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0146 - Hinter der Zeitmauer

Titel: 0146 - Hinter der Zeitmauer
Autoren: Unbekannt
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nacht entkam, würden sie ihn über kurz oder lang fassen. Das Polizeisystem von Sphinx war ausgefeilt. Das Netz hatte keine Lücken. Sie würden ihn vor Gericht stellen, und vor Gericht würde herauskommen, daß er in Wirklichkeit als terranischer Agent gearbeitet hatte. Aus der Zwickmühle des Verhörs gab es kein Entweichen. Das Gericht würde ihn zu langjähriger Zwangsarbeit verurteilen. Und wenn man auf Terra seine Mitarbeit einer diplomatischen Demarche nicht für wert hielt, dann mußte er die Zwangsarbeit auch wirklich antreten.
    Es waren keine rosigen Aussichten, die Jerry Blanchard da überdachte. Trotzdem stieg er weiter den Aufgang hinauf. An seinen Plänen hatte sich nichts geändert. Dagegen stellte er fest, daß durch die Entwicklung der Dinge wenigstens eine wichtige Frage beantwortet war.
    Bei dem Start des Raumschiffes mußte es sich um den Beginn eines wichtigen Unternehmens handeln. Wenn es nicht wichtig wäre, hätten die Akonen sich nicht die Mühe gemacht, einen terranischen Agenten nur deswegen einzufangen, weil er zu neugierig gewesen war. Jerry hatte also richtig gehandelt, als er Nike Quinto auf Arkon III benachrichtigte.
    Das zu wissen, war schon eine kleine Erleichterung.
     
    *
     
    Eine Weile später stand Jerry Blanchard vor der Tür seines Appartements. Zögernd blickte er nach rechts und links und betrachtete die Türen der beiden Nachbarwohnungen, die eine weiter oben, die andere weiter unten im Aufgang. Über beiden leuchteten die roten Warnlampen, die für jeden gebildeten Akonen besagten, daß der Bewohner nicht gestört werden wolle. Über Jerrys Tür strahlte zur Zeit ein blaues „Bin-nicht-daheim"-Zeichen.
    Der Aufgang blieb totenstill. Das Haus schien leer zu sein. Jerry trat näher an seine Tür heran, zog den Kodeschlüssel aus der Tasche und führte ihn in den Schlitz der elektronischen Verriegelung. Das Gerät fing an zu summen. Ein Relais klickte, dann schwang die Tür nach innen zurück.
    Im selben Augenblick sprang es Jerry an. Es traf ihn fast körperlich - die wilde Flut glühendroten Lichts und das ununterdrückbare Verlangen, die Wohnung zu betreten, sich hinzulegen und sofort zu schlafen, tief und fest zu schlafen.
    Er taumelte zurück. Durch die offene Tür strömte das Verlangen immer noch auf ihn ein. Als gehorchten sie einem fremden Verstand, wollten seine Füße ihn wieder auf die Tür zutragen. Er stemmte sich dagegen. Er hob die Hand und biß sich in den Handballen. Der Schmerz brachte ihn zu Bewußtsein. So rasch er konnte, lief er ein paar Meter weit den Aufgang hinunter. Erst als er seine Tür nicht mehr sehen konnte, blieb er stehen, lehnte sich gegen die Wand der Liftschachtsäule und gab seinen Lungen Zeit, einen neuen Vorrat an Luft zu pumpen.
    Verdammt, Jerry, das war knapp, sagte er zu sich. Da waren keine Männer gewesen, die ihn in Empfang nehmen wollten. Sie hatten eine Hypnofalle installiert. Das grelle, rote Licht unterstrich die Wirkung des hypnomechanischen Generators, der irgendwo in der Wohnung stand und ihm suggerierte, er solle eintreten und sich schlafen legen. Aus dem Schlaf wäre er erst in einer Polizeizelle wieder erwacht.
    Jerry trat nachträglich der Schweiß auf die Stirn, als ihm klar wurde, wie haarscharf er am Unglück vorbeigegangen war. Hätte der kleine Wagen ihn nicht verfolgt, er hätte keinen Verdacht geschöpft. Und ohne Verdacht hätte er der Falle nicht mehr rechtzeitig ausweichen können.
    So sorgfältig es in der Eile möglich war, überlegte er sich den nächsten Schritt. Ohne Zweifel war mit dem Generator ein Signal gekoppelt, das den Leuten unten im Wagen anzeigte, wann er seine Wohnungstür öffnete. Sie vermuteten jetzt also, daß er in die Falle gegangen war. Sie würden heraufkommen, um ihn abzuholen. Der Teufel mochte wissen, woher sie den Schlüssel hatten, der ihnen Zutritt zu einer elektronisch verriegelten Privatwohnung verschaffte! Vielleicht würde ein Posten für alle Fälle unten im Fahrzeug zurückbleiben. Mit einem einzelnen Akonen getraute Jerry sich im Handumdrehen fertig zu werden.
    Die Leute, die ihn abholen wollten, würden durch einen der Antigravschächte heraufkommen. Das kostete sie nicht mehr als ein paar Sekunden. Festzustellen, daß er wider Erwarten nicht in die Falle gegangen war, dauerte nicht viel länger. Er hatte also keine Zeit zu verlieren. Je schneller er handelte, desto besser waren seine Aussichten.
    Er lief ein Stück weiter den Aufgang hinab und schwang sich in den
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