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0130 - Mr. Mondos Monster

0130 - Mr. Mondos Monster

Titel: 0130 - Mr. Mondos Monster
Autoren: Jason Dark
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schließlich vor dem schmalbrüstigen alten Haus, das einen verwaschenen grünen Anstrich zeigte.
    Hinter dem Fenster im Erdgeschoß bewegte sich die Gardine. Ein blasses Frauengesicht erschien.
    Ich winkte und blieb vor der Tür stehen, die spaltbreit aufgezogen und dann durch eine Kette gehalten wurde.
    »Sie wünschen?« fragte mich eine etwas kratzig klingende Frauenstimme.
    »Mein Name ist John Sinclair. Ich bin von Scotland Yard.«
    »Darf ich Ihren Ausweis sehen?«
    »Sicher.« Ich reichte der alten Dame das Dokument. Sie verschwand damit, ließ mich im Regen stehen und kam nach etwa einer halben Minute zurück.
    Die Kette klirrte, als sie aus der Halterung fiel. »Kommen Sie rein, junger Mann.«
    Ich putzte mir die Schuhe ab und betrat das Haus. Da bekam ich meinen Ausweis zurück.
    »Warum haben Sie eigentlich die Mordkommission nicht mitgebracht?« fragte mich die Frau.
    »Wieso? Mußte ich das?«
    »Mein Butler ist von einem Werwolf getötet worden. Ich hoffe doch sehr, daß Sie wenigstens eine Waffe mit Silberkugeln bei sich tragen, Mr. Sinclair.«
    »Ja.«
    »Dann ist es gut.«
    Die alte Dame überraschte mich wirklich. Irgendwie erinnerte sie mich an eine Filmschauspielerin, die in dem Streifen Ladykillers mitgespielt hatte.
    Mrs. Goldwyn war ziemlich hager, trug das graue Haar als Knoten im Nacken gebunden, hatte ein faltiges Gesicht, aber hellwache Augen und einen verschmitzten Zug um beide Mundwinkel.
    »Woher wissen Sie das denn mit den Silberkugeln?« fragte ich sie.
    »Ich lese sehr viele Horror-Romane und kann mich durchaus als Expertin bezeichnen.«
    »Aha.« Ich mußte lächeln, wurde aber schnell wieder ernst, als ich sagte: »In Ihrem Haus liegt also eine Leiche.«
    »Ja, und diese Idioten von Polizisten haben mir nicht geglaubt. Schrecklich borniert, die jungen Männer von heute. Sie natürlich ausgenommen.«
    »Danke.« Eine gute Meinung schien sie nicht von der Polizei zu haben.
    »Bitte, kommen Sie mit, Oberinspektor. Sie sollen sich alles ansehen.« Während dieser Worte griff sie in die rechte der beiden großen Kleidertaschen und holte eine Armee-Pistole hervor.
    Ich bekam große Augen. »Woher haben Sie denn die Waffe?«
    »Ein Erbstück meines zweiten Mannes.«
    Nach dem Waffenschein fragte ich gar nicht erst, sondern erkundigte mich, ob sie Witwe sei.
    »Dreimalige, Oberinspektor. Ich habe sie alle überlebt, stellen Sie sich das vor, und die drei Männer sind eines natürlichen Todes gestorben.«
    »Ich hatte auch nichts anderes angenommen.«
    »Man weiß ja nie. Ihr von der Polizei seid schon komisch. Vor allen Dingen mit den Revier-Bullen kann man schlecht zusammenarbeiten. Die sind so überheblich. Hoffentlich finde ich das bei Ihnen nicht auch. Wenn wir hier fertig sind, trinken wir eine Tasse Tee miteinander. Einverstanden?«
    »Einverstanden, Mrs. Goldwyn. Aber wo liegt die Leiche, von der Sie gesprochen haben?«
    »Ja, der gute Edgar, mein Butler. Ihn hätte ich doch bald vergessen. Da sehen Sie mal, wie schnell der Mensch doch den anderen aus dem Gedächtnis streicht. Ich will mich davor hüten und besuche fast jeden Tag die Gräber meiner drei verstorbenen Männer.« Während dieser Worte war sie vorgegangen und fuchtelte mit der schweren Pistole hin und her, so daß es mir angst und bange wurde.
    »Ist die nicht geladen?« fragte ich.
    Lady Sarah drehte sich um. »Doch. Wieso?«
    Ich sagte gar nichts mehr. Diese Frau, so schrullig und liebenswert sie auch sein konnte, schaffte mich.
    Wir stiegen die Treppen hoch. Und wieder einmal wunderte ich mich, mit welch einer Leichtigkeit die Frau die steilen Stufen nahm.
    Schließlich war sie 70.
    Ein Phänomen, wirklich.
    »Ja, der arme Edgar«, sprach sie, während sie vor mir herging.
    »Auch einer, den der Sensenmann geholt hat. Aus dem Zuchthaus ist er gekommen, ich habe ihn bei mir aufgenommen, und er war mir ein guter Butler, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Das Gegenteil habe ich nicht behauptet, Madam.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie war stehengeblieben und trat zur Seite, damit ich eine bessere Sicht hatte.
    Dann sah ich ihn.
    Der Tote hockte dicht vor dem Treppenende, war in sich zusammengesunken, und ich entdeckte das Blut, das sein Hemd getränkt hatte.
    »Dieser Werwolf hat ihm die Kehle durchgebissen«, wisperte Lady Sarah hinter mir.
    Ich nickte. Plötzlich hatte ich keinen Sinn mehr für Scherze, und ich hielt die alte Dame auch nicht für eine Spinnerin, denn was ich dort auf der Treppe zu sehen bekam, war
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