0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

paar Scheine für jeden. Man muß leben, alter Junge.«
    »Nein!«
    Kevin Plant erhob sich von der Couch, baute sich vor dem Sessel Giordanos auf. Kantig schob er das Kinn vor.
    »Paß auf, Giordano«, knurrte er. »Die Mäuse gehören uns gemeinsam. Wir sind zu dritt, richtig?«
    »Und?«
    »Buzz und ich, wir haben abgestimmt. Also…«
    Giordano lachte. »Eure lächerlichen Abstimmungen interessieren mich einen Dreck!«
    »Wirklich?« Kevin Plant ballte die Fäuste, winkelte die Arme an.
    Luke Giordano lehnte sich lässig zurück und verschränkte die Beine.
    »Du willst mir doch nicht etwa drohen, Plant?«
    »Genau! Sag uns, wo du die Möpse versteckt hast, oder…«
    »Oder?«
    Plant ließ seine Faust nach vorn fliegen. Aber er traf nicht. Giordano hatte seinen Kopf reaktionsschnell zur Seite genommen, so daß der Schwinger fehlging.
    Dann schlug Luke Giordano zurück. Ansatzlos kam seine Rechte und traf Plant voll am Kinn. Der bullige Mann wurde zurückgeschleudert, prallte gegen den Couchtisch und stürzte zu Boden. Der Tisch kippte um, und die Glasplatte zersprang klirrend.
    Die Schwarzhaarige schrie auf und schlug die Hand vor den Mund. Buzz Fetterman sprang ebenfalls von der Couch hoch.
    Auch Luke Giordano stand jetzt.
    »Wenn du auch komisch werden willst, Fetterman…«
    Giordano sprach nicht weiter. Sein Kopf ruckte herum. Mit gerunzelter Stirn musterte er die Tür, die zur Diele führte.
    »Du Hund!« brüllte Plant mit verzerrtem Gesicht, während er sich wieder aufrappelte. »Ich werde dir…«
    »Schnauze!« zischte Giordano. »Ich habe da was gehört!«
    Mit schleichenden Schritten ging er auf die Tür zu.
    »Bleib hier!« schrie Plant. »Wenn du glaubst, du könntest dich hier auf billige Art und Weise verdrücken…« Er war jetzt wieder auf den Füßen, wollte Giordano nachsetzen.
    In diesem Augenblick wurden in der Diele unverwechselbare Geräusche laut.
    Ein Krachen… Das Splittern von Holz… Schwere Schritte…
    Kevin Plant blieb wie angewurzelt stehen, wurde bleich wie ein Bettlaken. »Was, zum Geier…?«
    Luke Giordano ahnte sofort, was los war.
    Cops!
    Das Gequatsche dieses Idioten war nicht ohne Folgen geblieben. Die Bullen hatten ihre Spur gefunden!
    Aber Giordano war nicht bereit, sich tatenlos in sein Schicksal zu ergeben.
    Noch hatten sie ihn nicht!
    Mit einer blitzschnellen Bewegung griff er unter seine linke Achsel und riß die Beretta hervor, die er dort verborgenhielt. Schon brachte er die Waffe in Anschlag.
    Die Tür des Livingrooms flog auf. Vier Männer drängten herein, .38er Specials in den Händen.
    »Flossen hoch!«
    Buzz Fetterman und Kevin Plant langten sofort zur Decke. Die Schwarzhaarige schrie hysterisch, fiel dann in Ohnmacht.
    Aber Luke Giordano dachte nicht daran aufzugeben. In Gedanken war er bei Roberta, seiner heißgeliebten Tochter. Wenn sie erfuhr, daß die Cops ihn hier hochgenommen hatten wie einen hergelaufenen Strauchdieb, dann war alles aus.
    Niemals!
    Er feuerte.
    Einer der Polizisten brach stöhnend zusammen.
    Giordano feuerte zum zweiten Mal, sprang gleichzeitig in Richtung Fenster.
    Erster Stock… Das mußte doch zu schaffen sein!
    Der zweite Polizist, von seiner Kugel in die Brust getroffen, schwankte, brach ebenfalls zusammen.
    Dann eröffneten auch die beiden anderen Cops das Feuer. Ihre .38er spuckten Tod und Verderben.
    Luke Giordano hatte keine Chance.
    Er war sofort tot.
    Zu diesem Zeitpunkt wußte noch niemand, daß sein Abschied vom Leben nur von kurzer Dauer sein sollte.
    ***
    Schluß für heute! dachte Professor Zamorra.
    Er klappte den dicken alchimistischen Wälzer zu, den er zu Referenzzwecken herangezogen hatte, und stieß seinen Arbeitsstuhl zurück.
    Ein Blick auf die Armbanduhr sagte ihm, daß es bereits dreiundzwanzig Uhr geworden war. Ob Nicole schon schlief? Wäre schade, dachte er und lächelte dabei. Die Nacht war nicht allein zum Schlafen da.
    Der Gedanke an seine Sekretärin und Freundin ließ angenehme Gefühle in ihm aufsteigen. Er verließ sein Arbeitszimmer und machte sich auf den Weg zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer.
    Plötzlich blieb er abrupt stehen. Er hatte einen stechenden Schmerz auf der Brust verspürt.
    Er wußte sofort, was dieser Schmerz zu bedeuten hatte. Sein Amulett, das er an einer goldenen Kette auf der Brust trug, hatte sich gemeldet, wollte ihm eine Warnung zukommen lassen.
    Mit diesem Amulett hatte es eine ganz besondere Bewandtnis. Einst, vor vielen Jahrhunderten, hatte es seinem Vorfahren Leonardo de