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0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

Titel: 0139 - 200 Minuten um Leben und Tod
Autoren: 200 Minuten um Leben und Tod
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entfernt, als er abdrücken wollte. Ich konnte unmöglich schneller bei ihm sein als seine Kugel bei mir.
    »Drück ruhig ab, Ratte!«, sagte ich.
    Er wurde eine Sekunde lang unsicher. Ich sah es an seinem Zeigefinger, der sich wieder streckte.
    »Wenn meine Kollegen in ein paar Minuten kommen und meine Leiche bei dir finden, ist dein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Keinen verrosteten Nickel. Mein Wort darauf.«
    »Welche Kollegen?«, fragte er lauernd.
    »Die anderen G-men vom FBI.«
    »Wieso sind das deine Kollegen?«
    Seine Stimme klang bereits ängstlich. Die drei Buchstaben FBI hören sämtliche Gangster der USA äußerst ungern.
    »Weil ich selbst ein G-man bin, sind die anderen G-men meine Kollegen«, sagte ich leichthin. »Das ist doch klar.«
    »Ich denke, du bist vom Fach?«
    »Ja, nur von der anderen Frontlinie.«
    Der Arm mit seiner Pistole sank eine Idee tiefer.
    »Wer sagt mir, dass du mich nicht wieder anlügst?«
    »Mein Dienstausweis.«
    »Und wo ist der?«
    »In meiner Manteltasche. Rechts.«
    »Jetzt weiß ich, was du willst! Ich soll dich in deine Manteltasche greifen lassen! Und du ziehst eine Kanone und knallst mich über den Haufen! Du und ein G-man! Dass ich nicht lache!«
    Er lachte nicht. Offenbar fühlte er sich doch nicht danach.
    Er hob langsam wieder die Waffe. In diesem Augenblick fiel mir der letzte, verzweifeltste Bluff ein, den es in solchen Situationen gibt. Ich wandte den Kopf zur Tür und sagte: »Komm ruhig rein, Phil! Der Kerl kann nicht gleichzeitig zwei Leute erschießen.«
    Er warf den Kopf herum und stierte zur Tür. In dem Bruchteil dieser Sekunde, den er dazu brauchte, hatte ich meine Pistole in der Hand und drückte ab.
    Ich verfehlte ihn, aber auch sein Schuss knallte in die Wand, denn ich stand längst nicht mehr da, wo ich gestanden hatte.
    Ich lag auf dem Boden, halb von einer Kiste gedeckt, und ich brachte den nächsten Schuss gezielt an.
    Seine Waffe wurde ihm aus der Hand geschleudert, er stieß einen spitzen Schrei aus und schlenkerte seine rechte Hand hin und her. Meine Kugel hatte zwar nur seinen Handrücken gestreift, aber ich weiß aus Erfahrung, dass ein Streifschuss häufig schmerzhafter ist als ein richtiger Treffer.
    Ich stand auf und ging zu ihm.
    »Hör auf zu wimmern«, sagte ich mitleidlos. »Als ihr Ronny umgelegt habt, war euch doch so stark zumute. Jetzt zeig, dass du ein Mann bist! Los, Komm! Beim FBI herrscht chronischer Zeitmangel, und wir haben noch mehr zu tun, als Ratten aus ihren Löchern zu pfeifen.«
    Ich packte ihn am Arm und führte ihn hinaus, nachdem ich vorher seine Pistole eingesteckt hatte.
    Es gibt zwei Arten, wie sich Gangster bei einer Verhaftung benehmen. Die einen werden frech und schreien Wörter wie Ungerechtigkeit, Freiheitsberaubung und andere schöne Begriffe, die sie vorher nie geachtet haben. Die anderen werden ganz klein und erzählen in einer Tour, dass sie es nicht waren, sondern irgendein anderer.
    Die Ratte spielte die zweite Platte. Auf einmal war er so ein armer kleiner, unschuldiger Wicht. An allem war nur sein Komplize schuld.
    Als mir seine Litanei zu viel wurde, herrschte ich ihn an: »Wer ist denn dieser sagenhafte Freund, der an allem schuld ist?«
    »Bloyd! Bloyd Stephen! Bestimmt! Der war es! Der hat Ronny umgelegt! Ich stand nur dabei! Ich habe nichts gemacht!«
    »No«, sagte ich. »Du hast nichts gemacht. Du hast nur dabeigestanden und zugesehen, wie vor deinen Augen ein alter Mann ermordet wurde. Du bist ein ganz unschuldiges Pflänzchen! Erzähl das den Geschworenen!«
    Seine Schreie gellten durch die Straße, als er laut brüllend seine Unschuld beteuerte.
    Ich stopfte ihn schnell in den Jaguar, griff ins Handschuhfach und verpasste ihm ein Paar Handschellen. Im letzten Augenblick wollte ich ihm keine Chance mehr geben. Und es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein Gangster noch unterwegs zum Gefängnis einen Versuch unternommen hätte, wieder Herr der Situation zu werden.
    »Holen Sie meinen Freund auch!«, wimmerte die Ratte. »Er war es! Wieso soll ich allein sitzen? Er hat es getan! Er muss auch verhaftet werden!«
    »Wo wohnt denn dein Freund?«
    »Zwei Häuser weiter!«
    »Was?«
    »Wirklich! Ich schwöre es Ihnen, G-man!«
    Wenn es wirklich so nah war, wäre es die reinste Zeitverschwendung gewesen, daran vorbeizufahren. Abgesehen davon, dass der Vogel schon ausgeflogen sein konnte, wenn ich erst in zwanzig Minuten bei ihm vorsprach.
    »Zeig es mir!«
    Er tat es. Ich ließ den Wagen
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