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0126 - Merlin, der Magier

0126 - Merlin, der Magier

Titel: 0126 - Merlin, der Magier
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihm standen, hatten hier ihre Hände im Spiel und er vermochte nicht ihren Bann zu durchdringen.
    Er wußte nur, daß er sterben konnte, zumindest aber schwer angeschlagen würde, wenn er Camoran begegnete. Es hing mit dem Minus-Ich Zamorras zusammen, das sich in Camoran manifestiert hatte. Rein äußerlich gleichen beide sich wie eineiige Zwillinge.
    Merlin glitt über die Korridore. Längst waren seine Adlerschwingen wieder zu menschlichen Armen geworden. Das Amulett, das er Zamorra abnahm, trug er in der Hand.
    Er mußte es im Palast ablegen, so, daß Camoran es fand. Denn tausend Jahre später würde Zamorra es hier entdecken und an sich nehmen, weil Krul den anderen »Zeitschatten« zerstörte.
    Camoran würde es finden und an sich nehmen. Mit Hilfe de? Amulettes würde er seine Macht noch erweitern und gefürchtet werden. In dieser Beziehung hatte er viel von seinem Vorfahr Leonardo de Montagne - nein, von Zamorras Vorfahr. Merlin stellte fest, daß er langsam durcheinander geriet. Die Ausstrahlung des von Camoran beherrschten Universums machte sich störend bemerkbar. Merlin mußte sich beeilen, diese Dimension wieder zu verlassen. Das Negative überwog.
    Er näherte sich den Privatgemächern Camorans. Die negative Ausstrahlung wurde stärker. Erste Anzeichen von Kopfschmerz machten sich bemerkbar. Merlin wurde unkonzentriert.
    Zamorras Amulett! Er mußte es hierlassen!
    Camoran befand sich irgendwo in seinen Gemächern. Das erschwerte das Vorhaben des Zauberers. Je näher er dem kraftvollen Geist Camorans kam, desto gefährlicher wurde es. Die Strahlung vermochte ihn zu paralysieren.
    Es geht nicht mehr! zuckte es durch sein Hirn. Der Zauberer taumelte, lehnte sich an eine Wand. Er fühlte, daß sein Unsichtbarkeitsschirm langsam zusammenbrach. Er hatte nicht mehr die Kraft, ihn zu erneuern. Irgendwann in kurzer Zeit würde er sichtbar werden.
    Er ließ das Amulett fallen und wandte sich um. So schnell er konnte, eilte er davon, wie von Furien gehetzt.
    Hinter ihm klangen Schritte auf. Jemand mußte den hellen, metallischen Ton vernommen haben, mit dem das Amulett auf den Marmorboden fiel. Doch Merlin wandte sich nicht mehr um. Er wußte, daß das Amulett auf jeden Fall in Camorans Hände geriet. Denn alle wertvollen Fundsachen gehörten zunächst dem Herrscher.
    Die Legende von Camoran und seiner Zauberscheibe! Ein Zeitkreis hatte sich geschlossen. In rund tausend Jahren - genau 880, rechnete Merlin mit plötzlich wieder besser funktionierendem Gehirn aus - würde Zamorra auftauchen und das Amulett sich erkämpfen. Dann hatte Camorans Unsterblichkeit ihr Ende.
    Merlin blieb unsichtbar. Seine Befürchtung, seine magischen Fähigkeiten teilweise zu verlieren, blieb graue Theorie.
    Je weiter er sich von Camorans Gemächern entfernten, desto besser funktionierten seine Fähigkeiten wieder.
    Er erreichte das Fenster, durch das er in den Palast eingedrungen war, kletterte auf die Brüstung und stieß sich ab. Weit breitete er die Arme aus, ließ sie wieder zu Schwingen werden und stieß sich kraftvoll in den gelben Himmel empor.
    Immer noch war er unsichtbar und erzeugte dadurch unter den Bewohnern der Stadt keine Unruhe. Er flog eine Schleife um den Palast und entfernte sich dann in Richtung auf das Dimensionstor, durch das er gekommen war.
    Nur noch eines blieb ihm zu tun.
    Alle anderen Zeitkreise hatten sich geschlossen. Ein gewaltiges Planspiel war beendet, doch nicht so, wie die Dämonen es sich vorgestellt hatten. Ihr Ziel war es gewesen, Zamorra auszuschalten, sein gesamtes Team zu vernichten. Doch sie hatten nicht geahnt, gegen wen sie wirklich kämpften. Zamorra selbst war zu einer Randfigur geworden, zu einem Springer im Schachspiel. Die Dame war Merlin gewesen. Er war der eigentliche Planer und Gegenspieler Asmodis’ gewesen.
    Der Zauberer lächelte verloren.
    Irgendwann mochte es zur Auseinandersetzung zwischen ihnen kommen. Der Zauberer mußte zusehen, daß er am Ball blieb und keinen Zentimeter Boden verlor.
    Er mußte herausfinden, wer jene anderen waren, die langsam aber sicher begannen, die Zeitlinien auszutauschen. Wer waren sie, und was beabsichtigten sie?
    Irgendwann, das wußte er, würde er es herausfinden, würde die unbekannten Drahtzieher zur Rechenschaft ziehen. Er, Merlin - der Hüter der Menschheit…
    ***
    Nach der Eroberung Jerusalems
    Leonardo de Montagne atmete heftig. Die Beschwörung war schiefgegangen. Chraz und Ashran tot!
    Immer noch brannten die Szenen in seinem Geist.
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