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014 - Die Insel der wandelnden Toten

014 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 014 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Dämonenkiller
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Schlangen nach der Abtrennung völlig unabhängig, und ihr Gift war nunmehr für die Gorgonen so tödlich wie für alle Sterblichen.
    Dorian machte die Probe aufs Exempel. Er bückte sich nach einer Schlange und schleuderte sie ebenfalls den Weibsteufeln entgegen. Wieder wichen die Gorgonen entsetzt zurück – diesmal sogar bis ans andere Ende des Gewölbes.
    Diese Gelegenheit ließ sich Dorian nicht entgehen. Er packte Gianni am Arm und rannte mit ihm in die Höhle hinein, die in die Tiefen des Felsens führte. Er lief so lange, bis ihn die Kräfte verließen.
    Als er stehenblieb, fragte Gianni: »Was ist passiert? Wo sind wir?«
    Da wußte Dorian, daß der Bann von ihm gewichen war. Er atmete erleichtert auf. Doch schon im nächsten Augenblick sank seine Hoffnung wieder. Hinter ihnen ertönte das Gekreische der Gorgonen. Dorian überlegte nicht lange. Es gab nur eine Möglichkeit, sie sich vom Hals zu schaffen.
    »Zünden Sie das Feuerzeug an, Gianni!« befahl er. Im Licht der Gasflamme holte er einen der kleineren Sprengsätze aus dem Tornister und stellte den Zeitzünder auf dreißig Sekunden ein. Er deponierte ihn in einem Felsspalt und brachte sich mit Gianni in Sicherheit. Sie zählten im Geist mit, und als sie bis fünfundzwanzig gekommen waren, suchten sie hinter einem Felsvorsprung Deckung.
    Wenige Sekunden später ertönte die Explosion.
    »Das wird sie hoffentlich aufhalten, bis wir aus diesem Labyrinth heraus sind«, sagte Dorian.
    »Da vorn wird es bereits hell!« rief Gianni plötzlich.
    Tatsächlich! Dorian konnte den schwachen Lichtschein sehen. Doch dann stutzte er. Das Licht wurde heller.
    »Der Lichtschein kommt auf uns zu«, stellte er fest.
    Er starrte auf die Ecke, hinter der jeden Augenblick der Träger der Lichtquelle auftauchten mußte.
    Welche Schrecken würden sie diesmal erwarten? Wenige Augenblicke später wußte er es. Vor ihnen stand Valiora.
    »Nicht schießen!« sagte sie. »Ich will euch helfen.«
    Dorian erkannte, daß sie ihnen diesmal in Fleisch und Blut gegenüberstand. Sie war auch nicht nackt, sondern trug eine schwarze Bluse, schwarze Hosen und hochhackige Sandalen.
    »Vertraut mir«, sagte sie fast bittend und dabei wirkte sie hilflos und leicht verängstigt. »Ich kenne den Weg aus diesem Höhlensystem. Er führt direkt zum Hafen. Ich bin bereit, euch dorthin zu bringen.«
    »Das ist eine Falle«, behauptete Gianni und hob seine Maschinenpistole. »Sie wird stinkende, verwesende Scheusale aus uns machen.«
    »Das kann sie in diesem Augenblick vermutlich gar nicht«, sagte Dorian. Das war keineswegs seine Überzeugung, doch wollte er verhindern, daß Gianni, dessen Finger locker am Drücker saß, unbesonnen feuerte. So ausgeschlossen war es nicht, daß das Mädchen es ehrlich meinte.
    »Wir würden Ihnen gern glauben, Valiora, aber wie können wir sicher sein, daß Sie nicht ein doppeltes Spiel mit uns treiben?«
    Statt einer Antwort begann sie zu rezitieren:
     
    »Valiora ist auf Deinen Wegen
    Ihr Auge blickt aus Stein
    Sie ist von Asmodi gefangen
    Kommt Stheno oder Euryale Dir entgegen
    Wachsen Schlangen aus wildem Wein
    Und Deine Jugend ist gegangen.«
     
    Da wußte Dorian, daß er ihr trauen konnte.

    Valiora leuchtete ihnen mit einer alten Petroleumlampe. Die Stollen, durch die sie kamen, waren verwinkelt, manchmal breiter, dann wieder eng; ein Stück weit waren Wände und Decke aus Stein, dann bestanden sie wieder aus Erde und wurden von dicken, aber morschen Holzbalken gestützt. Es ging immer bergab. Die links und rechts abzweigenden Seitengänge ignorierte Valiora.
    Sie legten Kilometer um Kilometer zurück und sprachen kaum miteinander. Dorian hatte viele Fragen, aber er stellte sie nicht. Er wartete darauf, daß Valiora von selbst zu sprechen begann, daß sie ihm die Antworten gab, die er haben wollte. Doch sie schwieg. Nur in einem Punkt verschaffte sie ihm Klarheit.
    »Ihr wundert euch sicherlich, wie ich zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle sein konnte«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. »Ich dachte schon, daß ich zu spät kommen würde. Als ich entdeckte, daß euch die Greise – alles Opfer der Gorgonen – den beiden Weibsteufeln auszuliefern gedachten, da wollte ich mich sofort auf den Weg machen, aber ich hatte nicht gleich Gelegenheit dazu. Er hielt mich auf, und ich mußte warten, bis er seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zuwandte. Im Augenblick ist er sehr beschäftigt.«
    Dorian wußte, daß sie Asmodi meinte, aber sie verriet nicht, auf welche
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