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012 - Der Silbermann

012 - Der Silbermann

Titel: 012 - Der Silbermann
Autoren: A.F.Morland
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Haut. Er wußte, daß sie ihn jetzt töten konnten. Aber sie taten es nicht. Warum nicht?
    Weil sie ihn als Opfer brauchten.
    Für das Blutritual.
    ***
    Rundlich, 60 Jahre, gelichtetes Haar, eine unvermeidliche Zigarre im Mund, das war mein Partner Tucker Peckinpah. Ich traf ihn im Club. Stinkvornehm ging es hier zu. Das war nicht ganz nach meinem Geschmack, ich bevorzuge mehr die legere Art, aber ich kann mich auch anpassen, wenn es erforderlich ist. Über weiche Teppiche, in denen man fast bis zu den Knöcheln versank, führte mich der Kellner zu Peckinpahs Tisch. Obwohl der Club beinahe bis auf den letzten Platz voll war, war es seltsam still. An den Tischen fiel kein lautes Wort. Man nahm Rücksicht aufeinander.
    Tradition wurde hier groß geschrieben.
    Der Industrielle erhob sich, um mich zu begrüßen.
    Ich hatte Roxane und Oda den Vorschlag gemacht, mitzukommen. Automatisch wäre dann auch Mr. Silver dabeigewesen, doch die beiden Hexen hatten in der City schon eine Kleinigkeit gegessen und somit keinen Appetit mehr.
    Mr. Silver wollte bei Roxane bleiben.
    Oda kam nicht mit, weil sie Lance Selby näherkommen wollte.
    Na schön, nachdem sie mich also alle abblitzen ließen, erschien ich allein in Peckinpahs Club.
    Er stellte mir George Beymer vor. 50, Brillenträger, ein bißchen übergewichtig, und sein linkes Augenlid zuckte immer wieder. Sein Blick wieselte an mir auf und ab.
    »Sie sind also Tony Ballard«, sagte er.
    »Seit meiner Geburt«, erwiderte ich und setzte mich. Beim Kellner bestellte ich Pernod.
    »Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Mr. Ballard«, sagte Georg Beymer.
    Ich warf Tucker Peckinpah einen amüsierten Blick zu. »Hoffentlich hat mein Partner nicht zu dick aufgetragen.«
    »Wenn ich etwas erzähle, halte ich mich an die nüchternen Fakten«, entgegnete Peckinpah. »Es liegt mir nicht, aufzuschneiden, aus einer Geschichte mehr herauszuholen als drin ist. Das überlasse ich den Journalisten. Die können das besser als ich.«
    Mein Pernod kam.
    Mit dem Essen ließen wir uns noch Zeit. Zum Glück hatte ich Zeit. Endlich mal wieder. Mein Leben verlief ohnedies in viel zu hektischen Bahnen.
    Beymer setzte ein um Entschuldigung heischendes Lächeln auf und sagte: »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, daß ich den Wunsch hatte, Sie kennenzulernen, Mr. Ballard. Für gewöhnlich bin ich nicht aufdringlich. Aber einen Mann, der so viele außergewöhnliche Abenteuer erlebt hat, begegnet man nicht an jeder Straßenecke.«
    »Da haben Sie recht«, pflichtete ich Beymer bei. »Sie und Mr. Peckinpah sind Geschäftsfreunde?«
    »Ja, ich besitze eine Munitionsfabrik. Es steckt eine Menge von Peckinpahs Geld in meinem Unternehmen. Er ist so etwas wie ein stiller Teilhaber.«
    »Verstehe. Wie lange gibt es Ihr Unternehmen schon?«
    »Wir feiern in diesem Jahr unser 25jähriges Bestehen«, sagte Beymer stolz. »Anfangs war die Zeit hart. Die Konkurrenz ist groß. Aber mit Peckinpahs weitreichenden, einmaligen Beziehungen gelang es uns, ein paar fette Regierungsaufträge an Land zu ziehen. Seither läuft die Sache wie geschmiert.« Beymer seufzte. »Ich wünschte, Arno, mein Sohn, würde mehr Interesse für die Firma zeigen. Er ist 25, und er steht auf dem Standpunkt, er müsse das Leben erst noch in vollen Zügen genießen, ehe er in die Tretmühle des Unternehmens einsteigen könne. Er zigeunert in der Welt umher. Immer ein anderes Land. Immer eine andere Stadt. Immer ein anderes Mädchen. Seine derzeitige Flamme heißt Annette Mann. Mit ihr verpraßt er Vaters Geld gerade in Hongkong. Wollen Sie ihn sehen?«
    Ich nickte.
    Er holte seine Brieftasche heraus und zeigte mir ein Foto von Arno.
    »Er sieht aus wie…«
    »Wie Alain Delon«, sagte George Beymer. »Jeder behauptet das, und das schmeichelt Arno auch sehr. Wenn es dieses Gesicht nicht schon beim Film gäbe, hätte er es da bestimmt versucht.«
    »Sie sind mit seinem Playboyleben nicht einverstanden, oder?«
    »Nun ja…«
    »Warum sperren Sie nicht seinen monatlichen Scheck?«
    George Beymer stieß mit dem Zeigefinger die Brille hoch. »So hart will ich nun auch wieder nicht zu ihm sein. Man ist nur einmal jung. Ich befand mich nicht in der glücklichen Lage, einen reichen Vater zu haben. Arno hat ihn. Warum soll er davon nicht profitieren? Ich habe ihm gesagt, daß er dieses Leben noch fünf Jahre führen darf. Dann muß damit aber Schluß sein. Dann muß für ihn der Ernst des Lebens beginnen. Er ist damit einverstanden.«
    »Die Frage
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