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0149 - Wir jagten die Ratten

0149 - Wir jagten die Ratten

Titel: 0149 - Wir jagten die Ratten
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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»Da gibt es also einen Menschen, der für einen anderen, wildfremden Menschen lächelnd sein Leben aufs Spiel setzt.«
    »Nicht gerade lächelnd, Mrs. Drobb, aber ich tue auch damit nur meine Pflicht.«
    »Nein, Mr. Cotton, Sie tun mehr als Ihre Pflicht. Ich werde Ihnen nie im Leben das vergelten können, was Sie für uns tun.«
    »Unsinn, ich tue es gern. Ich habe einige Spuren. Ich werde nicht ruhen, bis ich dahinterkomme, was eigentlich gespielt wird. Tun Sie mir einen Gefallen und verraten Sie niemandem, wer ich wirklich bin, auch Ihrem Mann nicht.«
    »Ich werde schweigen!«
    »Danke! Und jetzt noch eine Frage. Wem im Betrieb vertrauen Sie hundertprozentig?«
    Die Antwort kam ohne Zögern: »Pat Will!«
    Mehr wollte ich nicht wissen. Ihre Ansicht deckte sich völlig mit der meinen.
    Ich wartete nach Geschäftsschluß vor dem Verwaltungsgebäude auf Will.
    Zehn nach fünf kam er müde und matt aus dem Portal und trat ins Freie.
    Ich hatte mich absichtlich so postiert, daß er mir direkt in die Arme rennen mußte. Er prallte mit mir zusammen und murmelte zerstreut, ich sei ein Flegel.
    »Selber Flegel!« schimpfte ich und drückte ihm einen Zettel in die Hand, auf den ich geschrieben hatte, ich wolle ihn um 19 Uhr in seiner Wohnung besuchen, er möge mich erwarten, aber zu niemandem ein Wort sagen und vor allen Dingen den Zettel sofort verbrennen.
    Will begriff sofort und rief mir noch einige Liebenswürdigkeiten nach, die ich aus Herzensgrund erwiderte.
    Pünktlich um 19 Uhr war ich bei ihm. Er besaß eine kleine möblierte Wohnung im Haus einer Lehrerswitwe am südlichen Stadtrand.
    Der Prokurist hatte Whisky, Zigaretten und zwei Gläser hergerichtet. Er nötigte mich zum Platznehmen und fragte gespannt, was ich wünsche.
    »Passen Sie auf!« sagte ich. »Ich habe mich nur an Sie gewendet, weil Sie Mrs. Drobbs Vertrauen genießen. Mit Mister Drobb selbst ist ja nicht zu reden…«
    Er nickte zustimmend.
    »Welche Rolle ich spiele«, fuhr ich fort, »kann Ihnen gleich sein. Ich bin auf jeden Fall auf der Seite Ihres Chefs und seiner Frau. — In der Fabrik sind nun in letzter Zeit Sabotage- und Spionagefälle vorgekommen…«
    Er unterbrach mich aufgeregt. »Gewiß, aber woher wissen Sie…?«
    »Ich weiß es eben. Auch ohne die Forderung der Kidnapper stände die Firma Drobb hart am Rande des Ruins. Haben Sie eineil Verdacht, wer der Schuldige in der Firma sein könnte?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Die Betriebsgeheimnisse, auf die es ankommt, sind nur Drobb, Miß Crest, mir und zum Teil verschiedenen Ingenieuren bekannt. Sie können sich jetzt selbst heraussudien, wer in Frage kommt.«
    »Der Firma Ashburne & Sedley sind jedenfalls regelrechte interne Dinge bekannt geworden.«
    »Leider!«
    »Und wie ist es eigentlich mit Miß Crest?«
    »Sie ist über jeden Verdacht erhaben!«
    »War da nicht etwas mit dem Chef?« fragte ich interessiert.
    Er sah mich erstaunt an. »Möglicherweise vor Jahren«, meinte er und hob die Schultern.
    »Und wer ist jetzt ihr Freund? Ich meine, eine Frau von 35 Jahren, die aussieht wie Wilma Crest, geht doch nicht allein durchs Leben!«
    Will nickte zustimmend.
    »Das habe ich mir selbst schon oft gesagt. Aber Tatsache ist, daß Wilma Crest allein zu sein scheint, sonst wüßte man in unserem Cobham längst Bescheid.«
    »Ist sie in ihrem Beruf sehr tüchtig?« fragte ich weiter.
    Er biß sich auf die Lippen. »Abner ist der Boß. Ich führe praktisch die Firma, mit Wilma Crest. Und wenn es darum ginge, einen von uns rauszusetzen, dann müßte ich, wenn ich ehrlich genug wäre, dazu raten, mich zu feuern und nicht Wilma.«
    Das war überraschend ehrlich.
    Aber ich hatte noch etwas auf dem Herzen. »Ich habe durch Zufall einen Blick in Hello Ashburnes Brieftasche werfen können, Mr. Will. Ashburne trägt ein Foto von Miß Crest mit sich herum.«
    »Sie glauben…?« fragte er entgeistert und begann mich mißtrauisch zu mustern. »Nun sagen Sie mir bitte, wer Sie in Wirklichkeit sind.«
    »Wer ich wirklich bin? — Ein Mann, dem das Wohl der Familie Drobb am Herzen liegt. Das- muß Ihnen genügen. Außerdem genieße ich Mrs. Drobbs Vertrauen. — Überlegen wir, was zu tun ist. Angenommen, Drobb muß die Million nicht zahlen. Läßt sich dann die Firma halten?«
    Er hob die Schultern und meinte, das sei nur möglich, wenn man einen Überbrückungskredit von 500 000 Dollar bekomme, der dazu dienen müsse, ein in Entwicklung befindliches Mehrfachgerät zur Serienreife zu bringen.
    Ich
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