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0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

Titel: 0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst
Autoren: Marihuana ist kein blauer Dunst
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Gedankenkette war, dass ich Steve Conally mit steinernem Gesicht vorlog: »Ich habe einen Lieferanten, Steve. Ich hatte ihn schon, als ich vor Wochen diese Bar betrat, aber ich legte ihn vorläufig auf Eis. Erst wollte ich mir ansehen, was ich verdienen konnte, wenn ich für Albert arbeitete. Wäre genug dabei herausgesprungen und wäre Albert fair geblieben, so hätte ich meinen Lieferanten nicht aus dem Kühlschrank geholt. Jetzt warte ich nur noch acht Tage. Wenn Albert mir bis dahin kein vernünftiges Angebot gemacht hat, taue ich meinen Lieferanten auf und verkaufe an Alberts Kunden soviel Marihuana, dass er seine Brötchen in Zukunft als Hausierer verdienen muss.«
    Ich steckte die Pistole und die Reservemagazine ein, stand auf und schlug Conally auf die Schulter.
    »Vielen Dank, Steve! Was hast du für das Ding bezahlt? Nimm’s dir aus der Kasse!«
    Ich war auch an diesem Tage sehr fleißig. Ich suchte den vierten Drugstore-Besitzer auf. Dann lief ich eine ganze Weile hinter den Vertretern her, bevor ich sie alle gefunden hatte. Als letzten suchte ich den Schuhputzer. Ich wusste, wo er seinen Stand hatte. Es war acht Uhr abends, als ich ihn erreichte. Ein Kunde thronte auf dem Stuhl, und Jimmy Loan wienerte an den Stiefeln des Mannes herum. Ich wartete, bis er die Schuhe auf Hochglanz gebracht hatte. Er kassierte seinen Nickel. Der Kunde ging. Ich schob mich auf den Stuhl.
    Loan, der auf einem Schemel saß, hob den Kopf. Er hatte sein Berufsgrinsen im Gesicht.
    »Poolish, Mister?«
    Er erkannte mich, senkte den Wollschädel und begann, wie rasend meine Schuhe zu bearbeiten.
    »Ich bin nicht deswegen gekommen, Jimmy«, sagte ich. »Erzähle mir ein wenig über deine Freundschaft mit Albert!«
    »Kein Freund«, antwortete er. »Er sagt mir, tu das oder tu jenes, und ich mache es. Es ist nicht gut für einen schwarzen Schuhputzer, zu viel zu fragen.«
    »Jimmy, kennst du Albert ?«
    »No, Mister. Er schreibt mir Brief , was ich soll machen.«
    »Kennst du Stunt Doyer oder Rod Frazer?«
    Jetzt grinste er wieder. »Mister, vielleicht ich kennen ihre Schuhe, aber ich kenne nicht ihre Namen. Sie sagen mir, welche Schuhe tragen, und ich sage Ihnen, ob ich kenne diese Leute.«
    Gegen meinen Willen musste ich lachen.
    »Hör zu, Jimmy. Ich glaube, du bist ein heller Junge. In Zukunft werde ich dir Marihuana verkaufen, und du wirst es nehmen. Ich mache einen anständigen Preis und liefere gute Ware.«
    »Ware von Albert?«
    »Vielleicht Ware von ihm, vielleicht auch nicht. Das liegt ganz bei ihm.«
    Er stand von seinem Schemel auf. »Mister, wenn Sie machen Krieg mit Albert , Sie lassen aus dem Spiel Jimmy Loan. Sie werden kommen und sagen: Nimm meine Ware! Ich nehme. Dann kommen Leute von Albert und sagen: ›Warum du nimmst fremde Ware?‹ Sie zerschlagen meinen Stand, Sie schlagen mich, und dann sie sagen: ›Du nimmst unsere Ware!‹ Ich nehme. Dann Sie kommen, Mister, schimpfen, weil ich fremde Ware. Sie zerschlagen Stand und schlagen mich, dass ich muss gehen in Krankenhaus, und wenn ich herauskomme, Sie sagen: ›Verkaufe meine Ware!‹ Ich mache, und wieder kommen Leute von Albert! Das Spiel geht weiter, bis Jimmy Loan ist ein toter Mann, oder Sie sind ein toter Mann, oder Albert ist ein toter Mann. Sehr wahrscheinlich, dass ich zuerst tot bin.«
    Er schüttelte energisch den schwarzen Wollschädel. »Oh nein, Mister. Lieber ich gehe zur Polizei und erkläre: Habe gehandelt mit Marihuana. Bitte, sperrt mich ein!«
    Ich gab ihm einen Dollar und stand auf.
    »Wir werden ja sehen, wie die Dinge sich entwickeln, Jimmy. Im schlimmsten Fall hast du es ja nicht weit bis zum nächsten Revier.«
    ***
    Kurz nach dem Öffnen kam ich in die Bar. Ich trieb mich ein bisschen in der Nähe der Theke herum. Die ersten Gäste kamen herein. Unsere Musiker fiedelten ihr erstes Stückchen. Der Betrieb kam ins Rollen.
    Ich langweilte mich. Allmählich hing mir der Seven Stars Laden zum Hals heraüs, und es wurde nicht besser dadurch, dass ich wusste, ich würde unter Umständen noch Wochen warten müssen, bis Albert sich zu irgendeiner Regung entschloss. Ich konnte schließlich nicht den Rest meiner FBI-Laufbahn damit vertrödeln, als angeblicher Barbesitzer darauf zu warten, dass ein Marihuana-Händler geruhte, mich gnädigst in seinen Ring aufzunehmen, oder ungnädigst seine Leute gegen mich zu schicken, um mich abzuschießen. Wenn Albert so kaltschnäuzig war, wie nach seinem bisherigen Verhalten angenommen werden musste, so
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