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0149 - Wir jagten die Ratten

0149 - Wir jagten die Ratten

Titel: 0149 - Wir jagten die Ratten
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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und wischte sich über die Stirn. »Nur dann, wenn wir die Firma verkaufen. Ein Interessent ist ja da, aber ich weiß nicht, ob den Drobbs wirklich geholfen werden kann. Ich bin der Meinung, daß Dana bereits nicht mehr am Leben ist.«
    Da ich nichts erwiderte, redete er weiter.
    »Ich verstehe das ganze nicht mehr. Heute morgen las ich in der ›New York Times‹, die ›Rattenbande‹ sei ausgeräuchert worden, man habe aber das entführte Kind nicht gefunden. — Sie waren doch praktisch dabei, wie Dana entführt wurde. Den Umständen nach war aber diese Entführung doch unmöglich!«
    »Theoretisch konnte Dana gar nicht entführt werden, ist es aber dann doch«, meinte ich.
    Er nickte gedankenverloren und sagte seufzend: »Haus und Firma Drobb kommen mir wie ein Obstbaum mit faulen Früchten vor. In der Firma tut sich allerhand, von dem Sie nichts ahnen, Jerry. Ich habe sogar einen Detektiv beauftragt, aber den hat man ermordet! — Nun, ich werde mein möglichstes tun, um Drobb zu helfen, aber unter dem neuen Herrn mag ich nicht arbeiten.«
    »Und wer wird der neue Herr sein?«
    »Ashburne & Sedley, eine Konkurrenzfirma. Aber davon verstehen Sie nichts!«
    Wir fuhren in New York in die Wall Street, und dort hatte Will stundenlang eine Konferenz nach der anderen mit verschiedenen Banken. Ich ahnte, was der Prokurist dort wollte: das gleiche wie Abner Drobb schon vor ihm. Und er hatte, sofern ich seine Miene richtig zu deuten verstand, genau den gleichen negativen Erfolg. In der augenblicklichen Situation wollte niemand auch nur einen Dollar bei der Firma Drobb investieren. —Als wir am Abend nach Red House zurückkamen, wartete Phil ganz offiziell in der Diele auf mich.
    »Mister Cotton«, sagte er, »ich muß Sie leider noch einmal verhören. Wo kann ich ungestört mit Ihnen sprechen?«
    »Gehen wir in meine Wohnung, G-man«, sagte ich.
    Er folgte mir schweigend und machte es sich in einem Sessel bequem.
    Müde berichtete er: »Das Verhör der ›Ratten‹ geht weiter, aber mit dem gleichen Ergebnis: niemand weiß etwas von Dana Drobb, auch José nicht.«
    »Und wie steht es mit Manuela Bloome?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Sie ist, wie gesagt, vor zehn Jahren spurlos verschwunden. Sie hat vorher die Verwaltung ihres Hauses einer angesehenen Anwaltsfirma übertragen, die die Erträge auf ein Konto einzahlt. Sie selbst hat nie wieder von sich hören lassen. Sie war dem Vernehmen nach eine recht schöne Frau, lebte aber sehr zurückhaltend. Sie war nach ihrer College-Zeit kurz bei einer New Yorker Firma beschäftigt und hat dort vor ihrem Verschwinden ordnungsgemäß gekündigt.«
    »Sind Unregelmäßigkeiten vorgekommen?«
    »Nein. Das heißt, es gab da einen Skandal, aber es wäre zu weit hergeholt, Bloomes Schwester damit in Zusammenhang zu bringen. Etwa eine Woche nach Manuela Bloomes Verschwinden wurde bei der Firma eine raffiniert eingefädelte Unterschlagung von etwa zehntausend Dollar entdeckt und der Hauptkassierer beschuldigt. Er erschoß sich noch am gleichen Tag und gab damit seine Schuld zu. Der Mann hieß übrigens John Sedgewick, und die Firma ist das angesehene Finanzierungshaus Coroner & Cie.«
    »Das ist alles?«
    »Fast. Nur noch das: Manuela Bloome hatte eine Freundin, von der sie sozusagen unzertrennlich war — eine gewisse Mary Corry. Was aus dieser geworden ist, kann ich nicht sagen.«
    »Hm«, sagte ich und hielt den Atem an. »Hier im Hause dient der Butler Hal Corry und die Köchin Mary Easters. Die beiden tun offiziell wie Hund und Katze, und heimlich küssen sie sich. Ob es da einen Zusammenhang gibt?«
    Phil zuckte die Achseln. »Wird eine zufällige Namensgleichheit sein, Jerry. Und im übrigen sind die beiden, der Butler und die Köchin, einwandfrei nicht an der Entführung beteiligt.«
    »Hast du eigentlich die Sache mit dem Koffer nachgeprüft, den Corry am Entführungstag gegen 20 Uhr aus dem Haus schleppte?«
    »Sicher! Der Koffer wurde tatsächlich zu der Wäscherei gebracht. Außerdem hast du ja anderthalb Stunden später Dana Drobb noch gehört. Was willst du also?«
    Offen gestanden, ich wußte es selbst nicht!
    ***
    Am nächsten Morgen hatte ich wieder das Vergnügen, den unsympathischen Mister Ashburne von Ashburne & Sedley empfangen zu dürfen.
    Ich führte ihn zu Abner Drobb, der sich schon wieder einmal betrunken hatte. Vor der Tür gab mir Ashburne fünf Dollar als Trinkgeld.
    Als er seine Brieftasche wieder ins Jackett verfrachten wollte, steckte er sie daneben und
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