer völlig überraschte. Gerade noch hatte die Sonne über glasklarem Wasser gestanden und in der nächsten Minute peitschte der Wind ihnen schon die Gischt entgegen.
    Meterhohe Wellen türmten sich auf. Aruula schrie auf, als sie das Gleichgewicht verlor und über die Planken rollte. Eine der Holzfiguren - es war der Fisch -prallte gegen die Reling und ging über
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