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0123 - Wir zertraten die Hafenratten

0123 - Wir zertraten die Hafenratten

Titel: 0123 - Wir zertraten die Hafenratten
Autoren: Wir zertraten die Hafenratten
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aufeinander losknallte.
    Wie viele alte Leute, schwelgte Neville in Erinnerungen. Eine seiner Erinnerungen war die Geschichte, als er seinerzeit Ginger Ales verhaftet hatte. Das lag fast dreißig Jahre zurück, und Neville wäre diese Geschichte vielleicht gar nicht wieder eingefallen, wenn er nicht an diesem Abend in einer Nachtausgabe gelesen hätte, dass Ginger Ales aus dem Zuchthaus entlassen worden sei.
    »Donnerwetter«, staunte Neville, legte die Zeitung beiseite und schloss die Augen.
    Seine Erinnerung spielte ihm die alten Bilder wie ein Film vor. Er erinnerte sich noch genau an die Kneipe, in der Ginger Ales damals immer verkehrte.
    Ich wette meinen neuen Hut gegen eine alte Cellophantüte, dachte Neville, dass Ales dort wieder aufkreuzt.
    Als Dienstschluss war, ging Neville ziellos durch die Straßen. Er wollte nur einen kleinen Spaziergang machen, aber unwillkürlich lenkte er seine Schritte nach dem Central Park.
    Er durchquerte ihn und suchte die Kneipe in der West 7 Osten Straße auf, die damals Ales Lieblingsaufenthalt gewesen war.
    Ales war nicht da.
    Neville setzte sich an die Theke auf einen Barhocker und trank Coca-Cola mit Whisky.
    Er musste lange warten. Aber dann kam Ginger Ales. Genau wie Neville es erwartet hatte.
    Er setzte sich an die Theke. Zwei Hocker von Neville entfernt.
    Neville nahm sein Glas, rutschte über die beiden Hocker zu Ales hin und sagte: »Na, Bruder, wieder draußen?«
    Ales wandte ihm ruckartig den Kopf zu.
    »Was ist los?«, fragte er scharf.
    Neville grinste nur.
    Denn verzog Ales sein Gesicht, runzelte die Stirn und dachte offenbar gründlich nach. Er wühlte in seinem Erinnerungsvermögen, kam aber nicht darauf, woher ihm Neville bekannt vorkam.
    »Ich bin einer der beiden G-man, die dich damals kassiert haben, Ginger«, sagte Neville. »Ich wollte dich mal Wiedersehen, deswegen habe ich hier auf dich gewartet. Ich wusste, dass du kommen würdest.«
    »Wer hat dirs gesagt?«, fragte der Gangster.
    Neville lachte und klopfte an seine ' breite Stirn.
    »Das Oberstübchen, Ginger. Ihr gebt allesamt eure alten Gewohnheiten nicht auf. Deswegen kriegen wir auch jeden, den wir haben wollen. Sieh, ich will dir ein Beispiel erzählen. Wir suchten einen Bandenchef. Wir hatten kein Bild von ihm und keine Beschreibung. Aber wir wussten, dass er englische Zigaretten bevorzugt. Das brach ihm das Genick. Wir ließen sämtliche Läden und Stände beobachten, wo englische Zigaretten verkauft wurden. Innerhalb zweier Tage hatten wir ihn.«
    »Warum erzählst du mir das?«, fragte Ginger Ales kühl.
    Neville zuckte die Achseln.
    »Weißt du, ich frage mich, was du jetzt anfängst. Du hattest lebenslänglich zu sitzen, nicht wahr?«
    »Ich bin ausgerückt. Ich habe achtundzwanzig Jahre gesessen. Glaubst du, es war schön? Als man mir sagte, man wollte mir den Rest schenken, habe ich plötzlich geflennt wie ein kleines Kind, das sich wehgetan hat.«
    »Kann’s mir denken«, erwiderte Neville.
    »Lass mich in Ruhe. Ich werde wohl noch in meine Stammkneipe gehen können.«
    »Klar. Darfst du. Kein Mensch hat etwas dagegen. Hat sich mächtig verändert hier, was? Na, ist nicht das einzige. Hat sich überhaupt alles sehr verändert in den vergangenen Jahren, Ginger. Alles. Achtundvierzig Jahre sind eine mächtig lange Zeit, da bleibt nichts gleich. Das FBI hat sich auch geändert. Ginger. Du müsstest dir den Laden mal ansehen kommen. Doch, das solltest du tun. Unsere Laboratorien finden jeden Mörder, das kannst du auf deinen Eid nehmen. Wir sind verdammt stromlinienförmig geworden, wenn du verstehst was ich damit sagen will.«
    Ginger Ales kniff die Augen ein. Sein blasses Gesicht wirkte hart und entschlossen, wie damals.
    »Willst du mich warnen?«, fragte er leise.
    »Mann kann’s so nennen«, murmelte Neville. »Sieh mal, es wäre doch schade, wenn du nun endgültig für den Rest deines Lebens hinter den Gittern verschwinden würdest, nicht wahr?«
    Ginger Ales zuckte die Achseln. Er sagte nichts. In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Der Keeper nahm den Hörer, lauschte, wandte sich dann dem Lokal zu und rief fragend: »Mister Ales?«
    »Geben Sie her«, sagte der entlassene Zuchthäusler und nahm den Hörer.
    Eine Weile lauschte er schweigend. Dann sagte er: »Ich möchte, dass er kalte Füße bekommt.«
    Damit legte er den Hörer auf. Neville, der gerade in der Hosentasche nach Münzen angelte, um seine Rechnung zu begleichen, bekam den Satz gerade noch mit.
    ***
    Ich sah
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