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013 - Draculas Liebesbiss

013 - Draculas Liebesbiss

Titel: 013 - Draculas Liebesbiss
Autoren: Larry Brent
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England. Ich bin der
letzte Sproß eines ungarischen Barons. Es ist mein Wunsch, hier in diesem Land
zu bleiben. Die Menschen sind nett und gastfreundlich. Und wenn ich mal nicht
mehr sein werde, möchte ich mit der Gewißheit sterben, in einem würdigen Rahmen
beigesetzt zu werden.«
    »Die Gruft meiner Ahnen wird
Ihnen gefallen«, sagte Wetherby mit dem Anflug eines Lächelns. »Zwar entgeht
mir da die Chance, mich einst bei den Gebeinen meiner Väter versammeln zu
lassen. Aber was soll’s? Das Jetzt, das Leben ist wichtig! Nach mir die
Sintflut, Baron …«
    »Drunkal …«
    »Baron Drunkal. – Ich stellte
mich zwar als Lord Wetherby vor. Aber diesen Titel trage ich schon lange nicht
mehr. Ich besitze nicht mal mehr ein eigenes Zuhause, und deshalb ist es mir
auch egal, wo ich mal verfaule.«
    Mit einem einzigen Blick war sich
Dracula darüber im klaren, was für eine Sorte Mensch da vor ihm saß. Schon wie
Wetherby den Whisky trank, wie schnoddrig er redete, wie er sich gab. Dieser
Mann war imstande, seine Seele dem Teufel zu verkaufen. Er machte alles zu Geld

    Rauschgift, Frauen, Spielen und
Leidenschaften schienen diesen Menschen zugrunde gerichtet zu haben.
    »Kann ich jetzt die Pläne sehen?«
    Wetherby griff in seine
abgetragene Jackettasche und zog ein Bündel zusammengeknüllter, vergilbter
Papiere hervor. »Es befinden sich auch ein paar alte Fotos darunter!«
    »Das ist gut. Ich hatte keine
Gelegenheit, mir das Grabgebäude an Ort und Stelle anzusehen.«
    Er warf nur einen flüchtigen
Blick auf den Lageplan. Das Grabgewölbe der Wetherbys lag am Rande von London,
zwanzig Meilen entfernt. Der alte Friedhof wurde kaum noch benutzt. Er war
ungepflegt und verwildert. Vor zehn Jahren hatte man dort die letzten Toten
bestattet.
    Die Gruft der Wetherbys stammte
noch aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Nur noch Reststücke des Daches waren
erhalten.
    Auf einem vergilbten Foto war
deutlich die hohe, verwitterte Sandsteinmauer zu erkennen, große, verdeckte
Fenster. Staub, Spinngewebe und Moos darauf. An vielen Stellen auch war das
farbige Glas zersplittert, und man starrte in das dunkle, triste Innere.
    »Ich werde alles meinen Wünschen
gerecht verändern lassen. Diesen Modus hatten Sie doch mit Mr. Horsley
vereinbart, nicht wahr?« Eine leise Erregung schwang in Draculas Stimme mit.
    Dort, abseits des Trubels, würde
er eine neue Unterkunft finden, ein Versteck, das man nicht so leicht fand. Und
doch war es von dort aus möglich, Streifzüge in die Stadt zu unternehmen. Er
hatte seine Sklaven. Horsley, Tander und Brent.
    Dracula unterzeichnete den
Vertrag. Mit diesem Papier wurde das Gewölbe der Wetherbys zu seinem Eigentum.
Wortlos zählte er daraufhin die Pfundnoten in Zehnerwerten auf den Tisch.
    »Das ist mehr Geld, als Sie die
nächste Zeit ausgeben können«, konnte Dracula sich nicht verkneifen zu sagen.
Er hatte sein – Ropes – Konto, bis auf den letzten Schilling abgehoben. Als
Barbetrag standen ihm jetzt noch etwa 300 Pfund zur Verfügung, die er im Haus
des Bestattungsunternehmers aufbewahrte.
    Wetherby lachte trocken. »Mehr
Geld als ich ausgeben kann, Baron Drunkal? Es reicht nicht mal, um meine
Schulden zu bezahlen.«
    Dracula zuckte mit den Achseln.
»Vielleicht kommen wir noch mal ins Geschäft. Ich handle mit Grundstücken.
Immobilien sind kein schlechtes Geschäft. Leere Häuser, unbebautes Gelände,
auch in dörflicher Gegend, am Waldrand … darüber lasse ich mit mir reden. Unter
einer Voraussetzung allerdings.«
    »Und die wäre?«
    »Daß von unseren jetzigen
Transaktionen – die Sache mit dem Grabgewölbe Ihrer Familie – niemand erfährt.
Ich möchte es nicht an die große Glocke hängen.«
    »Ja, ich verstehe.« Wetherby
strich das Geld ein. Er griff nach Hut und Mantel. Dracula begleitete ihn in
den Korridor.
    »Es wäre gut, wenn Sie vielleicht
den Hinterausgang benutzen würden.« Der Vampir wies nach hinten in den düsteren
Gang.
    »Ich halte es nicht für
notwendig. Es ist Nacht, der Nebel, und …«
    Dracula nickte nur. »Ich halte es
für besser. Wir wollen doch Geschäftspartner bleiben, oder?«
    »Ja, natürlich«, beeilte sich
Wetherby ihm zu versichern. Er fühlte sich in der Nähe dieses merkwürdigen
Barons Drunkal mit einem Mal nicht mehr wohl. Der Fremde strahlte eine Kälte
aus, die er, der ehemalige Lord, der seinen Titel verkauft hatte, beinahe
körperlich zu spüren glaubte.
    Dracula öffnete dem späten Gast
die Tür.
    »Auf Wiedersehen, Mister
Wetherby!
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