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0146 - Hinter der Zeitmauer

Titel: 0146 - Hinter der Zeitmauer
Autoren: Unbekannt
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noch nicht identifizieren konnte. Er beschäftigte sich mit diesem Problem und konzentrierte einen Teil seiner Aufmerksamkeit darauf.
    Die gegenüberliegende Talwand kam näher. Bauminseln schlossen sich zu kleinen Waldflächen zusammen. Parro erklärte, daß der Wald für die Belüftung des Kessels äußerst nützlich sei. Er schlug vor, im Schatten eines der Haine eine kleine Rastpause einzulegen. Dabei bedachte er Meech mit einem bewundernden Blick und meinte: „Für jemand, der an unsere niederen Drucke nicht gewöhnt ist, halten Sie sich außergewöhnlich gut."
    Meech wollte etwas Belangloses antworten, aber im gleichen Augenblick geschah etwas Überraschendes. Meech hatte die Suche nach dem überdimensionalen Fremdfeld, dessen Ursprung er hier im Kessel vermutete, zwar nicht völlig aufgegeben, aber doch in der Dringlichkeitsliste seiner Aufgaben ziemlich weit hinten eingereiht. Es bestand wenig Wahrscheinlichkeit dafür, daß er noch Erfolg haben würde - so hatte sein Logiksektor entschieden.
    Aber jetzt, als Parro den Wagen von der Straße fortlenkte und auf den Waldrand zuhielt, spürte er wieder, wie das Streufeld der künstlichen Sonne zu schwanken begann. Stärker als je zuvor durchdrang der Einfluß des geheimnisvollen Fremdfeldes seine Antennen und floß zu den Analysatoren, die nichts damit anzufangen wußten. Sie fingen an zu rechnen. Für lange Sekunden konzentrierte sich Meechs gesamte Geisteskapazität auf die eine Aufgabe, das Fremdfeld zu identifizieren und einen Schluß auf die Beschaffenheit des Senders zu ziehen. Für eine gefährlich lange Zeitspanne war Meech für seine beiden Begleiter nichts anderes als ein toter Metallklotz. Hätten sie ihn jetzt angeredet, sie hätten keine Antwort bekommen. Meech konnte nicht antworten. Er konnte nicht einmal mehr den Mechanismus in Tätigkeit halten, der seine Brust wie im Atemprozeß sich heben und senken ließ. Alle Energie seines Körpers floß in die Analysatoren. Es war nicht umsonst. Im hintersten Winkel des positronischen Gedächtnisses entdeckten die Taster eine halbvergessene Information, zerrten sie ans Licht und speisten sie in den Datenverarbeiter.
    Eine Hundertstelsekunde später hatte Meech die Antwort.
    Im gleichen Augenblick griff der unsichtbare Gegner an.
     
    *
     
    Meech reagierte so schnell, wie die Analysatoren sich entlasten ließen. Seine vordringlichste Aufgabe war, die beiden organischen Wesen neben ihm aus der Gefahrenzone zu bringen. Er war sicher, daß der Angriff ihm allein galt. Es gab keinen sichereren Weg, als den Wagen zu verlassen und sich so weit wie möglich von ihm zu entfernen.
    Ohne Warnung stieß Meech die rechte Seitentür auf und schwang sich hinaus. Das Fahrzeug geriet heftig ins Schaukeln, als ihm das beachtliche Gewicht des Metallkörpers so plötzlich abhanden kam. Meech stürzte ins Gras. Aber eine halbe Sekunde später war er schon wieder auf den Füßen und rannte auf die schützende Mauer des Waldes zu. Sie waren dicht um ihn herum.
    Er konnte sie fühlen. Er spürte die Ausstrahlung ihrer Körper. Ihre fauchenden Schüsse drangen ihm in den Leib und zerrissen seine Schaltungen. Er blieb stehen, als er die beiden Organischen außer Gefahr wußte, und wehrte sich. Er aktivierte die Notschaltungen seines komplizierten Körpers. Mit Waffen in beiden Händen, feuerte er um sich. Er spürte, wie der feindliche Druck ein wenig nachließ, als die Energie seiner Schüsse sich in den dünnen Schild des Relativfeldes entlud, das den Gegner für menschliche Augen unsichtbar machte. Aber er wußte, daß er auf die Dauer nicht standhalten konnte. Die feindlichen Waffen waren stärker. Mühelos durchdrangen sie das Relativfeld, das an dieser Stelle nur Bruchteile von Sekunden stark sein konnte, und erbarmungslos prasselten ihre Schüsse auf ihn ein.
    Mit einem raschen Sprung wechselte Meech seinen Standort und entging dem konzentrierten Feuer für einen Augenblick. Prasselnd und fauchend entzündete sich über ihm die Krone eines Baumes.
    Knirschend neigte sie sich vornüber und stürzte herab. Meech mußte abermals fliehen. Der Boden um ihn herum begann zu qualmen. Die modrigen Blätter vergingen im unsichtbaren Gluthauch, der lockere Boden schmolz und rann zu grauen Lachen zusammen. Qualm stieg auf und verdunkelte die Szene.
    Irgendwo am Rande seines Bewußtseins hörte Meech die Schreie der beiden Menschen, die er hinter sich zurückgelassen hatte. Er achtete nicht darauf. Seine Aufmerksamkeit galt dem
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