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013 - Draculas Liebesbiss

013 - Draculas Liebesbiss

Titel: 013 - Draculas Liebesbiss
Autoren: Larry Brent
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Richmonds ums Leben gekommen.
    Der Verlust hatte den alten
Richmond schwer getroffen, und er war lange Zeit nicht darüber hinweggekommen.
In dieser Zeit lebte Susan noch in London, und ihre ständigen Besuche hatten
dem alten Mann dann doch geholfen.
    Die junge Frau wollte durch den
Laden in die Wohnung gehen. Doch die Tür war verschlossen. Verwundert zog Susan
die Brauen hoch. Sie war es gewohnt, daß am Freitag immer geöffnet war. Zum
Wochenende hielt sich Richmond nie außerhalb Londons auf. Außerdem wußte er,
daß am ersten Freitag eines Monats Susan zu ihm kam.
    Das Mädchen ging um das Haus
herum. Dunkel und lichtlos lag der Hinterhof. In Bodenmulden standen schmutzige
Pfützen. Auch der Hintereingang war verschlossen.
    Susan Hayworths Stirn war in
unmutige Falten gelegt. Sie klopfte mehrmals an die verwitterte Holztür, in der
es nur ein winziges Fenster gab.
    »Mister Richmond? Mister
Richmond!« rief sie.
    Aber niemand öffnete oder
antwortete.
    Da ging sie in das Nachbarhaus.
    Sie klingelte bei Tonlup. Ein
älterer Mann öffnete. Über Brillengläser hinweg musterte er die junge
Besucherin.
    »Hat Mister Richmond bei Ihnen
vielleicht eine Nachricht hinterlassen, Mister Tonlup? Er ist nicht zu Hause.«
    Der Gefragte schüttelte den Kopf.
»Mister Richmond hat nichts hinterlassen, nein. Ich habe ihn die letzten Tage
auch nicht gesehen. Vielleicht ist er wieder unterwegs.«
    Über die Schultern des Mannes
hinweg starrte sie durch den schmalen Flur, durch ein kleines Fenster, dessen
Blick genau zum Hof führte. Unten, vor einer Mauer, stand unter einem von vier
Pfosten abgestützten Wellblechdach ein alter grauer Lieferwagen, übersät mit
Rostflecken.
    »Sein Wagen ist da«, bemerkte sie
leise.
    Mister Tonlup blickte sich um und
rückte seine Brille zurecht. »Ja, das stimmt. Das habe ich noch gar nicht
bemerkt. Wenn man Tag für Tag aus dem Fenster guckt und immer dasselbe Bild
sieht, dann merkt man gar nicht mehr, wenn sich etwas verändert. Wenn der Wagen
dasteht, dann müßte auch Mister Richmond zu Hause sein. Vielleicht macht er
auch nur kurz ein paar Besorgungen …«
    Daran hatte sie auch schon
gedacht. Aber je länger sie wartete, desto unwahrscheinlicher kam ihr das vor.
    Sie glaubte nicht daran, daß
Richmond ihren Besuch vergessen hatte. Er freute sich jedesmal auf diesen
ersten Freitag im Monat, denn er konnte mit jemand über Anns Kindheit plaudern,
der sie kannte und mit ihr groß geworden war. Selbst wenn er plötzlich hätte
verreisen müssen, wäre er sicher auf die Idee gekommen, eine schriftliche Notiz
an die Tür zu heften.
    Susan Hayworth fühlte sich nicht
wohl in ihrer Haut. War etwas passiert? Albert Richmond war zweiundsiebzig.
Obwohl man ihm sein Alter nicht ansah, mußte man auf alles gefaßt sein …
    Zur Lunchzeit, als sich noch
immer nichts tat, beschloß Susan, die Polizei zu verständigen. Zwei Beamte und
ein Schlosser trafen bereits eine Viertelstunde später ein. Susan Hayworth
äußerte ihre Befürchtungen, stellte fest, daß dies ungewöhnlich war, und bat
darum, daß man die Tür zur Wohnung des Antiquitätenhändlers mit Gewalt öffnete.
    Die Polizisten waren damit
einverstanden, nachdem auch auf ihr Klopfen und Klingeln niemand öffnete.
    Durch die Hintertür drangen sie
in die Wohnung ein. Schlechte, verbrauchte Luft schlug ihnen entgegen. Hier war
tagelang nicht gelüftet worden. Die Unruhe in Susan Hayworth nahm zu, als sie
einen Blick in die Küche warf. Übelriechende Reste des Abendbrotes lagen noch
auf dem Tisch. Auf die offenstehende Wurst hatten Fliegen ihre Eier gelegt.
    Susan biß sich auf die Lippen,
als sie das Küchenfenster öffnete, um frische Luft hereinzulassen. Die junge
Besucherin fürchtete das Schlimmste, als die Tür zum Schlafzimmer geöffnet
wurde. Vielleicht war es Richmond schlecht geworden, er hatte sich hingelegt
und war nicht wieder aufgewacht …
    Doch im Schlafzimmer befand sich
niemand. Das Bett war unberührt. Während einer der Beamten das obere Stockwerk
durchsuchte, ging der andere in den Keller. Susan Hayworth folgte ihm.
    Die Kellertür stand offen.
Geräusche aus der Finsternis. Quieken …
    Der Polizist drückte auf einen
Schalter. Aber nirgends ging Licht an. »Wahrscheinlich ist die Birne kaputt.«
    Er leuchtete mit der Taschenlampe
die Stufen vor sich aus. Alte, ausgetretene Stufen. Schmutzig. Durch ein
winziges, vergittertes Kellerfenster fiel graues, verwaschenes Tageslicht.
    Kälte, modrige Luft … Susan
fröstelte.
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