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0139 - Im Land des Vampirs

0139 - Im Land des Vampirs

Titel: 0139 - Im Land des Vampirs
Autoren: Jason Dark
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tauchte sie in eine malerische Farbe.
    Das Klirren der Hufe, dazu das Schmatzen und Gurgeln des Wassers wirkten beruhigend auf mich, und ich ertappte mich bei dem Gedanken, einzuschlafen.
    Am Himmel stand ein dicker, runder Mond. Sein Licht war fahlgelb und verlor sich blitzend auf den Wellen des Rheins.
    »Ich bin hier in Deutschland, nicht wahr?« fragte ich nach einer Weile.
    »Ja, mein Herr!«
    »Sag doch einfach John zu mir.«
    Sie schaute mich an. »Zu einem solch hohen Herrn?«
    »Ich bin kein hoher Herr, nur eben fremd.«
    »Aber Ihr tragt eine andere Kleidung als wir. Ich kenne sie nicht.«
    Was sollte ich dazu sagen? Ich konnte ihr schlecht erklären, daß ich aus einer anderen Zeit stammte, sie hätte es wahrscheinlich nie begriffen. Deshalb schwieg ich.
    »Es ist wieder Vollmond«, sagte sie.
    »Hat das etwas zu bedeuten?«
    Sie nickte, und ihre schwarzen Haare flogen. »Dann ist er wieder unterwegs.«
    »Wer?«
    »Der Graf.«
    »Welcher Graf?«
    »Du hast noch nie von ihm gehört?« Sie war zum vertraulichen Ton übergegangen, was mich freute.
    »Es ist Graf Fariac.« Sie deutete nach links, zu der großen Burg hinüber. »Man sagt, daß er kein Mensch wäre, sondern ein Blutsauger, ein Vampir.«
    Das war es! Graf Fariac. Schon hatte ich die Verbindung. Fariac Cosmetics und jetzt der Name.
    Mir wurde zwar nichts klar, aber es würde mir leichter fallen, Zusammenhänge zu begreifen.
    »Du schweigst?« fragte Ilona.
    »Was soll ich sagen?«
    »Die meisten bekommen Angst, wenn sie den Namen hören. Und jetzt ist Vollmond. Er wird in der Nacht wieder unterwegs sein.«
    »Ist denn niemand da, der gegen ihn kämpft?« erkundigte ich mich.
    »Nein. Keiner. Die Menschen haben Angst. Und die Menschen auf dem Schloß halten zu ihm. Man spricht davon, daß es Tote sind, die er um sich geschart hat. Aber auch schöne Frauen, die tagsüber in ihren Särgen liegen und erst in der Nacht erwachen, wo sie auf Beutefang gehen. Die Menschen in den Dörfern hängen Knoblauch vor ihre Fenster, um die Vampire abzuschrecken. Wie in meiner Heimat. Aber der Krieg hat viele dahingerafft.«
    »Wie lange hat er denn gedauert?«
    »Ich weiß es nicht. Als ich geboren wurde, da kämpften die Soldaten und Söldner schon. Ich habe von Wallenstein, dem Friedländer, gehört. Er soll ein großer Feldherr sein.«
    Jetzt wußte ich genau, in welche Zeit ich geraten war. Ich befand mich im siebzehnten Jahrhundert, zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Von 1618-1648 hatte er getobt und halb Europa verwüstet.
    Kaum zu fassen…
    »Du wirst blaß«, sagte das Mädchen. »Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Schon, aber ich…« Was sollte ich ihr sagen? Ich fand einfach nicht die Worte, mit ihr über mein Problem zu sprechen. Zum Glück wurden wir auch abgelenkt, denn der Weg schlängelte sich vom Fluß weg und stieß in die Berge.
    »Wir werden bald das Nachtlager aufschlagen«, sagte Ilona. »Du wirst bei uns schlafen.«
    Jetzt wollte ich es wissen. »Befindet sich noch jemand im Wagen?«
    »Ja, mein Vater.«
    »Warum zeigt er sich nicht?«
    »Er fürchtet die Menschen.«
    Ich drehte den Kopf. Der Wagen hatte eine besondere Konstruktion. Hinter dem Kutschbock befand sich nicht direkt der Einstieg auf die Ladefläche, sondern nur ein kleines Fenster ohne Scheibe. Violette Vorhänge deckten die Sicht ab.
    Das Mädchen gab dem Gaul die Zügel und machte das Pferd somit munter. Es schnaubte unwillig und trabte dann den Weg hoch.
    Ich fragte nicht mehr weiter, denn sicherlich würde mir der Alte eine Antwort geben, wenn er sich zeigte.
    Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner rechten Schulter.
    Ich drehte mich nach links um und schaute in ein faltiges Gesicht, das zwischen den beiden Vorhanghälften hervorlugte. Der alte Mann hatte langes graues Haar und trug auf dem Kopf eine blaue Mütze. Allerdings blickten die Augen in dem Gesicht klar und scharf. Ich stellte fest, daß sie denen des Mädchens glichen.
    »Sie sind Ilonas Vater«, sagte ich.
    Der Alte lächelte und nickte. »Ja«, erwiderte er. »Ich heiße Marek. Stephan Marek!«
    ***
    Marek!
    Himmel, war das eine Überraschung. Oder ein Zufall. Ich dachte zurück an Marek, den Pfähler. Suko und ich hatten ihn in Siebenbürgen kennengelernt, als wir Kalurac, Draculas Neffen, jagten.
    Der Pfähler hieß allerdings Frantisek Marek, nicht Stephan. Und der Name Marek war häufig genug. Es konnte also ein Zufall sein.
    Denn daß hier, ein Ahnherr des Frantisek Marek hinter mir hockte, daran
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