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0126 - Merlin, der Magier

0126 - Merlin, der Magier

Titel: 0126 - Merlin, der Magier
Autoren: Werner Kurt Giesa
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spurlos. Was ist geschehen?«
    »Ich komme direkt aus Jerusalem«, murmelte Zamorra, wuchtete den auf ihm liegenden Freund beiseite und richtete sich langsam auf. Bill blieb am Boden hocken. Sein Blick wanderte den schwach erleuchteten Korridor entlang und fiel auf Nicole Duval, die in ihrer zerfetzten, durchscheinenden Kostümierung einen äußerst reizvollen Anblick bot.
    »Nicole…?«
    »Ja«, kam es zurück. »Nun starr mich nicht dauernd so an, du alter Lustmolch!« Aber verärgert klang es nicht. Und dann lachte Nicole, lachte ihr silberhelles Lachen, das wie von tausend Ängsten befreit klang.
    »Wir haben es geschafft«, murmelte Zamorra. »Wie kommst du denn hierher, Bill?«
    Der Historiker richtete sich jetzt endlich auf, unterzog auch Zamorra einer eingehenden Musterung. Leicht runzelte er die Stirn, weil der Professor mit seinem Burnus und einem Turban recht orientalisch wirkte. Fehlt nur noch das Bärtchen, dachte Bill. »Kommt ihr von einem Kostümball?« In Stich Worten erklärte er, was geschehen war, wieso er nicht mehr in England war, sondern nach Château Montagne gekommen war.
    Er berichtete von dem Diener Grohmhyrxxas, der in Nottingham sein Unwesen trieb und es beinahe geschafft hätte, Bill zu töten, fuhr fort mit dem verhängnisvollen Flugzeugabsturz, während dessen er Manuela kennenlemte, dann die Fahrt, die Anschläge im Schloß selbst…
    Zamorra nickte mehrmals. Er überlegte. »Ulo - ihn kenne ich nicht, aber der Name Grohmhyrxxa ist mir ein Begriff«, sagte er. »Ein mächtiger Insektendämon, der alle paar Jahrhunderte einmal auftaucht. Er ist nicht zu töten, heißt es. Und sein Diener wurde in England aktiv…?«
    »Ich glaube, es ist ein großangelegtes Vemichtungsspiel«, vermutete Bill. »Jetzt seid ihr aber an der Reihe.«
    Zamorra grinste.
    »Dazu brauchen wir aber nicht mitten in der Nacht hier auf dem Korridor herumzustehen. Ich glaube, ich habe einen kleinen Cognac verdient, und den gibt es nur in der Hausbar. Wollen wir?« Dabei sah er Bill und Nicole fragend an.
    Nicole nickte heftig. »Aber klar, Chef«, erwiderte sie. »Wartet, ich ziehe mir nur etwas an.«
    Bill sah ihr nach, während sie mit wehenden Fetzen in ihrem Zimmer verschwand. »Das ist nun wirklich nicht nötig«, murmelte er.
    »Dieses eigentümliche Singen«, erklärte Zamorra. »Was ist das für ein Geräusch?«
    »Der Alarm«, erwiderte der Amerikaner. »Ich erkläre es dir später.« Er bückte sich und stöpselte eines der dünnen Kabel aus, das einer der beiden - Zamorra oder Nicole - berührte hatte. Das Singen erstarb im gleichen Moment.
    Nicole tauchte erstaunlich rasch wieder auf. Sie hatte sich in einen knielangen Frotteemantel gehüllt und schritt jetzt mit den beiden Freunden die Treppe hinunter in die große Halle.
    Zamorra begann zu erzählen, während er den Cognac vorwärmte. Und während er berichtete, stiegen die Erinnerungen wieder in ihm auf. Gottfried von Bouillon, Vater Heinrich, Leonardo de Montagne, die Helleber… und auf der anderen Seite Kalif Achman und seine Frau Alyanah… und Merlin!
    »Eine faszinierende Gestalt, dieser Merlin. Ich würde gern erfahren, was er wirklich ist. Ein Mensch scheint er mir jedoch nicht zu sein.«
    Bill hob die Schultern und ließ sie ruckartig wieder fallen. »Vielleicht werden wir es nie erfahren. Aber…«
    Er verstummte. Sah, wie Zamorras Gesichtsausdruck sich veränderte. Maßlos überrascht öffnete der Professor den Burnus und zog das Amulett zutage, das ihm auf der Brust hing.
    »Komisch«, murmelte er. »Wo kommt das denn her?«
    »Hast du es nicht mitgenommen, als du in die Vergangenheit segeltest?« fragte Bill. »Ich meine, du hättest davon erzählt.«
    »Schon«, sinnierte Zamorra. »Aber als wir jetzt aus der Vergangenheit zurückkehrten, besaß ich es nicht mehr. Eine Ausfertigung besaß Leonardo, und mit der anderen ist Merlin irgendwohin verschwunden.« Er schwieg, nahm einen weiteren Schluck und fuhr dann fort: »Irgendwann in den letzten Minuten muß es materialisiert sein. Ich möchte wirklich wissen, wie das alles zusammenhängt. Diese Zeitphänomene gehen über mein Begriffsvermögen.«
    Doch Bill konnte ihm auch nicht weiterhelfen. Er konnte nur die Tatsachen als solche registrieren, nicht mehr. Und diese Tatsachen halfen ihnen nicht weiter.
    »Aber gut«, entschied der Professor schließlich. »Wir haben es überstanden, und ein Rätsel ist immerhin gelöst: das Rätsel der Entstehung des Amulettes. Ich trinke auf die tausend
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