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0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

Titel: 0120 - Jerry Cottons letzter Fall?
Autoren: Heinz Werner Höber
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sollte man überhaupt einmal gründlich auf die Finger sehen.
    ***
    »Diesem Hehler sollte man überhaupt einmal gründlich auf die Finger sehen«, hat Jerry als letzten Satz geschrieben. Hat er es selbst in der Nacht tun wollen und ist dabei unschädlich gemacht worden? Wohin ist Jerry noch in der Nacht, gefahren?
    Ich ging zu Mister High mit den letzten Zeilen von Jerrys Notizen.
    »Wissen Sie etwas von Jerry?« fragte Mister High schnell, als ich sein Office betrat.
    Ich schüttelte den Kopf:
    »No. Das sind die letzten Notizen, Chef.«
    Ich legte ihm die Abschrift vor. Schweigend wartete ich, bis sie der Chef gelesen hatte.
    »Phil, Sie meinen, daß…«
    Er beendete den Satz nicht. Ich zuckte mit den Schultern:
    »Chef, er muß unmittelbar, nachdem er das geschrieben hat, seine Wohnung verlassen haben. Ich möchte sogar annehmen, daß es ein hastiger Aufbruch war, denn diese Notizen haben keine abgeschlossene Form. Für ein Tagebuch nicht. Es wäre etwas anderes, wenn der letzte Satz lautete: ›Diesem Hehler sollte man überhaupt einmal gründlich auf die Finger sehen, und das werden wir morgen früh tun.‹ Das würde ich als ein Ende auffassen. Aber so? Ich möchte eher annehmen, daß er, als er das schrieb, auf den Gedanken kam: Warum sollte ich das nicht heute nacht tun? Und da ließ er impulsiv alles liegen und fuhr hin.«
    Mister High nickte ernst:
    »Sie können recht haben, Phil. Okay nehmen Sie sich einen Kollegen und fühlen Sie diesem Morton einmal auf den Zahn.«
    »Danke, Chef.«
    Mister High lächelte müde:
    »Sie brauchen sich doch nicht zu bedanken, Phil. Es ist das wenigste, was wir im Augenblick für Jerry tun können. Übrigens habe ich eine Fahndung nach Jerrys Wagen angekurbelt. Jeder Polizist in ganz New York weiß zu dieser Stunde, daß er uns unverzüglich anzurufen hat, wenn er, einen roten Jaguar mit einem bestimmten Kennzeichnen sichtet.«
    »Das ist gut«, sagte ich. Allerdings mit wenig Hoffnung. »Jerrys Jaguar fällt auf. Vielleicht bekommen wir dadurch eine Spur von ihm. Ich fahre also jetzt zu Morton.«
    »Ja, Phil. Tun Sie das.«
    Ich verließ den Chef, ließ mir vom Einsatzleiter einen Kollegen zuweisen, einen gewissen Jack Brockson, und fuhr mit dem zu Morton.
    Brockson war ein blutjunger G-man, der gerade von der FBI-Schule gekommen war. Er fieberte geradezu nach wilden Kämpfen.
    »Wird es knallen?« fragte er unterwegs.
    Ich zuckte die Schultern:
    »Hoffentlich nicht. Aber möglich ist alles.«
    »Hoffentlich knallt es.«
    »Mein Lieber, wenn Sie die ersten Kameraden bei solchen Gelegenheiten an Ihrer Seite sterben sehen, wünschen Sie sich so etwas nicht mehr.«
    »Entschuldigen Sie. Ich habe nicht daran gedacht.«
    »Tun Sie’s in Zukunft! Denken Sie immer daran, daß G-men keineswegs unverwundbar sind. Ein toter G-man, wenn er auch noch so tapfer war, kostet dem Staat nur die Rente für seine Angehörigen, aber er nützt ihm nichts mehr. Das klingt hart, ist aber eine unbestreitbare Tatsache.«
    Brockson schwieg. Vielleicht war er nämlich beleidigt. Unter normalen Umständen wäre ich nämlich nicht so scharf mit ihm ins Gericht gegangen. Aber vielleicht hatte es in der vorletzten Nacht geknallt und Jerry…
    Brockson mußte mich unterwegs kräftig anstoßen, sonst wäre ich glatt einem gelben Lieferwagen in die Seite gefahren, so waren meine Gedanken gefangen.
    Morton hatte ein kleines Grundstück gekauft, auf dem er Lumpen sammelte, Altpapier und -metall. Nach außen hin, seinem Firmenschild nach. In Wirklichkeit hatte er sich bereits einen Namen gemacht als einer der gerissensten Hehler in ganz New York.
    Wir fuhren mit dem Dienstwagen auf den Hof, da es weit und breit keinen Parkplatz an der Vorderseite des Gebäudes gab.
    Ich hielt den Wagen neben einem Berg von Altmetall an und stieg aus.
    Ein Fenster klirrte, und eine Kugel pfiff scharf an meinem Kopf vorbei.
    Ich warf mich mit einem Hechtsprung vorwärts und landete hinter dem Berg verrosteten Metalls. Als ich mich umsah, sah ich Brockson hinter dem rechten Vorderrad unseres Dienstwagens liegen.
    »Heben Sie den Hörer des Sprechfunkgerätes ab, ohne sich aufzurichten!« zischte ich ihm zu. »Rufen Sie die Leitstelle! Geben Sie unseren Standort durch. Erbitten sofort Verstärkung!«
    »Aber wir wissen doch gar nicht, wieviel Leute da drin sind!« rief Brockson leise zurück.
    »Und wenn wir’s wissen, kann es für uns auch schon zu spät sein. Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe!« rief ich ärgerlich
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