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0123 - Wir zertraten die Hafenratten

0123 - Wir zertraten die Hafenratten

Titel: 0123 - Wir zertraten die Hafenratten
Autoren: Wir zertraten die Hafenratten
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reichlich bezecht waren. Wir kümmerten uns nicht um sie, sondern tranken rasch unsere Coca.
    Dann stiegen wir eine ausgetretene Treppe hinauf, die vom ersten Stockwerk an aus knarrenden Brettern bestand. Das Geländer war nicht mehr standfest, und schien nur noch Zierzwecke zu erfüllen.
    In der zweiten Etage gab es, wie in der Etage darunter, einen Flirr, der von der Treppe nach links und rechts abzweigte. Wir wandten uns nach rechts und suchten die dritte Tür.
    Es brannte Licht dahinter. Wir sahen es deutlich durch die Ritzen rechts und links der-Tür schimmern. Im Flur brannte zwar eine Glühbirne, aber sie war vom kleinsten Format und nicht mehr als ein glimmendes Pünktchen unterhalb der schmutzigen Decke.
    Wir blieben stehen. Phil zog seine Pistole und entsicherte sie. Ich tat es ihm nach. Dann klopfte Phil.
    Eine Weile blieb es still, dann rief eine weibliche Stimme: »Wer ist da?«
    »Zwei Freunde von Mr. Johnson«, rief Phil. »Wir möchten gern mit ihm sprechen.«
    »Augenblick.«
    Kleider raschelten, es dauerte eine Weile, dann wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht und die Tür geöffnet. Heller Lichtschein fiel in den düsteren Flur.
    Auf der Schwelle stand ein Mädchen von vielleicht zweiundzwanzig Jahren. Sie trug ein billiges Wöolworthkleid aus dem Sommerschlussverkauf, roch nach aufdringlichem Parfüm und hatte einen fast lila Lippenstift verwendet. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte sie uns.
    »Ja, bitte?«
    Phil wiederholte seinen Vers.
    »Wir sind Freunde von Mr. Johnson und möchten gern mit ihm sprechen. Ist er zu Hause?«
    »Nein, leider nicht…«, sagte das Mädchen zögernd.
    »Das ist aber eigenartig«, murmelte Phil. »Er hat uns nämlich für halb elf herbestellt.«
    Das Gesicht des Mädchens hellte sich auf.
    »Dann wird er sicher gleich kommen. Treten Sie ein, Gents.«
    »Danke.«
    Wir nahmen unsere Hüte ab und betraten ein ziemlich geräumiges Zimmer, das mit Möbeln vom Altwarenhändler ausgestattet war. Eine Couch mit einer zerschlissenen Decke war für uns die einzige Sitzmöglichkeit, denn auf dem einzigen Stuhl den es gab lagen Herrensocken und Damenstrümpfe, und in dem alten Ohrensessel schnurrte eine asthmatische Katze.
    »Sind Sie Mrs. Johnson?«, fragte Phil mit frecher Naivität.
    Das Mädchen lachte.
    »O nein. Soweit habe ich’s noch nicht gebracht. Ich bin seine Freundin. Nicht mehr, nicht weniger.«
    »Roy hatte schon immer einen guten Geschmack«, schmeichelte Phil geschickt.
    »Sie sind aber ein Schlimmer«, drohte das Mädchen und warf Phil einen betörenden Blick zu.
    Ich gab mir alle Mühe, ernst zu bleiben. Nach außen hin gelang es mir einigermaßen. Wenn ich auch ab und zu husten musste. Aber das konnte ja an einer Erkältung liegen, »Wie lange kennen Sie Roy eigentlich?«, fragte Phil.
    »Seit einem halben Jahr ungefähr«, erwiderte das Mädchen. »Kennen Sie ihn schon länger?«
    Phil räusperte sich. Er spielte verlegen, und er tat es meisterhaft.
    »Ja«, sagte er ausweichend. »Wir haben lange Zeit - eh - in derselben Gegend gewohnt.«
    Seine Anspielung auf ein Zuchthaus oder Gefängnis war meisterhaft vorgetragen. Das Mädchen warf uns beiden einen kurzen Blick zu, während sie nickte.
    »Ich verstehe schon…«
    Für ein paar Sekunden schien die Unterhaltung einzuschlafen. Aber Phil nahm den Fäden geschickt wieder in die Hand.
    »Sie wissen nicht zufällig, ob John im Augenblick einen - hm - einträglichen Job hat?«
    »John?«
    Phil war nicht zu schlagen. Selbst aus einem Versprechen zog er die Möglichkeit, seine Glaubwürdigkeit zu untermauern.
    »Ach, so nannten wir ihn damals. Eine Kurzform für Johnson.«
    »Ach so. Was meinten Sie mit dem Job?«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Na, ich dachte, er würde vielleicht Interesse haben, mit uns zusammenzuarbeiten. Wir haben ein paar lohnende Geschäfte vor. Oder ist er bereits anderweitig festgelegt?«
    »Ich glaube, er ist festgelegt. Aber genau kann ich das natürlich nicht sagen. Er spricht selten darüber. Hier im Hause wohnen ein paar Männer, mit denen er oft unterwegs ist - geschäftlich.«
    »Sie meinen Mister Bearon?«, erkundigte sich Phil.
    Es war der Name des Mannes, den ich erschossen hatte.
    »Ja, der auch.«
    »Noch andere?«
    »Ja, da ist noch Prokley, und Richards wohnt auch hier. Es sind noch mehr Männer, die zu der - hm - zu dem Geschäft gehören, abei die anderen wohnen nicht hier im Hause.«
    »Prokley…«, murmelte Phil. »Ich glaube, ich habe den Namen schon mal
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