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0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

Titel: 0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...
Autoren: Hans Wolf Sommer
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die Augen geschlossen und atmete stoßartig. Kleine Blutbläschen wurden zwischen seinen bleichen Lippen sichtbar, ein untrügliches Zeichen schwerer innerer Verletzungen.
    Nicole betrat das Zimmer. Als sie den Mann sah, der ihr nach dem Leben getrachtet hatte, versteinerte sie regelrecht.
    »Chef…«
    Zamorra lächelte ihr zu. »Keine Angst, Chérie, er wird dir nichts mehr antun.«
    Anschließend machte er sich an eine eingehende Untersuchung des Verletzten.
    Zamorra war kein approbierter Arzt, sondern Psychologe. Aber er hatte sich sowohl während seiner Studienzeit als auch danach ausgiebig mit Medizin beschäftigt. So war er durchaus in der Lage, Lucas Foumais fachmännisch zu untersuchen und eine Diagnose zu stellen.
    Und diese Diagnose hatte es in sich.
    Nach allen Regeln der Medizin mußte Fournais tot sein. Bei dem Sprung hatte er sich das Genick und die Wirbelsäule gebrochen. Außerdem war sein Herz von einem zersplitterten Rippenknochen durchbohrt worden. Diese Verletzung allein müßte eigentlich bereits ausgereicht haben, den sofortigen Tod herbeizuführen.
    Dennoch lebte Fournais!
    Zamorra war trotz dieses Befunds nicht sonderlich überrascht. Er kannte die Kraft, die den tödlich Verletzten am Leben hielt: Dämonenkraft!
    Aber diese Kraft wurde, wie der Professor an seinem Amulett »ablesen« konnte, zusehends schwächer. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Lucas Fournais wirklich seinen letzten Atemzug tat.
    »Fournais, hören Sie mich?«
    Der junge Mann schlug die Augen auf, blickte den Professor schmerzerfüllt an.
    »Es geht zu Ende mit Ihnen, Fournais«, sagte Zamorra langsam. »Wollen Sie nicht vorher Ihr Gewissen erleichtern? Wollen Sie nicht vorher dem Bösen abschwören, dem Sie sich verschrieben haben?«
    Lucas Fournais lächelte. Es war ein Lächeln voller Traurigkeit, ein Lächeln voller Resignation.
    »Ich habe mich nicht dem Bösen verschrieben, Professor«, antwortete er stockend. »Ich bin nur ein Opfer, verstehen Sie?«
    »Ein Opfer Gheorghe Antonescus?« mutmaßte Zamorra.
    »Ja!«
    »Erzählen Sie, Fournais«, drängte Zamorra. »Wenn ich Bescheid weiß… Vielleicht können wir gemeinsam dazu beitragen, daß nicht noch andere zu Opfern werden!«
    Fournais schloß die Augen wieder. Zamorra befürchtete bereits, daß er nichts sagen würde, daß er das Geheimnis seiner Existenz über den natürlichen Tod hinaus für sich behaltenwürde. Dann aber sprach der junge Mann doch, leise, abgehackt, kaum verständlich. Zamorra mußte sich ganz tief über ihn beugen, um seine mühsam hervorgebrachten Worte überhaupt mitzubekommen.
    »Ich war ein todgeweihter Mann«, ließ er den Professor wissen. »Krebs! Unheilbar! Die Ärzte gaben mir noch vier, höchstens sechs Wochen zu leben. Das war vor einem guten halben Jahr. Dann lernte ich Gheorghe Antonescu kennen. Antonescu versprach mir, mich gesund zu machen. Ich wußte, daß er kein Arzt war, daß er ein übel beleumundeter Scharlatan war, aber das kümmerte mich nicht weiter. Ich war bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen, der sich mir bot. Und so nahm ich Antonescus Angebot, mich zu heilen, an. Und Antonescu hatte nicht zuviel versprochen. Zwar gelang es ihm nicht, den Krebs zu besiegen, der in mir wühlte - das hatte er auch niemals vorgehabt aber er versah mich mit einer Kraft, die dem Tod zu trotzen vermochte. Ein inneres Feuer…«
    »Höllenfeuer!« murmelte Zamorra.
    »Ja, aber das wußte ich damals noch nicht. Erst später gingen mir die Augen auf. Aber da war es bereits zu spät. Ich war ein Sklave Antonescus geworden, ein Sklave Antonescus und der bösen Mächte, denen er dient. Wann immer Antonescu wollte, konnte er mich unter seinen Einfluß zwingen. Ich war dann wie in Trance und mußte alles tun, was er von mir verlangte.«
    »Und unter diesem Einfluß sind Sie in dieser Nacht auch hierhergekommen!«
    Fournais bejahte. »Antonescu haßt Sie, Professor. Er wollte Rache. Er wollte, daß ich Ihnen das Kostbarste nehme, das es in ihrem Leben gibt!«
    Nicole! sagte Zamorra in Gedanken.
    Den Rest konnte er sich denken. Die höllische Kraft, die Fournais am Leben hielt, hatte sein Amulett gefürchtet und den unglücklichen jungen Mann zu überstürzter Flucht veranlaßt. Und bei dieser Flucht hatte er sich weitere tödliche Verletzungen zugezogen, Verletzungen, die so schwer waren, daß die Höllenkraft nicht mehr damit fertig wurde.
    Eins stand fest: diesem Gheorghe Antonescu mußte das Handwerk gelegt werden.
    Sofort!
    »Wo ist
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