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0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

Titel: 0142 - Der Schwiegersohn des Teufels
Autoren: Der Schwiegersohn des Teufels
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ihm wie vielen Menschen, die im Allgemeinen nervös und aufbrausend sind, aber im Augenblick akuter Gefahr eine Besonnenheit entwickeln, die ihnen niemand zugetraut hätte.
    Das Einzige, worin seine Unruhe Ausdruck fand, war die Tatsache, dass er Unmengen von Whisky vertilgte und dabei nüchtern wie ein Fisch im Wasser blieb.
    Es war gegen 6 Uhr abends, als das Telefon klingelte.
    Bendix angelte sich den Hörer und meldete sich.
    »Haben Sie schon Ihren Sohn vermisst?«, fragte eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung, der man anhörte, dass sie durch ein Taschentuch gefiltert wurde, das über der Muschel lag.
    »Wie viel verlangen Sie?«, fragte Bendix zurück.
    »Okay«, sagt der andere. »Ich sehe, Sie haben begriffen. Hören Sie gut zu. Bringen Sie morgen Vormittag bis 11 Uhr 20 000 Dollar in kleineren Scheinen zu Ransoms Boarding-house. Es liegt ein wenig abseits auf der Strecke zwischen Jersey City und Newark. Packen Sie das Geld in eine Konservenbüchse und stellen Sie diese auf die Trennwand zwischen Herren- und Damentoilette. Vergessen Sie nicht, das Papier der Verpackung zu entfernen, bevor Sie die Büchse abstellen. Sollten Sie die Polizei benachrichtigen oder einen Privatdetektiv einschalten, dann zahlen Sie das Doppelte. Oder wir schicken Ihnen Ronald als Paket zu. Haben Sie alles richtig verstanden?«
    »Ich habe«, sagte Thornton Bendix. »Hören Sie…«
    In diesem Augenblick knackte es in der Leitung. Der Teilnehmer hatte abgehängt.
    Bendix legte den Hörer auf, goss sich ein Glas voll Whisky und leerte es auf einen Zug. Dann zündete er sich eine dicke Brasil an und rekapitulierte alles, was er bisher über Kidnapping gelesen oder gehört hatte.
    Thornton war nicht von vorgestern. Und er wusste, dass Kidnapper nicht mit sich spaßen lassen, schon deshalb nicht, um sich für künftige Erpressungen den notwendigen Respekt zu verschaffen.
    Bendix telefonierte mit seiner Bank, bestellte sich für den nächsten Morgen das Geld und kramte aus seinem Schreibtisch einen Stadtplan von New York und Umgebung hervor, um sich über die Gegend zu informieren, in der Ransoms Boarding-house liegen musste.
    ***
    Es begann zu dämmern, als ich den Jaguar in die Einfahrt des Hauses 112 am Henry Hudson Parkway lenkte.
    Bendix war zu Hause, und Phil und ich wurden sofort zu ihm geführt.
    Als wir durch die Tür seines Arbeitszimmers marschierten, stemmte er sich aus seinem Schreibtischsessel und stapfte uns entgegen.
    »City Police?«, fragte er und streckte mir die Hand hin.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »No, Mister Bendix«, entgegnete ich. »FBI. Ich heiße Cotton, und das ist Mister Decker.«
    Bendix nickte und reichte auch Phil die Hand.
    Dann deutete er mit einer Handbewegung auf eine Sesselgruppe, die vor einer Bücherwand stand, ging zum Schreibtisch und kam mit der Whiskyflasche zurück. Im Vorbeigehen holte er zwei weitere Gläser aus einem Schrank.
    »Nehmen Sie Soda?«, fragte er und schenkte ein.
    »Wir sind im Dienst, Mister Bendix«, begann Phil. »Im Dienst dürfen wir…«
    »Ich weiß«, unterbrach Bendix. »Ich würde Ihnen empfehlen, den Bourbon ohne Soda zu trinken. Dann entfaltet er nämlich erst sein Aroma.«
    Phil warf mir einen kurzen Blick zu, und ich merkte ihm an, dass ihn die Art des Hausherrn befremdete. Auch ich hatte mir einen Vater, dem man das Kind entführt hat, anders vorgestellt. Doch ich hütete mich vor voreiligen Schlüssen.
    »Kommen Sie wegen des Mordes, oder wegen der Kindesentführung?«, fragte Bendix.
    »Um den Mord selbst kümmert sich die City Police«, sagte ich. »Aber schließlich hängt es ja zusammen. Haben die Kidnapper sich schon mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
    Bendix nickte.
    »Haben Sie«, sagte er.
    »Und?«, fragte Phil ebenso kurz.
    Der Hausherr trank sein Glas leer, zündete sich umständlich eine Zigarre an und lehnte sich im Sessel zurück.
    »Kein Und«, meinte er. »Ich kann Ihnen nur sagen, dass mich die Geschichte 20 000 Dollar kostet. Mehr nicht.«
    Ich hatte so etwas Ähnliches erwartet, deshalb überraschte mich diese Mitteilung nicht sonderlich. Wir erleben es bei Fällen von Kidnapping oft, dass die Angehörigen uns kaum unterstützen, weil sie Angst vor Repressalien haben. Und ich wusste auch aus Erfahrung, dass es wenig Zweck hat, diese Leute zu einer Sinnesänderung bringen zu wollen.
    »Haben Sie einen Brief bekommen, oder wurden Sie angerufen?«, fragte ich und dachte an die Telefonüberwachung, die Phil bereits am Nachmittag
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