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0137 - Die Bestien der Madame

0137 - Die Bestien der Madame

Titel: 0137 - Die Bestien der Madame
Autoren: Friedrich Tenkrat
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auch nicht. Ich dachte, wenn Sie herkommen, könnten wir es gemeinsam suchen. Ein bißchen dachte ich dabei auch an John Sinclair. Wenn Sie den mitbringen könnten, wäre uns garantiert geholfen. Er hat die meiste Erfahrung im Kampf mit solchen Ungeheuern.«
    Bill verlangte eine Beschreibung des Wesens. Er versprach, zu kommen, so schnell er konnte, dann drückte er auf die Gabel. Er blickte Sheila an. »Hast du das mitgekriegt?«
    Sie nickte.
    »Bertie Biggers Schwester Claire wurde möglicherweise von einem Monster verschleppt. Henry Taviss hat mich um Hilfe gebeten.«
    Sheila nickte wieder. Sie sagte nichts. Längst schon hatte sie es sich abgewöhnt, Bill ans Haus binden zu wollen. Wenn man ihn brauchte, war er einfach nicht zu halten.
    Allmählich hatte sich Sheila zu der Erkenntnis durchgerungen, daß Bills Einstellung richtig war. Irgend jemand mußte schließlich helfen, wenn Hilfe gebraucht wurde. Wenn jeder sagte: ich nicht, wer half dann?
    Trotzdem hatte Sheila immer Angst um ihren Mann, wenn er wegging, um sein Leben im Kampf zu riskieren.
    Daran würde sich wohl nie etwas ändern.
    Bill Conolly wählte die Nummer seines Freundes John Sinclair.
    Der Geisterjäger mußte dabei sein, wenn es gegen das Drachenmonster ging.
    ***
    Ich stand mal wieder unter der Dusche, als es läutete. »Immer im ungünstigsten Moment!« maulte ich und drehte das Wasser ab. Ich zog meinen Bademantel an und ging an den Apparat. »Hier ist die amtliche Telefonseelsorge…«
    »Hast du Zeit für einen guten Freund, John?« fragte Bill Conolly.
    Ich hätte seine Stimme unter Tausenden erkannt.
    »Soll ich mal wieder Babysitter spielen?« fragte ich.
    »Diesmal darfst du dich an einer Monsterjagd beteiligen.«
    Mir war sofort nicht mehr zum Scherzen zumute. Ich wollte wissen, was passiert war. Bill erzählte es mir in seiner unnachahmlichen Knappheit, ohne auch nur einen wesentlichen Punkt auszulassen. Er verstand es, ein Informationspaket so sehr zu komprimieren, daß er es in wenigen Augenblicken an den Mann bringen konnte.
    Ein Monster trieb in der Stadt sein Unwesen.
    Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Aber ich war nicht sicher, ob der mich auch erhören würde.
    »Okay«, sagte ich rasch. »Ich bin dabei.«
    »Ich hole dich ab«, sagte Bill.
    »Ich warte unten an der Ecke auf dich, damit es keinen Aufenthalt gibt«, erwiderte ich und legte auf.
    Danach hatte ich es verdammt eilig.
    So schnell wie an diesem Abend hatte ich mich noch nie angezogen. Ich steckte meinen geweihten Silberdolch ein, schnallte mir die Schulterhalfter um, in der die Silberkugel-Beretta steckte, schlüpfte in meine windfeste Leinenjacke und verließ mein Apartment.
    Kaum zwei Minuten stand ich unten an der Ecke, da fuhr Bill Conollys roter Porsche vor. Der Wagen glänzte, als wäre er soeben vom Fließband gerollt. Ich setzte mich zu meinem Freund in das Fahrzeug.
    Bill gab Gas.
    Die Beschleunigung des Flitzers preßte mich in die Polster.
    »Wie geht es Sheila?« erkundigte ich mich während der Fahrt.
    »Sie hat eine neue Liebe.«
    »Ist nicht wahr.«
    »Bill ist out«, sagte mein Freund.
    »Und was ist in?« fragte ich.
    »Monopoly.«
    Ich lachte. »Mit dem solltest du aber noch konkurrieren können, – in deinem Alter.« Wir sprachen kurz über Klein-John, dessen Patenonkel ich bin.
    Dann erreichten wir die Telefonzelle, vor der Henry Taviss auf uns wartete. Der Mann erweckte den Eindruck, auf glühenden Nadeln zu stehen. Wir stiegen aus. Er lief auf uns zu. Bill machte mich mit ihm bekannt. Mir kam es vor, als hätte ich ihn schon mal irgendwo gesehen. Ihm ging es genauso. Wir wußten aber nicht, wo wir uns schon mal über den Weg gelaufen waren, und es war keine Zeit, darüber tiefschürfende Überlegungen anzustellen.
    »In der Zwischenzeit etwas passiert?« fragte Bill.
    »Nein, nichts«, sagte Taviss. »Ich mache mir große Sorgen um Claire. Vielleicht lebt sie nicht mehr. Wenn das Monster sie getötet hat, bin ich daran schuld.«
    »Unsinn«, sagte Bill. »Sie haben getan, was Sie tun konnten, Henry.«
    »Wo ist der Gully, aus dem das Ungeheuer geklettert ist?« wollte ich wissen.
    »Kommen Sie mit, Mr. Sinclair«, sagte Taviss. Er lief vor uns her, ein flippendes Nervenbündel.
    Der Gullydeckel war geschlossen. Ich fragte Taviss, ob er das getan habe. Er verneinte. Wir hoben ihn gemeinsam ab.
    Im selben Moment ließ uns ein greller Mädchenschrei das Blut in den Adern gerinnen.
    ***
    Der Schrei war aus der Kanalisation gekommen. Claire
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