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013 - Der Kopfjäger

013 - Der Kopfjäger

Titel: 013 - Der Kopfjäger
Autoren: Dämonenkiller
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nach Sartrouville fahren und das Sanatorium suchen.
    Ich verfuhr mich einige Male, doch nach einer halben Stunde hatte ich die Rue de Versailles gefunden. Der Regen prasselte ungestüm gegen die Scheiben. Ich fuhr langsam. Nach einigen Minuten Fahrt mußte ich die Scheinwerfer einschalten. Ich konnte kaum etwas sehen; die Scheibenwischer kamen nicht nach. Der Boden dampfte, und weiße Schwaden zogen über die Straße.
    Fast hätte ich Melvilles Peugeot übersehen. Ich bremste ab und blieb einige Meter vor dem Wagen stehen. Mehr als zehn Minuten lang wartete ich, bis der Regen etwas schwächer wurde, dann erst stieg ich aus. Ich ging zu Melvilles Wagen. Er war abgeschlossen. Ich bückte mich und blickte ins Wageninnere, doch mir fiel nichts Ungewöhnliches auf.
    Rasch überquerte ich die Straße und warf der zersplitterten Leitplanke einen flüchtigen Blick zu. Das mußte die Stelle sein, an der Pierre Gormat verunglückt war. Vorsichtig stieg ich die Böschung hinunter. Ich machte mir heftige Vorwürfe, daß ich Melville nicht entschiedener auf die Gefahren hingewiesen hatte. Es war nur ein schwacher Trost, daß er meine Warnung sowieso nicht beherzigt hätte.
    Der Regen hatte nun ganz aufgehört, und die Sonne kam schüchtern hinter den Wolken hervor. Irgendwelche eventuellen Spuren hatte der heftige Regen vernichtet. Mißmutig stapfte ich zwischen den triefenden Tannen hin und her. Ich hatte wenig Hoffnung, daß Armand und Sybill noch am Leben waren. Jeden Augenblick erwartete ich, ihre kopflosen Leichen zu entdecken. Doch ich fand nichts, und nach einer Stunde gab ich die Suche auf.
    Meine Laune hatte den Nullpunkt erreicht, als ich weiterfuhr. Ich ließ Versailles hinter mir und bog in die N 184 ein, die zu dieser Zeit wenig befahren war. Zwanzig Minuten später kam ich in St. Germain an. Vor einem Restaurant stellte ich den Wagen ab. Der Himmel war nun wolkenlos und von einem dunklen Blau. Es war schwül. Ich setzte mich in den Restaurantgarten, breitete die Landkarte vor mir aus und bestellte eine Zwiebelsuppe und ein Glas Bier. Die Suppe belebte meine Lebensgeister etwas, obwohl sie nicht besonders gut schmeckte. Ich trank noch ein Bier und studierte die Landkarte. Sartrouville lag nur wenige Kilometer entfernt.
    Ich ging noch einmal alle Fakten durch. De Buer war einer jener Vampire, die das Sonnenlicht nicht besonders gut vertrugen. Er konnte zwar einige Stunden bei Tageslicht herumgehen, doch es schwächte ihn stark. Er war ein Vampir der alten Schule, aber mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Ich wunderte mich, daß er noch nichts unternommen hatte, um mich in seine Gewalt zu bekommen. Aber wahrscheinlich war er seiner Sache zu sicher. Er wußte inzwischen wahrscheinlich, daß ich sein Inkognito gelüftet hatte.
    Im Augenblick fühlte ich mich nicht beobachtet. Ich trank noch einen Kaffee und blieb ruhig sitzen. Nichts geschah. Mir sollte es nur recht sein. Es war immer gut, wenn der Gegner einen unterschätzte. Ich war auf alles, auch auf das Schlimmste gefaßt, doch ich schätzte meine Chancen recht gut ein.
    Schließlich zahlte ich und ging mehr als zwei Stunden lang durch St. Germain spazieren. Mit Beginn der Dämmerung kehrte ich zu meinem Wagen zurück.
    Als ich Sartrouville erreichte, war der Himmel blutrot. Ich fragte nach dem Sanatorium, und der Weg wurde mir bereitwillig erklärt. Ich dankte und fuhr langsam weiter. Das Sanatorium lag am Ende des Ortes. Eine gut ausgebaute Straße führte direkt hin. Das alte Haus war von der Straße aus kaum zu sehen. Eine mannshohe Steinmauer, die mit Efeu bewachsen war, säumte das Areal ein. Ich steckte mir eine Zigarette an und wartete. Die Strahlen der untergehenden Sonne tauchten die Landschaft in blutrotes Licht.
    Ich stieg aus, warf die Zigarette zu Boden und trat sie aus. Plötzlich wurde ich nervös. Ich hatte mich auf meinen Kampf gegen de Buer gut vorbereitet, aber es gab zu viele Unsicherheitsfaktoren, die ich nicht berechnen konnte. Ich schloß die Augen, entspannte mich und wurde langsam wieder ruhig. Schlendernden Schrittes näherte ich mich dem Sanatorium. In die Steinmauer war ein hohes Eisentor eingelassen, neben dem sich ein Pförtnerhaus befand. Ich blieb im Schatten einiger Eichen stehen und beobachtete das Tor.
    Im Pförtnerhaus flammte ein Licht auf. Dann wurde das Tor geöffnet, und zwei hünenhafte Männer traten heraus. Sie kamen auf mich zu, und ich zog mich einige Schritte zurück. Es war nun zu dunkel geworden, um Einzelheiten
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