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0143 - Brücke ins Jenseits

0143 - Brücke ins Jenseits

Titel: 0143 - Brücke ins Jenseits
Autoren: Brücke ins Jenseits
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Gefühle ausklammern. Ben war ein sehr guter Agent, das wissen wir alle. Aber das ist jetzt bedeutungslos. Mit diesem Mord ist das ganze FBI herausgefordert worden! Mord an einem G-man, das wird in allen Zeitungen des Landes groß herausgestellt werden. Ob wir es wollen oder nicht: Die Bevölkerung wird diesen Fall gewissermaßen als eine Art Kraftprobe zwischen dem FBI und den Gangstern ansehen. Allein deshalb müssen alle nur erdenklichen Anstrengungen unternommen werden, um eine rasche und restlose Klärung des Falles zu gewährleisten. Sie werden alle Hilfsmittel zur Verfügung gestellt bekommen, die Sie verlangen. Nur bringen Sie den Mörder!«
    Ich sah den Chef ernst an.
    »Mister High«, sagte ich leise, »ich will kein G-man mehr sein, wenn dieser Fall ungeklärt bleibt.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Dann sagte Phil: »So, ich denke, wir brechen jetzt auf, oder?«
    Ich nickte. »Doch natürlich, Phil.«
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte der Chef.
    »Zur Washington Bridge«, sagte ich. »Ich habe den Fetzen gelesen, der sich in Bens Brieftasche befand. Wer weiß, vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen diesem anonymen Brief und Bens Ermordung. Ich wüsste zwar nicht, wie dieser Zusammenhang aussehen sollte, aber möglich ist es immerhin.«
    »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie mit Johnny Midwell gesprochen haben sollten«, sagte Mister High. »Es würde mich interessieren, zu hören, wie ein ehemaliger Gangsterkönig eines ganzen Stadtteils seine alten Tage verbringt.«
    »In Ordnung, Chef.«
    Wir setzten unsere Hüte auf und gingen. Als ich schon die Hand zur Türklinke ausgestreckt hatte, rief der Chef: »Jerry und Phil!«
    Wir drehten uns gleichzeitig um.
    »Ja?«, fragte Phil.
    Mister High sah uns lange an, dann sagte er leise: »Wenn irgend möglich, bringt ihn lebendig!«
    Wir nickten nur. Dann gingen wir hinaus.
    ***
    Die George Washington Bridge führt von der 178th Street im Norden Manhattans hinüber zur Lemoine Avenue in Fort Lee im Staat New Jersey.
    Unter dieser Brücke sollten wir Johnny Midwell, den ehemaligen Gangsterkönig der Bronx, finden, so 16 hatte er selbst geschrieben. Aber wie stellte er sich das vor?
    Die George Washington Bridge führt mit ihrer Anfahrtsrampe immerhin über einem halben Dutzend von Straßen hinweg. Wo sollte man da nach Johnny Midwell suchen?
    Well, wir taten unser Möglichstes. Straße für Straße suchten wir ab. Sogar die Grünflächen unmittelbar am Hudsonufer.
    Es war sieben Uhr früh, als Phil sich stöhnend den Hut ins Genick schob und er von seinem Ausflug ins Grüne zum Jaguar zurückkehrte.
    »Bei mir ist er nicht«, sagte er.
    »Auf meiner Seite war er auch nicht«, sagte ich und gähnte.
    »Verdammt«, knurrte Phil, »wenn er ehrlichen G-men nur die Zeit stehlen will, dann kann er was von mir erleben!«
    »Gar kein schlechter Gedanke«, sagte ich. »Aber vorher musst du ihn erst einmal gefunden haben.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Phil missmutig.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Irgendwo frühstücken, dann zurück zum Distriktgebäude. Mal sehen, was das Labor inzwischen mit den eingereichten Spuren gemacht hat.«
    Die ganze Nacht über war in unseren Labors fieberhaft gearbeitet worden. Als wir kurz nach halb neun zurück ins Distriktgebäude kamen, stapelten sich auf meinem Schreibtisch sämtliche Protokolle, die von der Mordkommission nach den Tatortberichten getippt worden waren.
    Phil und ich sahen sie flüchtig durch, soweit sie Dinge betrafen, die wir aus der Arbeitsbesprechung schon wussten. Den Rest der Protokolle teilten wir uns und lasen sie. Danach tauschten wir unsere neuen Kenntnisse aus.
    »Die Zigarette stammte wahrscheinlich von Ben«, sagte Phil. »Die Speichelanalyse hat ergeben, dass die Zigarette von einem Mann mit Blutgruppe AB geraucht wurde. Ben hatte AB.«
    »Okay«, sagte ich. »Also können wir diese Sache außer Acht lassen. Die sechs Fußspuren, die man ausgegipst hat, stammen eindeutig von derselben Person. Die Schuhgröße wird mit sechseinhalb angegeben. Bei einer eventuellen Verhaftung sollen sämtliche Schuhe des Täters oder Tatverdächtigen mit beschlagnahmt werden. Nach den Abdrücken ist eine genaue Identifizierung der Schuhe möglich, die der Täter zur Tatzeit trug. Als Beweismittel vor Gericht ist das sehr wichtig.«
    »Großartig«, nickte Phil. »Dafür ist es mit meiner nächsten Sache nichts. Die kurzen hellblonden Haare, die in der Nähe des Tatorts gefunden wurden, stammen tatsächlich von
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