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0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

Titel: 0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...
Autoren: Hans Wolf Sommer
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aus.
    »Einer von Ihnen muß mitkommen und die Tür wieder hinter mir zuriegeln«, sagte er zu den beiden Beamten, die ihn hergebracht hatten.
    Ein Corporal begleitete ihn. Der Mann hatte zum Glück eine leistungsfähige Taschenlampe bei sich. Sonst hätten die beiden Männer den fast völlig zugeschütteten Treppenabgang vermutlich gar nicht gefunden.
    Auf den Stufen sah es nicht anders aus. Steine, Schutt und Müll. Und tatsächlich Ratten. Überall raschelte und huschte es.
    »Diese Schweine«, knurrte der Corporal. »Wenn ich daran denke, daß das Girl hier vielleicht schon seit Tagen hockt…«
    »Nicht mehr lange, Corporal.«
    »Hoffentlich«, erwiderte der Mann.
    Zamorra und sein Begleiter arbeiteten sich bis in das zweite Kellergeschoß vor. Er roch nach Moder und Fäulnis. Irgendwo tropfte Wasser.
    »Wie war das - dritte Tür?« vergewisserte sich der Professor.
    »Das hat der Halunke gesagt.«
    Der Schein der Stablampe geisterte durch den kaum mannshohen Kellergang… und fand sein Ziel. Es war eine zolldicke Eisentür, halb verrostet zwar, aber ungemein solide. Eine Bazooka hätte sie nicht aufgesprengt. Wie beschrieben war die Tür von außen verriegelt. Es sah ganz danach aus, als ob Plant wirklich mit der Wahrheit herausgerückt war.
    Zamorra schob den Riegel zurück, was einige Kraftanstrengung erforderte. Die Tür ließ sich aufziehen.
    »Leuchten Sie mal, Corporal.«
    Der Lichtkegel huschte durch den Raum, erfaßte feuchte Kellersteine, die ein fensterloses Gemäuer bildeten. Das Kellergeviert war völlig leer - bis auf das Mädchen, das, in eine schmutzige Decke eingehüllt, halb hinter einem Geröllhaufen verborgen, auf dem Steinboden lag. Die junge Frau schlief oder war ohnmächtig. In jedem Fall lebte sie, wie die Atemzüge einwandfrei verrieten.
    »In Ordnung, Corporal«, flüsterte Zamorra. »Wenn ich mich bis morgen mittag nicht gemeldet habe, holen Sie mich und das Mädchen raus. Ansonsten…«
    »… mache ich, daß ich Land gewinne«, ergänzte der Beamte leise. »Ich drücke Ihnen die Daumen, Professor!«
    »Die Lampe können Sie mir noch geben«, sagte der Professor. »Finden Sie auch ohne sie wieder raus?«
    »Klar.«
    Zamorra trat in den Raum. Der Corporal schloß die Tür hinter ihm. Es knirschte unangenehm, als er den Riegel vorschob. Dann entfernten sich seine tappenden Schritte.
    Roberta Giordano schlief weiter, hatte überhaupt nicht bemerkt, daß sie nicht mehr allein war. Zamorra hatte nichts dagegen. Um so unbefangener würde sie reagieren, wenn ihr Vater auftauchte.
    Der Professor kauerte sich hinter einem anderen Steinhügel auf den Boden. Dann hieß es zu warten.
    Er mußte eine ganze Weile warten - eine Stunde, zwei Stunden, drei. Dann meldete sich sein Amulett. Es erwärmte sich auf seiner Brust, ganz langsam zuerst, dann mehr und mehr. Als das Brennen längst die Schmerzschwelle überschritten hatte, löste es der Professor vom Hals und nahm es in die Hand.
    Der lebende Tote konnte nicht mehr weit sein…
    Und dann hörte ihn Zamorra. Seine Schritte ertönten unmittelbar vor der Tür.
    Zamorra bemühte sich, ganz leise zu atmen. Jetzt kam es darauf an…
    Der Riegel draußen wurde zurückgezogen, dann öffnete sich quietschend die Tür.
    Sehen konnte der Professor den Ankömmling nicht, denn es war stockfinster. Aber er konnte ihn hören… und spüren.
    »Roberta! Roberta, hörst du mich?«
    Jetzt war er mitten im Raum, vielleicht noch drei Schritte von Zamorra entfernt. Ungefähr dort, wo er jetzt stand, mußte das Mädchen liegen.
    »Roberta!«
    Der Professor nahm ein leichtes Funkeln wahr. Die unheimlichen Augen, von denen ihm Bill erzählt hatte? Mit fester Hand umklammerte er sein Amulett. Aber noch gab er sich nicht zu erkennen.
    Jetzt schien sich Giordano zu bücken, schien sich über seine Tochter zu beugen. Zamorra hörte das Rascheln von Stoff.
    »Roberta!«
    Dann ein Stöhnen, ein Stöhnen, das nicht von Luke Giordano stammen konnte.
    Eine zitternde Frauenstimme: »Wer… wer ist da?«
    »Ich bin es, Roberta. Dein Daddy!«
    Plötzlich ein wilder Schrei, der Zamorra durch und durch ging. »Neeeeinnn! Du bist nicht mein Vater. Mein Vater ist tot! Du bist ein Ungeheuer!«
    »Roberta…«
    »Geh weg! Um Gottes willen, geh doch endlich weg, du unbeschreibliches Ungeheuer!«
    Und auf einmal drang ein Schluchzen an Zamorras Ohr. Und es war ganz sicherlich nicht das Mädchen, das schluchzte.
    Völlig überrascht stellte Zamorra fest, daß die Wärmeentwicklung seines
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