Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0118 - Der Dämonenwolf

0118 - Der Dämonenwolf

Titel: 0118 - Der Dämonenwolf
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
nicht fair kämpfen.
    Da war auch endlich Suko. Er preschte um die Ecke des Hotels und walzte wie eine Dampframme auf uns zu.
    Ich warf mich auf den Mann, fiel auf seinen Rücken und packte seinen Nacken. Zu meiner Überraschung wehrte er sich überhaupt nicht, als ich ihn fest auf den Boden drückte, obwohl er vorher so gewaltige Kräfte entwickelt hatte.
    »Und jetzt heraus mit der Sprache!« rief ich keuchend. »Wer bist du, und wer hat dich geschickt?«
    Er stöhnte leise und schmerzlich. Ich hütete mich jedoch, meinen Griff zu lockern. Dazu hatte ich zu schlechte Erfahrungen gemacht.
    »Du bringst ihn ja um, John!« rief Suko besorgt, als das Stöhnen lauter wurde.
    »Unsinn«, antwortete ich kopfschüttelnd. »Ich greife nicht einmal so fest zu, wie wenn wir beide trainieren!«
    Trotzdem nahm ich mir Sukos Warnung zu Herzen und löste meine Finger ein wenig. Es half nichts. Das Stöhnen wurde lauter und drängender.
    »Verstehe ich nicht«, murmelte ich und erinnerte mich plötzlich an das Halstuch. Wer weiß, was der Junge darunter verbarg.
    Schon wollte ich es aufknoten und zur Seite ziehen, als Suko einen Warnschrei ausstieß.
    Mein Kopf ruckte hoch.
    Über die nur schwach beleuchtete Dorfstraße jagte ein mächtiges Tier heran. Im Mondschein hielt ich es zuerst für einen streunenden Hund.
    »Der Wolf!« rief Suko und griff nach seiner Pistole, die ebenfalls mit geweihten Silberkugeln geladen war.
    Suko war viel zu langsam. Auch mir gelang es nicht mehr, meine Beretta zu ziehen.
    Mit einem langgezogenen Heulen schnellte sich der Wolf auf mich. Ich konnte mich eben noch flach fallen lassen, dann rasierten auch schon die Pranken der Bestie über meinen Rücken. Stoff riß, ich wurde herumgeschleudert und rollte über den nassen Asphalt. Mein Kopf donnerte gegen einen harten Pfeiler, daß es in meinen Ohren dröhnte. Ich hatte unsanft Bekanntschaft mit einer Straßenlaterne geschlossen.
    Für etliche Augenblicke war ich wie betäubt. Ich hörte Suko schreien, zwei Schüsse krachten, danach war es still. Mit zusammengebissenen Zähnen richtete ich mich auf die Knie.
    Sehr rühmlich war dieser Kampf nicht für uns abgelaufen. Ich war schwer angeschlagen, und Suko hielt sich den linken Arm. Von dem Wolf und dem junge Mann war nichts mehr zu sehen.
    »John, bist du in Ordnung?« rief Suko besorgt.
    Ich winkte ab und stemmte mich auf die Beine. Mein Kopf dröhnte, doch ich hatte im Moment größere Sorgen. »Wo sind sie?« fragte ich nur.
    Suko zuckte die Schultern. »Dieses Biest hat nach meinem Arm geschlagen, aber ich konnte im letzten Moment ausweichen, sonst wäre es mir böse ergangen. Ich habe ihm eine Silberkugel auf den Pelz gebrannt. Daraufhin ist das Scheusal so schnell abgehauen, daß die zweite Kugel gar nicht mehr getroffen hat.«
    »Und der Junge mit dem Halstuch?«
    »Der lief genau so schnell wie der Wolf.« Suko drehte sich einmal im Kreis und musterte die Häuser, die wie ausgestorben dastanden. »Keiner kümmert sich darum, was hier auf der Straße passiert.«
    »Die Leute haben Angst.« Ich steckte die Beretta weg. »Komm, sehen wir zu, daß wir noch eine Mütze voll Schlaf bekommen. Wir werden sie morgen dringend nötig haben.«
    Als wir auf unsere Zimmer zurückkehrten, überlegte ich, was sich wohl unter dem Halstuch des jungen Mannes verbarg und warum er sich schon bei dem kleinsten Druck gegen seinen Nacken nicht mehr bewegt hatte.
    Die Antwort lag so nahe, doch sie war so schauderhaft, daß ich nicht darauf kam!
    ***
    Fuhr man von Rranlin aus in Richtung Polloch, einem kleinen Dorf mit 2000 Einwohnern, erreichte man nach einer Meile den Wildtierpark des Ehepaares Hemmings. Clout Hemmings war früher Großwildjäger in Afrika gewesen. Vor zwei Jahren war er in seine Heimat Schottland zurückgekehrt, hatte Marga geheiratet und den Wildtierpark eröffnet.
    Er hatte jedoch eines übersehen. Rranlin lag so weit abseits der großen Städte, daß kaum Besucher kamen. Dementsprechend schlecht stand es um die Finanzen des Ehepaares Hemmings.
    Clout saß mißmutig beim Frühstück. Marga hatte soeben die Tiere versorgt und kam zu ihm in die Küche.
    »Draußen vor dem Tor steht ein Verrückter und predigt von einem Wolf, der alle Probleme lösen wird«, sagte sie kopfschüttelnd. »Irre gibt es ja immer wieder, aber so jung und schon so verrückt!«
    »Na und, was geht mich das an?« schnauzte Clout seine Frau an.
    Marga hob die Schultern. »Lieber Himmel, du hast heute wieder eine Laune, Clout!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher