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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unverständliche Laute, benahm sich wie ein Tier und brachte dabei nicht einmal die Intelligenz eines Orang-Utans zustande. Es schien, als sei ihr gesamtes Denkzentrum lahmgelegt worden. Nur noch die Motorik funktionierte und hielt die Lebensvorgänge in Tätigkeit.
    »Daß sie das Atmen nicht vergißt, ist noch alles«, hatte vor drei Minuten Gambiotti behauptet, mit zweiundzwanzig Jahren der Jüngste im Team. Und weil ihm danach war, fischte er jetzt eine Packung Zigaretten aus der Brusttasche seines Medizinerkittels, holte das Feuerzeug aus der Hosentasche und setzte dann eines der weißen Stäbchen in Brand. Die vorwurfsvollen Blicke der vier anderen übersah er großzügig und produzierte Rauchringe.
    »Als ob ihr jemand die Seele genommen hätte«, murmelte er halblaut und setzte sich auf die Bettkante, um Tonias Gesicht eingehend zu mustern. In ihren stumpfen, toten Augen glaubte er so etwas wie unterdrückte Furcht zu spüren.
    »Ganz ruhig bleiben, Mädchen, ganz ruhig«, murmelte er sanft und wollte ihre rechte Wange streicheln.
    Das war der Moment, in dem Chefarzt Bonagiorno den Raum betrat. In der Tür blieb er stehen, schnupperte und sagte dann vorwurfsvoll: »Sie rauchen, Kollege Gambiotti?«
    Gambiotti hob die Schultern. »Laut Aussage ihres Mannes ist Donna Manciano selbst Raucherin, also wird sie ein bißchen Rauch kaum stören. Aber…«
    Er unterbrach sich selbst, weil er eine Entdeckung gemacht zu haben glaubte.
    Wie dünne Nebelschwaden stieg der Rauch von seiner Zigarette auf, und an diesen Rauchwölkchen hingen wie gebannt die Augen der Frau!
    »Sehen Sie mal, eine Reaktion!« flüsterte Gambiotti erstaunt. »Sie beobachtet den Rauch!«
    Das war die Sensation.
    Das war die erste bewußte Reaktion, die die Patientin zeigte!
    »Rauchen Sie weiter, Gambiotti«, forderte Bonagiorno den jungen Arzt auf. »Qualmen Sie mal ein bißchen dicker!«
    Die Rauchwölkchen wurden dichter. »Wie der Nebel über dem Lago di Garda«, murmelte einer aus der Gruppe.
    Gambiottis Kopf flog herum. »Ist denn der Gardasee ein Nebelloch?«
    Der andere fragte zurück. »Das nicht, aber sind Sie nie früh morgens am Lago gewesen? Manchmal wallen die Nebel genauso wie die Ihrer Zigarette!«
    Verständnislos lauschte der Chefarzt den Worten. Romantische Anwandlungen hatte seiner Ansicht nach in einem Klinikbetrieb keinen Platz.
    Dafür hatte Gambiotti, jüngster der Ärzte und erst seit drei Monaten in der Klinik beschäftigt, seine Sternstunde.
    »Die Mancianos wohnen dicht am Lago, und die Frau reagiert auf nebelartige Erscheinungen! Wenn Sie recht haben, Kollege, und es gibt morgens Nebel über dem See, kann dann nicht die Ursache der Krankheit in diesem Nebel liegen?«
    Davon wollte nun wieder Bonagiorno nichts wissen. »Sie fantasieren, Gambiotti, denn vom Anblick des Nebels ist noch nie jemand zum stumpfsinnigen Tier geworden, aber…«
    »Fantasie ist wichtiger als Wissen, hat schon Einstein gesagt, und der mußte es jà wissen!« konterte Gambiotti eiskalt. »Dottore Bonagiorno, es kann doch sein, daß die Frau im Nebel etwas gesehen hat, das ihr einen Schock versetzte!«
    »Sie schlief doch…«
    »Dann muß ich jetzt sofort ihren Mann sprechen!« verlangte Gambiotti.
    »Der ist in meinem Büro«, erklärte der Chefarzt.
    »Holen Sie ihn bitte«, verlangte Gambiotti.
    Mario Manciano wurde geholt.
    »Ja, vom Schlafzimmerfenster aus haben wir einen prachtvollen Ausblick auf den See, der aber nichts gegen das Erlebnis ist, direkt am Ufer zu stehen und das Plätschern der Wellen zu hören…«
    »War heute morgen Nebel?« schnitt ihm Gambiotti das Wort ab.
    »Ja, aber nicht mehr, als Tonia…«
    Mario brach ab. »Was wollen Sie damit sagen?«
    Gambiotti schüttelte den Kopf. Sein Elan war wieder verschwunden, »Es hat sich erledigt, Signore. Ich hatte angenommen, sie habe im Nebel etwas gesehen, was den Schock auslöste!«
    Da fuhren sie alle fünf zusammen, als Mario Manciano drei Worte flüsterte.
    »Yanaa, die Nebelhexe!«
    ***
    Ihre Unterbringung war komfortabel und fast noch besser als im Ritz. Zamorra hatte an den beiden Gästezimmern nichts auszusetzen. Es existierte sogar eine Verbindungstür, die sowohl er als auch Nicole mit leisem Schmunzeln zur Kenntnis genommen hatten. In jedem Zimmer gab es sogar einen Nebenapparat der Telefonanlage. Probeweise hob Zamorra ab und vernahm das Freizeichen. Also nicht nur Haustelefon, sondern eine tatsächliche Verbindung nach draußen!
    Im flauschigen Teppich versank er
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