Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
014 - Die Insel der wandelnden Toten

014 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 014 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
zurückschreckten, das Fleisch ihrer Freunde zu verzehren. Er dachte an den Vers, den er auf der Karte gelesen hatte: Kommt Stheno und Euryale Dir entgegen …
    Er hatte die beiden sofort mit den Gorgonen aus der griechischen Mythologie assoziiert, doch er hatte am Anfang nicht gewußt, daß die Übereinstimmung so exakt war.
    Wachsen Schlangen aus wildem Wein …
    Die Weibsteufel hatten ihre Haare zu turmartigen Gebilden frisiert, die von Gebinden aus wildem Wein zusammengehalten wurden. Zwischen den Weinranken begannen sich nun die Haare zu schlängeln. Sie bekamen ein eigenes Leben. Statt der Haarpracht zierte das Haupt der Gorgonen plötzlich eine vielköpfige Schlangenbrut. Die starren Augen bannten ihre Opfer mit hypnotischen Blicken, machten sie willenlos und gefügig. Die gespaltenen Zungen zuckten aus den Reptilienmäulern.
    Und Deine Jugend ist gegangen …
    Eine Umarmung dieser überirdischen Frauen mußte sich jeder Mann erträumen. Allein der Gedanke daran brachte unbeschreibliche Wonnen. Diese zarten Hände liebkosend auf der Haut zu spüren, den festen, warmen Körper an sich zu drücken und sich an den sinnlichen Lippen festzusaugen – das war der Traum des Lebens. Aber es war ein Traum, der das Leben kostete. Wenn die Umarmung vorüber war, dann war aus den Lippen des Opfers die Lebenskraft herausgesogen. Zurück blieb eine fast leere Hülle, zerknittert, ausgedorrt. Zurück blieb ein Greis.
    Lohnte sich das für einen kurzen Augenblick? War dieses höchste Glück, das ein Mann je erfahren konnte und das doch nur einen Atemzug dauerte, so lange, wie Stheno und Euryale brauchten, um das Leben aus ihrem Opfer zu saugen – war die Erfahrung dieses Glücks den Preis wert? Gewiß nicht.
    »Gianni!« Er rief den Namen des Mafioso, um ihn aus der Lethargie zu reißen.
    Das Echo hallte eindringlich zurück, nur Gianni hörte ihn nicht. Und Stheno – oder Euryale? – kam näher. Gianni war bereit, den geforderten Preis für einen einzigen Höhepunkt zu bezahlen. Er vibrierte förmlich vor Spannung. Die Energien stauten sich in seinem Körper, um sich in einem einzigen Augenblick zu entladen.
    Die Frau kam näher. Der Dämonenkiller erwartete sie mit erhobenem Buschmesser. Er hatte die Augen halb geschlossen und blickte durch den Weibsteufel hindurch. Er hoffte, daß es so aussah, als würden die starren Blicke aus den hin und her pendelnden Schlangenköpfen ihn hypnotisieren.
    Der Weibsteufel befand sich jetzt dicht vor ihm. Die personifizierte Verheißung, die Inkarnation der Leidenschaft …
    Alles Blendwerk , dachte Dorian. Denn hinter diesem Trugbild lauerte der Tod.
    Er holte aus. Sein Schrei hallte durch das Gewölbe und zerriß die letzten Schleier der Illusion. Die Trugbilder zerrannen, zurück blieb die nackte Bedrohung durch die züngelnden Schlangen.
    Er ließ das rasierklingenscharfe Buschmesser durch die Luft sausen. Hinter diesem Schlag steckte Kraft. Die Schlangenköpfe fielen wie Grashalme. Nur winden sich Halme nicht und zischen nicht und haben keine Reptilienmäuler mit Giftzähnen.
    Dorian sprang zurück, als die vom Haupt abgetrennten Schlangen über den Boden auf ihn zukrochen. Er zertrat eine Schlange, die zu nah gekommen war, und wandte sich dann Gianni zu. Die Gorgone hatte ihn fast erreicht. Als sie Dorian auf sich zukommen sah, duckte sie sich unter dem ersten Streich hindurch. Doch er ließ das Buschmesser daraufhin in die Tiefe sausen und schnitt dem Gorgonenhaupt eine Tonsur.
    Die Weibsteufel kreischten nun wie die Furien; nicht aus Schmerz, sondern vor Wut und Enttäuschung. Sie standen Seite an Seite und versperrten Dorian den Weg zum Ausgang. Er konnte sich nur in die Höhle zurückziehen.
    Er stieß den völlig apathischen Gianni vor sich her. Im Vorübergehen ergriff er noch den Tornister mit den Sprengladungen, den er sich über die Schulter warf.
    Die beiden Weibsteufel verfolgten sie. Dorian sah, daß die abgetrennten Schlangen auf ihren Häuptern nachwuchsen. Die Gorgonen hatten jetzt etwas Raubtierhaftes an sich. Sie wollten nicht mehr verführen, sondern gingen zum gnadenlosen Angriff über.
    Er machte einen Ausfallschritt und trennte mit einem kraftvollen Streich einige Schlangen vom Haupt der einen Gorgone. Eine von ihnen schnellte auf Dorian zu. Er konnte sie im Flug abfangen, bekam sie hinter dem Kopf zu fassen und schleuderte sie zurück. Die Gorgonen reagierten unerwartet. Sie zuckten zurück.
    Dorian hatte dafür nur eine Erklärung: Wahrscheinlich wurden die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher