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0137 - Luzifers Ende

0137 - Luzifers Ende

Titel: 0137 - Luzifers Ende
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dann bei Bill legte er das Amulett auf die Stirn und strich mit zwei Fingerspitzen über die Schläfen. Die Wirkung war verblüffend. Wie vom Blitz getroffen sprangen beide auf und starrten ihn fassungslos an.
    »Zamorra, Chef, Chéri…« stammelte Nicole. »Was war das? Was? Das war ja grauenhaft…!«
    Er sah in ihre Augen, in denen die goldfarbenen Tupfer riesengroß geworden waren und ihre Erregung deutlich zeigten.
    »Nici, ich habe es auch erlebt, es war unbeschreiblich, nur kann ich mich an Einzelheiten des Gesehenen nicht erinnern… nur der Gesamteindruck ist mir geblieben!«
    Nicole und Bill bestätigten ihm, daß es ihnen genauso gegangen war.
    Nach und nach erwachten auch die anderen Menschen. Die Stimmung, die vor dem magischen Überfall geherrscht hatte, war verflogen und ließ sich nicht wieder herstellen. Die ersten gingen nach Hause.
    Einer, der Pfeife rauchte und wie ein Achtzigjähriger aussah mit seinem schlohweißen Haar und dem faltigen Gesicht, blieb an der Theke zurück. Zamorra hörte ihn bretonisch murmeln und beglückwünschte sich im gleichen Moment, sich einmal für diese keltische Sprache interessiert zu haben. Sprechen konnte er sie nicht, verstand aber einige Brocken von dem, was der breizh sagte.
    Zamorra tippte ihm auf die Schulter.
    »Pardon, Monsieur… was kommt aus dem Atlantik?«
    Der Alte nahm die Pfeife auch jetzt nicht aus dem Mund, sah sich nach Zamorra um und musterte ihn knapp. »Ich bin weder ein Monsieur noch ein Chevalier, sondern einfach der alte Yann, marrak!«
    Das war eines der Worte, das Zamorra verstand, welcher sich schmunzelnd darüber wunderte, mit dem gleichen Titel angesprochen zu werden, den der alte Yann sich gerade verbeten hatte. »Ich bin auch kein Adliger«, erwiderte er. »Trinken Sie einen muscadet mit mir?«
    Dem Wein war Yann nicht abgeneigt. Als das Glas vor ihm stand, beantwortete er Zamorras Frage. »Das Grauen kommt aus dem Atlantik. Seit Tagen schon steigt es nachts herauf, und seit Tagen strahlt über Carnac das Höllenlicht, aber so stark wie heute war weder dieses noch jenes noch nie und hat sich auch nie bis nach Auray ausgedehnt. Wir glaubten uns hier sicher, müssen aber jetzt wohl umdenken…«
    Zamorra wurde aufmerksam. Was faselte der Weißhaarige da? Höllenfeuer über Carnac, und das Grauen kam seit Tagen aus dem Meer?
    Seine Gedanken überschlugen sich. Die Bretagne und ihre Bewohner waren dafür bekannt, dem Mystizismus und teilweise auch Okkultismus nachzuhängen. Aber Zamorra hatte gelernt, daß gerade Leute dieses Schlages die zuverlässigsten Informationsquellen sein konnten.
    »Erzählen Sie mir mehr darüber, Yann«, bat er.
    Der Alte mit dem Faltengesicht wandte sich ihm endgültig zu. Dabei sah er das Amulett, das Zamorra sich wieder umgehängt hatte. Leicht vergrößerten sich seine Pupillen. In der linken Hand das Weinglas, streckte er die rechte aus und fragte: »Was ist das? Darf ich es berühren?«
    Zamorra nickte.
    »Es ist ein Amulett mit verschiedenen magischen Fähigkeiten«, erklärte er freimütig.
    Mit seinen Fingerkuppen berührte Yann, der Alte, die silberne Scheibe und betrachtete sie eingehend. Allein vom künstlerischen Standpunkt aus war sie ein wertvolles, gediegenes Stück, wie es kaum ein zweites jemals geben konnte. Etwas mehr als handtellergroß, zeigte es im Zentrum einen Drudenfuß, umgeben von den zwölf Tierkreiszeichen. Den äußeren Rand bildete ein Silberband mit seltsamen Hieroglyphen, die bislang jedem Übersetzungsversuch getrotzt hatten. Zamorra vermutete, daß die Sprache, der diese Hieroglyphen angehörten, niemals auf der Erde entwickelt worden war. Zumindest nicht auf dieser Erde, nicht in dieser Dimension…
    Wie die Schrift, so waren auch die Fähigkeiten des Amulettes weitgehend noch nicht enträtselt worden. Zamorra konnte zwar durch gedankliche Kommandoimpulse magische Aktivitäten des Amuletts auslösen, aber wie dieses geschah und welche Möglichkeiten sich im Amulett noch verbargen, war ihm nach wie vor unbekannt. Um so erstaunter war er, daß der Alte, der das Amulett nie zuvor gesehen hatte, ihm sagte: »Das ist ja ein Zeit-Schlüssel!«
    Zamorra hielt sich an der Theke fest. Woher wußte der Alte das? Woran hatte er erkannt, daß man das Amulett dazu benutzen konnte, auf Para-Ebene in die Vergangenheit zu reisen?
    Hatte Yann seine Gedanken gelesen? Lächelnd sah er Zamorra an und sagte: »Und nicht nur in die Vergangenheit, marrak , sondern auch in die Zukunft!«
    Nicole und
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