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0126 - Satans Razzia

0126 - Satans Razzia

Titel: 0126 - Satans Razzia
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Lippen feucht.
    »Wo war ich stehengeblieben?« erkundigte er sich.
    »Bei Boris und seinen Freunden, mit denen zusammen Sie das vergangene Wochenende verbrachten.«
    Morton nickte. »Gott, was haben wir gelacht… Irgendwann kam einer auf die Idee, die schwarze Abtei aufzusuchen. Die andern winkten sofort ab, und von diesem Moment an war die gute Laune beim Teufel.«
    »Was ist mit der schwarzen Abtei?« wollte ich wissen.
    »Eigentlich ist es nur eine Ruine. Ein Erdbeben hat die Abtei zerstört. Ein Beben soll es gewesen sein, das die Hölle ausgelöst hat.«
    Ich wollte mehr darüber hören.
    »Es heißt«, berichtete Eddie Morton, »daß ein Mann, der sein Leben dem Bösen verschrieben hatte, sich in die Abtei begab, um sie zu entweihen. Ko van Hoek war sein Name. Ein. Engländer holländischer Abstammung. Während des Ersten Weltkrieges soll er grauenvolle Taten begangen haben. Deshalb gab man ihm den Namen Satansgeneral. Er zerstörte in der Abtei alle heiligen Symbole und verübte anschließend während eines Teufelsrituals Selbstmord. Damit bezweckte er zweierlei: Erstens sollte die Hölle seiner geopferten Seele ewiges Leben bescheren und sie mit dämonischen Kräften ausstatten, und zweitens sollte ihm die Macht des Bösen danken, indem sie die Abtei vernichtete, die Ko van Hoek immer schon ein Dorn im Auge gewesen war.«
    »Geschah beides?« fragte ich.
    Morton nickte. »Zunächst erfolgte jedoch nur die Zerstörung der Abtei. Der Satansgeneral verschwand spurlos von der Bildfläche.«
    »Wohin?«
    »Man sagte, in die Hölle. Und dann fing es an, in der schwarzen Abtei zu spuken. Grauenerregende Schreie waren nachts zu hören. Unheimliche Gestalten schlichen zwischen den Mauern umher. Dämonische Feste wurden in der Ruine gefeiert, und es hieß allgemein, daß es lebensgefährlich wäre, die schwarze Abtei – vor allem nachts – zu betreten. Die Leute von Hastings machten einen großen Bogen um die Ruine. Wenn ein Mensch verschwand, dann sagten sie sofort, die Geister hätten ihn sich geholt und in der Abtei dem Höllenfürsten geopfert. In letzter Zeit sollte der Spuk in besorgniserregendem Maße zugenommen haben. Niemand wagte mehr, allein die Straße zu betreten, sobald es dunkel wurde. Man munkelte von der Rückkehr des Satansgenerals.«
    »Ist Ko van Hoek tatsächlich wieder aufgetaucht?«
    »Das wollten mein Vetter Boris und ich herausfinden«, berichtete Eddie Morton weiter. »Ich schwöre Ihnen, wir hätten es nicht getan, wenn wir nüchtern gewesen wären. Aber wir hatten in dieser Nacht schon ziemlich viel geschluckt. Zwar war das Thema schwarze Abtei wieder fallengelassen worden, doch es ließ Boris nicht mehr los. Als seine Freunde nach und nach Hause gingen und nur noch wir beide übrig blieben, sagte er, daß wir zwei – die Mutigsten von der ganzen Runde – nun die Abtei aufsuchen würden. Ich war dagegen. Aber ich lehnte nicht entschieden genug ab. Boris bearbeitete mich solange, bis ich zustimmte, mitzugehen. Wir hätten es nicht tun dürfen.«
    »Was hat sich ereignet?« fragte ich gespannt. »Hat es in der Abtei tatsächlich gespuckt?«
    »Boris und ich verließen das Wirtshaus durch die Hintertür. Wir entdeckten eine Axt. Mein Vetter nahm sie an sich und meinte grinsend, nun könne uns nichts mehr passieren. Jedem Spuk, der uns angreifen würde, würde er mit der Axt den Schädel spalten. Ich war zwar betrunken, aber ich fühlte mich trotzdem nicht wohl in meiner Haut. Wir forderten unser Schicksal auf eine leichtsinnige Weise heraus.«
    »Stimmt«, bestätigte ich.
    »Sind Sie Raucher?«
    »Ja.«
    »Kann ich eine Zigarette haben?«
    »Klar.«
    Ich gab ihm ein Stäbchen, nahm mir selbst aber keines. Er holte seine deformierte Zigarettenpackung aus der Tasche und warf sie achtlos auf den Tisch. Im Nu war sein Kopf in eine blaue Wolke eingehüllt.
    »Erzählen Sie weiter«, verlangte ich. »Ihre Geschichte fesselt mich.«
    »Ich kriege die Gänsehaut, wenn ich an unser nächtliches Erlebnis denke, Mr. Sinclair.«
    »Was ist passiert?«
    »Wir hörten schon von weitem ein schauderhaftes Gekicher. Ich wollte meinen Vetter veranlassen, umzukehren, doch er meinte, nun hätten wir uns schon so weit vorgewagt, daß wir auch den Rest des Weges zurücklegen müßten. Bald sahen wir schemenhafte Gestalten durch die Finsternis huschen. Ich hatte wahnsinnige Angst und fragte mich, woher Boris seinen Mut nahm. Zwischen zwei Mauerfragmenten versteckten wir uns. Die Vorbereitungen für eine
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