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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unterbrechen. Ich muß sofort nach Peschiera, einer meiner Bekannten braucht mich. Irgend etwas ist mit seiner Frau, ich…«
    Hedgeson erhob sich. Von seinem Landhaus bis nach Peschiera waren es gute acht Kilometer. »Kommen Sie danach wieder, Dottore?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte der Arzt. »Wir sehen uns, Lord.«
    »All right, gehen Sie hin in Frieden«, knurrte Hedgeson. »Und nehmen Sie der Frau nicht ungefragt den Blinddarm heraus!«
    Glianti eilte mit einer Geschwindigkeit davon, die Hedgeson ihm überhaupt nicht zugetraut hätte. Es war das erste Mal, daß ihn ein Notruf in der Villa des Lords erreichte.
    »Thunderstorm, wenn der immer so rennt, wird er bald an Herzinfarkt oder anderen Sportlerkrankheiten sterben«, murmelte Sir Francis. »James, sieh schon mal zu, daß du einen Ersatzspieler auftreibst. Vielleicht ein Inserat in der Zeitung. ›Rüstiger Lord sucht gleichwertigen Partner für gesellige Schachturniere‹ oder so ähnlich. Und einen neuen schwarzen Anzug werde ich benötigen, in dem alten kann ich mich nicht mehr sehen lassen.«
    Dennessey zog eine Braue hoch. »Sir, Sie rechnen ernsthaft mit dem baldigen Ableben des Dottore?«
    Der Lord fuhr auf dem Absatz herum und stach dem Butler mit dem ausgestreckten Zeigefinger gegen das Brustbein. »Ich rechne mit dem Ableben eines jeden Menschen in meiner Umgebung«, erläuterte er. »Ich werde nämlich mindestens hundertfünfzig Jahre alt.«
    Dennessey »James« nahm es zur Kenntnis.
    »Schade, hoffentlich kommt er heute noch wieder«, brummte der Alte. »Ich hätte ihn so gern eine Diagnose stellen lassen.«
    »Sie sind krank, Sir?« fragte der Butler besorgt.
    »Ich nicht«, knurrte Hedgeson unwillig. »Aber dieser Franzose, dieser Spinner! Wann trifft er eigentlich ein?«
    Darauf konnte ihm Morris Dennessey keine genaue Antwort geben.
    ***
    Professor Zamorra und Nicole Duval hatten einen Umweg gemacht. Vom Château de Montagne bis zum Flughafen von Lapalisse per Auto, von dort mit dem Jet nach Milano, und da hatte Zamorra sich nach einem angemessenen Gefährt umgesehen.
    Seit einiger Zeit schätzte er eher die großen, komfortablen Wagen mit superstarken Motoren. Nicole war es schließlich, die einen schwarzglänzenden Peugeot 604 auftrieb.
    Zamorra entrichtete die Mietgebühr, setzte sich selbst hinter das Lenkrad und startete. Nicole schloß die Augen. Zamorra entwickelte sich mehr und mehr zum Ralleyfahrer und schaffte es immerhin, die Maschine dieses eigentlich seriösen Luxuswagens wie die eines Maserati aufbrüllen zu lassen. Verstohlen tastete Nicole, ob der Sicherheitsgurt auch richtig saß.
    Was der Parapsychologe auf der einen Seite für den großen Wagen und das komfortable Fahren ausgab, sparte er auf der anderen Seite wieder ein, indem er nicht die Autobahn benutzte, sondern die Nebenstrecken nahm und so die Autobahngebühren einsparte. Dennoch kamen sie dank seiner rennsportmäßigen Fahrweise ziemlich rasch voran. Der Professor hatte sich schon bald den italienischen Fahrgewohnheiten angepaßt, überholte, wo und wie es ihm gerade gefiel, benutzte die Lichthupe als Dauereinrichtung und schaffte es sogar, dem Wagen eine kleine Beule beizubringen.
    »Fall nicht in Ohnmacht, Chérie«, kam er einem diesbezüglichen Versuch Nicoles zuvor, »in diesem Land zählt jemand, der keine Beule am Wagen hat, als Anfänger!«
    In Verona zweigte er nach Norden ab und brauste am Gardasee entlang bis weit hinein ins Gebirge. In Kaltem wollte er einen Bekannten besuchen, der sich dort niedergelassen hatte, einen deutschen Schriftsteller, der sich zuweilen mit übersinnlichen Phänomenen befaßte, diese in Romanform brachte und damit für ein gutes Auskommen sorgte. Sie hatten sich vor Jahren einmal auf einem Schriftstellerkongreß kennengelernt, den Zamorra zufällig besuchte, und sie waren in Kontakt geblieben.
    Am späten Nachmittag rollten sie dann wieder gen Süden, der Villa des englischen Multimilliardärs entgegen, der, wenn er gewollt hätte, mit seinem Kapital die englische Krone hätte aufkaufen können. Bloß war The great Hedgeson an der nicht interessiert, weil der britische Staatshaushalt für seine Begriffe zu schwindsüchtig war.
    Die Ziffern der elektronischen Digitaluhr im Armaturenbrett des Wagens zeigten 17:03 an, als der schwarze Peugeot vor der äußeren Umzäunung des riesigen Grundstückes stoppte. Der Kies des breiten Weges knirschte unter den Reifen des Wagens. An dem riesigen Tor prangte eine Gegensprechanlage.
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