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0128 - Der Seelenwald

0128 - Der Seelenwald

Titel: 0128 - Der Seelenwald
Autoren: Martin Eisele
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die Fensterscheibe!
    Scherben prasselten in das freundlich eingerichtete Zimmer.
    Jeanette Bytow zuckte herum. Aus geweiteten Augen starrte sie auf den monströsen Schatten, der auf sie zuschoß!
    Sie kam nicht einmal mehr dazu zu schreien!
    Das übernahm Melanie Dorshire!
    Sie brüllte wie am Spieß! Ihre Stimme kippte über und zerriß in einem fürchterlichen Röcheln!
    Jeanette starrte noch immer auf den Schatten!
    Eine riesige Klauenhand war es! Eine Hand, die auf einem Schlangenkörper saß! Glänzender, weißlicher Schleim bedeckte diesen Körper, ließ ihn schillern und gleißen.
    Dann war die Hand heran!
    Eisenhart schlossen sich die sieben dicken Finger um ihren Körper, preßten ihr den Atem aus den Lungen!
    Zu spät! Zu lange gewartet! durchschoß es Jeanette. Ihr wurde schlecht. Der furchtbare Griff raubte ihr den Atem.
    Sie schlug auf den glitschigen Schlangenleib ein, der sich zuckend und windend um sie ringelte. Aber das war vergeblich. Ihre Fäuste schmerzten. Die schleimige Feuchtigkeit brannte auf ihrer Haut, als wäre es Säure.
    »Nanni!« kreischte Melanie.
    Da wurde Jeanette Bytow auch schon hochgerissen. Ruckartig.
    Mit einer ungeheuren Kraft.
    Sie erhaschte noch einen Blick auf ihre Freundin, die totenbleich in der geöffneten Tür stand, die Hände wie flehend erhoben.
    Und sie sah die andere Monsterhand, die in diesem Augenblick durch die Fensteröffnung drängte und auf Melanie zuraste!
    »Melanie… Weg! Verschwinde …«, keuchte sie. Aber das konnte die Freundin unmöglich hören. Ihre Stimme war nur ein Lufthauch.
    Der Druck, der auf ihrer Brust lag, raubte ihr jede Kraft.
    Jeanette Bytows Bewegungen erlahmten. Vor ihren Augen irrlichterte es. Grelle Kugeln zerplatzten und überschütteten sie mit wahnsinnigen Farben.
    Immer schwerer fiel es ihr, die Augen offenzuhalten. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich in dem sinnlosen Bestreben, Luft in die Lungen pumpen zu können.
    Ihre Augen quollen aus den Höhlen.
    Dann wurde sie durch das Fenster gezerrt. Sie spürte einen scharfen Schmerz an ihrer linken Schläfe, dann rann etwas Feuchtes, Klebriges über ihr Gesicht.
    Blut!
    Sie hatte sich an einer vorstehenden Glasscherbe geschnitten…
    Von dem sie einhüllenden Schlangenleib strömte ein ekelhafter Gestank aus. Verwesungsgestank. Er trieb ihr die Tränen in die Augen.
    Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, Angst zu empfinden. Wie tot war sie.
    Unter sich sah sie das staubige Band einer Straße. Dann wirbelte die ganze Landschaft durcheinander. Die Windungen des Schlangenkörpers rissen sie davon.
    Hinter sich hörte sie Melanie wimmern.
    Also wurde auch sie von diesem entsetzlichen Wesen entführt!
    Aber warum? Warum, um Himmels willen?
    Jeanette dachte an den Sterbenden, den sie gestern abend gefunden hatten. Seit diesem Augenblick war ihr Leben in eine neue Phase getreten, schien es. Das Übernatürliche griff nach ihnen…
    Dinge, die es nicht geben durfte – und die es dennoch gab!
    Wahnsinn! Es war blanker Wahnsinn!
    Ihre Gedanken schmolzen auf einen kläglichen Rest wahnsinniger Todesangst zusammen.
    Ja, jetzt hatte sie Angst.
    Sie wollte nicht sterben. Sie wollte leben!
    Leben!
    Die Dunkelheit, die einen Herzschlag später über sie hereinbrach, erlöste Jeanette Bytow von dem Grauen, das sie unweigerlich in den Wahnsinn getrieben hätte.
    Sie verlor die Besinnung.
    Gleichzeitig lockerte sich der Griff der Monsterhand! Die Seelenwald-Intelligenz wollte ihre Beute nicht vorzeitig töten!
    ***
    »Großer Gott! Sir, da unten… Sehen Sie doch nur!« Der Pilot beugte sich unwillkürlich vor. Aus seinem hageren, markanten Gesicht war jede Farbe gewichen.
    Mir erging es keinen Deut besser.
    Wie gebannt starrte ich hinunter auf das Gewimmel. Direkt in ein überdimensionales Schlangennest schien ich zu sehen. Mein Gehirn weigerte sich, das als Wirklichkeit zu akzeptieren, und dabei gab es keinen Zweifel daran, daß es die Wirklichkeit war!
    »Runter, Mann!« zischte ich. Mein Gesicht verkantete sich. Und eisige Ruhe überkam mich.
    Wie eine Blitzlichtaufnahme hatte sich das grausige Bild in mein Gehirn eingebrannt.
    Das kleine Kaff Peyspean. Einige windschiefe Häuser, die sich um eine Kirche mit ebenso windschiefem Turm gruppierten.
    Außerhalb weite Wiesen. Hier und da ein paar Bäume. Rechterhand, kaum wahrnehmbar, die Andeutung einiger karger Felder.
    Und noch ein paar Yards weiter nach rechts…
    Es waren Schlangen, riesige Schlangen. Mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit hetzten
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