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012 - Der Silbermann

012 - Der Silbermann

Titel: 012 - Der Silbermann
Autoren: A.F.Morland
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habe Ihnen doch gestern von meinem Sohn erzählt.«
    »Von Arno, ja. Er befindet sich zur Zeit in Hongkong. Mit einer Freundin namens Annette Mann.« Er sollte sehen, daß ich ihm zugehört hatte. Es gibt viele Menschen, mit denen unterhält man sich, und eine Stunde später wissen sie schon nicht mehr, worüber man mit ihnen gesprochen hat. Zu dieser Sorte gehöre ich nicht.
    Beymer sollte das wissen.
    »Man hat mich soeben angerufen, Mr. Ballard. Mein Sohn ist verschwunden. Spurlos. Auch Annette Mann ist unauffindbar.«
    Aha, dachte ich. Er möchte, daß du die beiden suchst.
    In Hongkong. Eine mysteriöse Angelegenheit. Zwei junge Menschen, die spurlos verschwunden waren. Eigentlich kein Fall für mich, denn meine Aufgabe ist es, die schwarze Macht zu bekämpfen, aber wenn George Beymer mich bat, ihm zu helfen, konnte ich schlecht nein sagen. Ich war also von vornherein entschlossen, die Sache zu übernehmen.
    Er aber sagte: »Sie denken wahrscheinlich, daß das kein Fall für Sie ist, Mr. Ballard…«
    »Also nein…«, widersprach ich verlegen.
    »Glauben Sie mir, ich würde Sie nicht belästigen, wenn ich der Ansicht wäre, der Fall könne von der Polizei in Hongkong gelöst werden.«
    »Kann er das nicht?«
    »Nein.«
    »Haben Sie kein Vertrauen…«
    »Doch, darum geht es nicht. Sie werden gleich erkennen, daß dies sehr wohl ein Fall für Sie ist, Mr. Ballard. Es gibt in Hongkong eine Höllenbucht.«
    Allein der Name ließ mich aufhorchen. »Ja, und?«
    »Viele Menschen sind in dieser Bucht schon verschwunden. Man hat meinen Sohn gewarnt, sich nicht dorthin zu begeben, aber er hat alle Warnungen natürlich in den Wind geschlagen. So ist er nun einmal. Er möchte vor nichts und niemandem Angst haben. Das beweist er sich bei jeder Gelegenheit. Gott, wie oft hat er sein Schicksal schon herausgefordert. Es ist immer gutgegangen. Er hatte stets Glück. Nun scheint er zum erstenmal Pech gehabt zu haben. Die Yacht, die er gemietet hatte, wurde im Morgengrauen leer aufgebracht. Die Höllenbucht hat zwei neue Opfer gefordert. Ich bitte Sie, verhindern Sie, daß da noch weitere Menschen verschwinden. Lüften Sie das Geheimnis der Höllenbucht, und vielleicht schaffen Sie es – diese kleine Hoffnung lasse ich mir nicht nehmen –, meinen Sohn, und das Mädchen zurückzuholen.«
    »Ich werd’s versuchen«, versprach ich.
    Wohin auch immer es Arno Beymer und Annette Mann verschlagen hatte, wenn sie noch lebten, würde ich alles daransetzen, um sie auf die Erde zurückzubringen. Ich war bereit, dafür jedes Risiko auf mich zu nehmen. Selbst in die Hölle hinabzusteigen, hätte ich mich nicht gescheut.
    »Ich danke Ihnen, Mr. Ballard«, sagte George Beymer ergriffen.
    »Ich wußte, daß Sie mich nicht abweisen würden.«
    »Das wär’ ja doch wirklich das Letzte.«
    »Ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
    »Unsinn. Es ist mein Job, den Mächten der Finsternis entgegenzutreten. Ob nun hier in England oder in Hongkong, das macht für mich keinen Unterschied. Sie hören wieder von mir.«
    »Hoffentlich lebt Arno noch.«
    »Ja, das hoffe ich auch.«
    »Und hoffentlich ändert er sein Leben, wenn er dieses Abenteuer heil überstanden hat.«
    »Das würde ich für Sie wünschen«, sagte ich und legte den Hörer in die Gabel.
    Mr. Silver schaute mich neugierig an. »Ein neuer Fall?«
    »Richtig.«
    »Den du hoffentlich nicht allein anzugehen gedenkst.«
    »Willst du nicht hierbleiben und Roxanes Händchen halten?«
    »Sei bloß nicht so großkotzig. Du tust ja so, als würde ich dir ohne meine übernatürlichen Fähigkeiten zur Last fallen.«
    »Tust du’s nicht?«
    »Ich bin nicht schlechter als du, verdammt noch mal.«
    Ich nickte grinsend. »Genau das wollte ich von dir hören.«
    »Und was heißt das?«
    »Daß ich auf deine liebreizende Gesellschaft in Hongkong nicht verzichten möchte.« Ich erzählte dem Hünen mit den Silberhaaren, welches Problem es für uns zu lösen gab. Kaum hatte ich geendet, da läutete wieder das Telefon. Abermals war Mr. Silver schneller am Apparat, doch erneut galt der Anruf nicht ihm, sondern mir. Ich grinste. »Wann wirst du dich endlich damit abfinden?«
    »Nie!« brummte der Ex-Dämon und drückte mir den Hörer in die Hand.
    Diesmal war es Tucker Peckinpah. »Beymer hat mich soeben angerufen, Tony. Schlimme Sache. Danke, daß Sie sich für ihn verwenden wollen.«
    »Geschenkt.«
    »Ich habe bereits veranlaßt, daß mein Privatjet für Sie startklar gemacht wird. In einer Stunde können Sie
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