Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

Titel: 0139 - 200 Minuten um Leben und Tod
Autoren: 200 Minuten um Leben und Tod
Vom Netzwerk:
ohnehin der Stärkere war, aber er hatte jedenfalls dabeigestanden, und er hatte nichts getan, um diesen brutalen Mord an einem alten, ergrauten Landstreicher zu verhindern.
    Ich beschäftigte mich in Gedanken mit Johnny. Als die Ratte gerade abgeholt wurde, klingelte das Telefon.
    »Cotton«, sagte ich in den Hörer.
    Dabei schielte ich auf meine Uhr. Sieben Minuten nach halb eins. Die Zeit lief einem unter den Händen weg.
    »High. Es stimmt, Jerry. Diese Margy Robins lebt in der Kneipe, in der auch Ronny etwas von der Bombe hörte. Ein Kollege wohnt da oben in der Gegend und kennt die Verhältnisse ziemlich gut. Diese Frau lebt mit ihrer Tochter in der Kneipe, einer jungen Reporterin.«
    Ich holte tief Luft.
    »Was sagen Sie da, Chef? Eine junge Reporterin?«
    »Ja. Daisy heißt das Mädchen. Daisy Robins.«
    »No, Chef. Daisy Leaven. Vielleicht ist sie ein uneheliches Kind und trägt den Mädchennamen der Mutter. Aber wie dem auch sei, diese Reporterin ist mehr als verdä…«
    Ich brach mitten im Satz ab. Ungeduldig fragte Mr. High: »Was ist denn los, Jerry?«
    »Mir ist etwas eingefallen, Chef«, sagte ich. »Mir ist etwas eingefallen, was ich schon vor ein paar Stunden hätte prüfen sollen. Ich habe keine Zeit mehr, Chef. Die Bombe! Halten Sie mir beide Daumen! Ich glaube, ich habe jetzt den richtigen Mann!«
    Ich warf den Hörer auf die Gabel und stürzte zur Tür hinaus. Zwei Minuten später jagte mein Jaguar mit gellender Sirene die Third Avenue hinauf.
    Ich saß weit vorgebeugt und starrte mir fast die Augen aus den Höhlen, um den dichter werdenden Nebel zu durchdringen. Die Straßenlaternen waren eingeschaltet worden, und in den meisten Häusern brannte Licht.
    Über Manhattan war es so dunkel geworden wie bei Nacht. Dabei war es vierzehn Minuten vor ein Uhr, als ich den Jaguar vor Johnnys Kneipe anhielt.
    ***
    Ich betrat das Lokal und ging geradenwegs zur Theke.
    Der Wirt erkannte mich wieder, eilte herbei und erkundigte sich mit einem plumpvertraulichen Grinsen: »Erfolg gehabt, Sir?«
    Ich zuckte die Schultern: »Wie man’s nimmt. Im Augenblick bin ich einem Mann auf der Spur, der um eins eine Bombe in die Luft gehen lassen will.«
    Er erschrak. »Eine Bombe?«
    »Ja. Eine Bombe, eine Höllenmaschine, wie auch immer Sie so etwas nennen wollen. Um eins soll das Ding in die Luft gehen. Geben Sie mir einen Whisky!«
    »Jawohl, Sir.«
    Er schenkte ein. Dabei hielt er den Kopf gesenkt und blickte nach unten, um aufzupassen, dass er nicht zu viel einschenkte. Oder aus einem anderen Grund?
    »Aber wenn die Bombe um eins in die Luft gehen soll«, meinte er mit noch immer gesenktem Kopf, »dann haben Sie aber nicht mehr viel Zeit, wenn Sie das noch verhindern wollen.«
    »Ich habe dreizehn vor eins«, sagte ich und trank in Ruhe meinen Whisky. »Was glauben Sie, was in dreizehn Minuten alles passieren kann?«
    Ich stellte das Glas hin und sagte: »Übrigens möchte ich gern mal mit Ihrer Stieftochter sprechen. Mit Miss Daisy Leaven, wenn ich nicht irre.«
    »Ich weiß nicht, ob Daisy da ist«, sagte er.
    »Würden Sie mal nachsehen? Oder halt! Sie können ja hier von der Theke nicht weg. Beschreiben Sie mir nur die Lage ihres Zimmers. Ich möchte sie aufsuchen.«
    »Aber…«
    Er wollte irgendwelche Einwände erheben. Ich kam ihm zuvor: »Nein, nein, wirklich, Sie brauchen deshalb nicht hier wegzugehen. Beschreiben Sie mir nur die Lage des Zimmers, ich finde den Weg dann schon.«
    »Tja, also«, murmelte er, wischte sich die Hände an der umgebundenen Schürze ab und zeigte auf eine Tür, die nach hinten führte.
    »Gehen Sie durch diese Tür! Sie kommen in einen Flur. Hinten führt eine Treppe ins Obergeschoss. Gehen Sie diese Treppe hoch. Die zweite Tür auf der linken Seite.«
    »Danke.«
    Ich tippte mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe, legte eine Münze für den Whisky auf die Theke und machte mich auf den Weg.
    Als ich an Daisys Zimmertür klopfte, hörte ich drinnen etwas poltern, dann fragte die junge Reporterin: »Wer ist da?«
    »Cotton«, sagte ich.
    »Wer ist Cotton?«, fragte sie zurück.
    »Cotton vom FBI. Ich habe heute Morgen schon einmal mit Ihnen gesprochen.«
    »Woher soll ich wissen, dass Sie es wirklich sind und nicht irgendjemand anders, der nur Ihre Stimme nachahmt?«
    Ich kratzte mich hinterm Ohr. Sie war aber auch mehr als misstrauisch.
    »Ich schiebe Ihnen meinen Dienstausweis unter der Tür durch.«
    »Einverstanden.«
    Ich bückte mich und schob die Karte in der Zellophanhülle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher