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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Donnerbolzen?« fragte Zamorra schmunzelnd.
    April nickte. »Sein ganzer Stolz. Die Kiste ist schon über vierzig Jahre alt, fährt aber noch ihre hundertfünfzig Sachen und sieht nur von außen so alt aus. Er nennt das Ding den ›rasenden Falken‹.«
    Der Professor hüstelte unterdrückt. Dieser Arzt schien ein eigenwilliger Kauz zu sein. Gerade hatte er die Begrüßung hinter sich gebracht. »Was war denn mit dieser Frau los?« hörten sie den Lord fragen. »Haben Sie ihr nun den Blinddarm rausgesäbelt oder nicht?«
    Die Miene des Dicken wurde ernst. »Ging schlecht, weil sie ihn sowieso nicht mehr hat. Aber bei dem Fall blicke ich nicht so ganz durch. Ich habe sie ins Krankenhaus gebracht. Etwas so Seltsames habe ich noch nie erlebt. Sie scheint völlig verdummt zu sein, wenn man es mal so sagen darf. Stiert alles und jeden aus toten Augen an, brabbelt und lallt wie ein Kleinkind und benimmt sich wie ein wildes Tier, wenn man ihr zu nahe kommt. Gestern abend sei sie noch vollkommen normal gewesen, berichtete ihr Mann.«
    »Eigenartig«, murmelte der Lord betroffen. »Was kann das für eine Krankheit sein?«
    »Ich weiß es eben nicht«, erwiderte der Arzt ruhig.
    In diesem Moment sah The great Hedgeson zur Tür. Schlagartig verfinsterte seine Miene sich. »Da, sehen Sie«, sagte er. »Da kommt meine ganz persönliche Krankheit. Der Spinner aus Frankreich.«
    »Nett, daß Sie endlich Notiz von uns nehmen, Sir Francis«, erklärte Zamorra und näherte sich dem Lord.
    Hedgeson straffte sich.
    »Seit wann sind wir so vertraut miteinander? Ich bestehe darauf, daß Sie mich mit ›Sir Francis Hedgeson‹ anreden. Sie haben es überhaupt nur der Fürsprache meiner Tochter zu verdanken, daß ich Sie in meinem Haus dulde. Am liebsten würde ich Sie die Treppe hinunterschmeißen.«
    »Das dachte ich mir«, murmelte Zamorra. Er blieb stehen und verzichtete darauf, dem Lord die Hand zum Gruß zu bieten. Er war selten so kalt und ablehnend empfangen worden.
    »Nimm’s nicht übel, Zamorra«, erklärte April. »Er wollte nur auf seine Weise ausdrücken, daß du uns herzlich willkommen bist.«
    »Auch das dachte ich mir«, erwiderte Zamorra ironisch.
    Immerhin ließ sich Lord Hedgeson dazu herab, Nicole formvollendet die Hand zu küssen und dann die beiden Gäste aus Frankreich mit dem Arzt bekannt zu machen. Glianti grinste breit.
    »Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen, Professore«, spektakelte er. »Sie sind also der berühmte Zamorra, der Meister des Übersinnlichen, von dem man soviel in den Zeitungen liest? Ich habe immer davon geträumt, einmal mit Ihnen zu sprechen.«
    »Verräter«, knurrte Hedgeson. »Dafür setze ich Sie beim nächsten Spiel in fünf Zügen matt!«
    »Abwarten.« Glianti winkte ab. April mischte sich ein. »Ihre Begeisterung in Khren, Dottore, aber unsere beiden Gäste würden sicher gern erst einmal richtig untergebracht werden und sich erfrischen. Später können Sie gern weiterplaudern, und morgen während der Fete haben Sie sicher noch Gelegenheit genug. Sie kommen doch auch, ja?«
    »Fete? Morgen?«
    »Sie hat morgen Geburtstag, Sie abtrünniger Bauchaufschneider«, warf der Lord ein. »James, hole das Gepäck unserer Gäste, und bringe es auf die Zimmer.«
    Dennessey eilte davon.
    »Kommt mit nach oben«, verlangte April. Sie zog Nicole einfach hinter sich her, und Zamorra folgte notgedrungen. »Wir haben uns bestimmt eine Menge zu erzählen«, vermutete die Milliardärstochter.
    »Und ob«, murmelte Nicole.
    The great Hedgeson sah ihnen nach. Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Der Mann sieht so vernünftig aus. Schade, daß er ein Franzose und ein Parapsychologe ist. Übersinnliche Phänomene - pah!«
    »Sie sollten die Sache ernst nehmen«, erwiderte der dicke Arzt. »Die Parapsychologie ist eine inzwischen anerkannte Wissenschaft und manchmal sehr nützlich. Im übrigen mag es ganz interessant sein, was dieser Mann zu der hiesigen Legende um Yanaa, die Nebelhexe, sagt.«
    Hedgeson trat einen Schritt zurück. »Fangen Sie nicht auch noch an zu spinnen, Doc, sonst spiele ich nicht mehr mit Ihnen. Das sind alles Märchen und Phantastereien, die in unserer Welt keinen Platz haben.«
    Da zog es Dottore Vincenco Glianti, einundfünfzig Jahre alt und immer gern bereit, sein Wissen zu erweitern, vor zu schweigen.
    ***
    Der große, schlanke Mann sah auf den Boden. »Es war ein Fehler, es ist schiefgegangen«, murmelte er tonlos. »Sie sind aufmerksam geworden.«
    Die Nebelhexe hob den Kopf
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