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0130 - Mr. Mondos Monster

0130 - Mr. Mondos Monster

Titel: 0130 - Mr. Mondos Monster
Autoren: Jason Dark
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ruhige Lage hier in Mayfair. Die Wagen, die ankamen, gehörten sowieso den Anwohnern.
    Sie nahm wieder einen Schluck Tee. Jetzt war die Tasse leer, und sofort schenkte Lady Sarah nach. Dabei fiel ihr Blick auf den neuesten Horror-Roman, den sie lesen wollte.
    Es war eine Werwolf-Geschichte und von einem Amerikaner geschrieben. Schon das Titelbild ließ erkennen, was den Leser erwartete. Junges Mädchen gegen die Bestie.
    Eine uralte Geschichte, aber immer noch aktuell. Die Schöne und das Biest. Sogar bei King Kong schon verbraten.
    Sie trank wieder einen Schluck. Dabei fiel ihr ein polterndes Geräusch auf.
    Lady Sarah runzelte die Stirn, stellte die Tasse weg und beugte sich vor.
    Sie lauschte.
    Das Geräusch wiederholte sich nicht.
    Vielleicht hatte ihr Butler sich ungeschickt benommen und etwas umgeworfen.
    Konnte ja vorkommen…
    Jetzt hatte sie es eilig. Hastig leerte sie ihre Tasse und griff nach dem Buch.
    Die Lesebrille hing vor der Brust. Sie setzte sich die beiden Gläser auf und begann zu lesen. Aufgeregt huschte die dünne Zunge über die schmalen Lippen, schon die ersten Seiten des Buches faszinierten sie. Da wurde tatsächlich ein blondes Mädchen von einem Werwolf durch einen Wald gehetzt.
    Es war spannend geschrieben, Lady Sarah zitterte um das Leben des Mädchens, und auf ihrer Oberlippe bildete sich ein feiner Schweißfilm. Sogar ein wenig Asche fiel auf die Seiten. Es machte ihr nichts aus, sie blies das Zeug kurzerhand auf den Teppich.
    Der Werwolf gab kein Pardon, er bekam das Mädchen zu packen und tötete es auf schreckliche Weise.
    »Bestie!« knirschte die alte Dame. »Wenn ich da gewesen wäre, dann hätte es…«
    Sie verstummte.
    Ein klagendes Geräusch war an ihre feinen Ohren gedrungen. Es hatte sich angehört wie das Jaulen eines Hundes.
    Lady Sarah ließ das Buch sinken und nahm die Brille ab. Hatte sie sich getäuscht? Oder war das Geräusch tatsächlich in ihrem eigenen Haus ertönt?
    Sekunden vergingen.
    Dann wieder. Ein Heulen, diesmal jedoch leiser und dünner.
    Aber es gab keinen Zweifel, das war in ihrem Haus gewesen, war von oben her aufgeklungen.
    »Das ist doch nicht möglich«, murmelte die alte Dame und streifte die Decke von ihren Knien, bevor sie das Buch auf die Fensterbank legte und aufstand.
    So leise wie möglich schritt sie zur Tür, öffnete und legte ihr Ohr an den Spalt.
    Das Geräusch wiederholte sich nicht. Im schmalen Treppenhaus blieb alles ruhig.
    Eine Täuschung?
    Sarah Goldwyn glaubte nicht daran. Was sie gehört hatte, das hatte sie gehört.
    Und jetzt wollte sie es genau wissen.
    Sie ging einen Schritt zurück, blieb neben der schmalen Kommode stehen und öffnete die oberste Schublade. Dort räumte sie zwei Tischdecken zur Seite und schaute auf die alte Armee-Pistole, die ihr Harry, ihr zweiter Mann, hinterlassen hatte. Diese Waffe hatte sie in Ehren gehalten und immer sehr gepflegt. Die Waffe war geladen, und Lady Sarah konnte auch damit umgehen, denn im Keller hatte sie oft genug geübt. Dort hörte und sah sie niemand, da konnte sie ruhig schießen.
    Sie warf einen Blick auf die Waffe, nickte zufrieden, zog die Tür weiter auf und ging in den Flur.
    Links ging es zu den Wirtschaftsräumen. Dort befanden sich die Küche und ein Abstellraum. Gegenüber jedoch begann die schmale Stiege mit ihren Holzstufen, die nach oben führten.
    Dort lagen ihr Schlafzimmer und das Bad. Noch eine Etage höher schlief Edgar. Da waren die Wände bereits schräg, doch Edgar hatte im Zuchthaus gelernt, in viel engeren Buden zu hausen, so daß ihm sein Zimmer wie ein kleiner Palast vorkam.
    »Edgar!« rief die Lady.
    Sie erhielt keine Antwort und runzelte die Stirn. »He, Edgar, melden Sie sich!«
    Abermals blieb es stumm.
    »Sehr ungewöhnlich, in der Tat sehr ungewöhnlich«, murmelte die Lady mit dem spröden englischen Charme. Sie verspürte keine Angst. In meinem Alter hat man das einfach nicht mehr, pflegte sie immer zu sagen. Da ist der Sensenmann sogar ein Freund, und wenn er kam, um ihr die Hand zu reichen, würde sie zupacken.
    So wie jetzt, als sie ohne zu zögern die Stufen der alten Treppe hochschritt.
    Sie hielt sich immer eng an der Wand, damit der Sichtwinkel besser war und sie schon den nächsten Absatz sehen konnte.
    Es blieb still über ihr. Nur ihre eigenen Schritte waren zu hören.
    Aber sie hatte das Geräusch sehr deutlich gehört. Dieses Jaulen, wie bei einem Werwolf.
    Irgend etwas stimmte da oben nicht. Ob Edgar sich da etwas erlaubt
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