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0137 - Die Bestien der Madame

0137 - Die Bestien der Madame

Titel: 0137 - Die Bestien der Madame
Autoren: Friedrich Tenkrat
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erwiderte ich. »Du weißt, daß es in solchen Fällen nur sehr wenig gibt, was es nicht gibt.«
    »Was machen wir jetzt bloß?« fragte Taviss ungeduldig. »Wir können doch nicht nur hier herumstehen…«
    »Haben Sie einen Vorschlag?« fragte Bill.
    »Wir könnten Claire rufen. Claire! Claire!« schrie Taviss sofort.
    Seine Stimme flog durch das verzweigte Kanalnetz, blieb unbeantwortet.
    »Er hindert das Mädchen sicherlich daran, zu antworten«, sagte ich.
    »Oder sie ist ohnmächtig geworden«, sagte Bill.
    »Oder sie – lebt nicht mehr!« stöhnte Taviss.
    »Lieben Sie sie?« fragte ich.
    »Ich mag sie sehr. Sie ist die Schwester meines besten Freundes. Ich kenne sie schon so lange, daß sie mir beinahe wie meine eigene Schwester vorkommt.«
    Wir gingen weiter.
    Rechts zweigten drei Stollen ab. Also vier Möglichkeiten für das Monster, uns zu entkommen. Jetzt war guter Rat teuer. Wir konnten nur hoffen, daß einer von uns den richtigen Stollen erwischte.
    Ich legte die Marschrichtungen fest.
    Bill Conolly war ebenfalls mit einer Silberkugel-Pistole bewaffnet. Nur Taviss hatte dem Ungeheuer nichts weiter als seine Fäuste entgegenzusetzen. Ich wollte nicht, daß er noch einmal, diesmal ärger, draufzahlte.
    Deshalb gab ich ihm meinen geweihten Silberdolch. »Hier, Taviss, nehmen Sie. Aber verlieren Sie ihn nicht. Der Dolch ist sehr wertvoll.«
    »Ich werde gut darauf aufpassen.«
    »Wagen Sie nicht zuviel.«
    »Kann ich mit dieser Waffe das Ungeheuer töten?«
    »Ich bin fast sicher. Versuchen Sie, das Herz der Bestie zu treffen. Das wäre die wirkungsvollste Art, es zum Teufel zu schicken.«
    »Ich werde es tun!«
    »Wenn es kritisch werden sollte – nicht den Helden spielen, sondern uns rufen, klar?«
    »Okay«, sagte Taviss.
    Dann trennten wir uns.
    ***
    Taviss’ Finger umklammerten den Dolch mit eisernem Griff. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Er versuchte mit seinen Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er wischte sie mit einer fahrigen Handbewegung fort. Wenn er an Claire Biggers dachte, hatte er einen bitteren Geschmack auf der Zunge.
    Er schalt sich im Geist einen Idioten, weil er nicht früher auf John Sinclairs Ruf reagiert hatte. Wenn dieser Schnitzer Claire das Leben gekostet hatte, würde er nur schwer darüber hinwegkommen, denn er hatte John Sinclair nicht die Wahrheit gesagt.
    Er empfand Claire gegenüber nicht nur brüderliche Gefühle. Er liebte sie auch. Doch diese Liebe blühte im verborgenen. Sorgsam behütet. Ein Geheimnis, das Taviss mit niemandem teilte.
    Er hatte etwas gegen Norman Coughlin und gegen alle, die versuchten, Claire nahezukommen. Er hätte Claire furchtbar gern für sich gehabt, aber er wußte nicht, wie er es anstellen sollte, um sie für sich zu gewinnen. Er sah nicht besonders gut aus. Claire kannte ihn schon zu lange. Sie sah in ihm keinen begehrenswerten Mann.
    Höchstens einen Freund.
    Vorsichtig tastete sich der Reporter in die Finsternis hinein.
    Vielleicht würde Claire ihn mit anderen Augen sehen, wenn er sie aus den Klauen dieser grausamen Bestie rettete. Es mußte ja nicht gleich Liebe sein, die sie ihm entgegenbrachte. Er wäre schon mit Dankbarkeit und ein bißchen mehr Zuneigung zufrieden gewesen. Wenigstens am Anfang.
    Ich muß sie finden! Ich muß sie retten! pochte es ununterbrochen in Taviss’ Kopf.
    Wasser rauschte.
    Stufen führten nach unten.
    Und plötzlich sah Taviss die Bestie und das Mädchen wieder. Die Krallen des Ungeheuers lagen auf Claires Gesicht. Deshalb hatte das Mädchen nicht antworten können.
    Claires Augen waren weit aufgerissen. Verzweifelt starrte sie Taviss an. Hilf mir! bettelte ihr Blick. Hilf mir!
    Taviss überlegte nicht lange. Er näherte sich dem gefährlichen Scheusal. Den Dolch, den er von John Sinclair bekommen hatte, verbarg er hinter seinem Rücken. Er hatte die Absicht, diesmal besser auszusehen als bei der ersten Begegnung mit dem Monster. Er wollte der Bestie den geweihten Silberdolch mitten ins Herz rammen.
    »Laß das Mädchen los!« forderte er, als er nur noch vier Schritte von dem Ungeheuer entfernt war.
    Das Maul des Scheusals öffnete sich. Ein aggressives Zischen sollte Taviss einschüchtern, doch er riß sich zusammen und vertraute auf den Silberdolch, den er in der rechten Hand hielt.
    »Feige Kreatur!« sagte Taviss. »Wenn du das Mädchen haben willst, dann kämpfe um sie!«
    Der Reporter preßte die Lippen hart aufeinander. Hörte ihn das
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