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0118 - Der Dämonenwolf

0118 - Der Dämonenwolf

Titel: 0118 - Der Dämonenwolf
Autoren: Richard Wunderer
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Hotel besaß. Wir nahmen uns zwei nebeneinanderliegende Zimmer. Der Hotelbesitzer rief für uns den Polizisten an, der das Protokoll geschrieben hatte. Er war schon zu Hause, fuhr aber sofort zum Hotel, als er hörte, wer mit ihm sprechen wollte.
    Suko und ich saßen gerade beim Abendessen, als der Polizist kam. James Clowders stand kurz vor der Pensionierung. Er machte ein geheimnisvolles Gesicht, als ich ihn direkt auf die Erwähnung der silbernen Ketten ansprach.
    »Vielleicht halten Sie mich jetzt für alt und unfähig«, sagte er leise, während wir die letzten Bissen eines kalten Lammbratens verschwinden ließen. »Aber ich habe so meine eigene Meinung über diesen Wolf. Silber spielt eine wichtige Rolle, und…«
    »Mann, drücken Sie sich deutlich aus!« rief ich gereizt. »Wir haben eine lange Fahrt hinter uns und sind müde!«
    »Also gut!« James Clowders gab sich einen Ruck. »Dieser Fenris ist ein Wesen aus einer anderen Welt und scheut das Silber…«
    »Moment!« Vor Überraschung fiel mir das Messer auf den Teller.
    Suko zuckte bei dem lauten Klirren zusammen. »Sagten Sie Fenris?«
    Konstabler Clowders nickte. »Der Fenris-Wolf! Haben Sie noch nie davon gehört?«
    Bei mir klingelte es. Nicht nur der fanatische Redner in dem Dorf hatte von Fenris gesprochen. Als der Polizist von dem Fenris-Wolf sprach, wußte ich wieder Bescheid.
    »Das nordische Fabeltier?« vergewisserte ich mich. »Meinen Sie diese Gestalt aus den Göttersagen?«
    James Clowders war sichtlich erleichtert, daß ich Bescheid wußte. »Er soll ein ungeheuer großes Fabelwesen sein, das sogar Sonne und Mond fressen kann. Das sind natürlich Übertreibungen, aber die Leute in dieser Gegend munkeln hinter vorgehaltener Hand, daß der Wolf Fenris ist, der wieder auf die Welt gekommen ist.«
    »Dann steht uns eine harte Auseinandersetzung bevor«, murmelte ich.
    »Ich habe die silbernen Ketten erwähnt«, fuhr der Konstabler fort, »weil ich schon einmal gehört habe, daß es im Yard einen Spezialisten für solche Fälle gibt. Ich kannte nur den Namen nicht, Oberinspektor Sinclair.«
    »Was wissen Sie noch?« forschte ich. »Jeder Hinweis kann wichtig für uns sein!«
    Clowders schüttelte den Kopf. »Das ist alles, Herr Oberinspektor. Tut mir leid.«
    Ich sah auf die Uhr. Es ging bereits auf Mitternacht zu. »Für einen Besuch bei der Familie MacCranter ist es heute schon zu spät«, sagte ich mehr zu Suko als zu dem Polizisten. »Verschieben wir das auf morgen.«
    »Wenn Sie wollen, sage ich Tom Meredith Bescheid, daß Sie hier sind«, bot Clowders an. »Das ist der Anführer der Flying Scotsmen. Ich komme übrigens mit den Jungs und dem Mädchen ganz gut aus. Meine Kollegen haben Schwierigkeiten, aber ich verstehe die Scotsmen. Sind eben junge Leute, die keinem etwas tun und sich austoben möchten.«
    Ich bedankte mich bei meinem schottischen Kollegen. Suko und ich zogen uns auf unsere Zimmer zurück, um uns für den bevorstehenden Kampf auszuruhen.
    »Hör mal, John«, meinte Suko, als wir uns auf dem Korridor verabschiedeten. »Wir haben schon ein paarmal erlebt, daß Gestalten aus alten Volkssagen plötzlich auftauchen.«
    Ich nickte. »Weil sie in Wirklichkeit Dämonen sind, die vor Jahrhunderten bereits ihr Unwesen getrieben haben und nun wieder aktiv werden.«
    »Dieser Fenris-Wolf.« Suko sah mich erwartungsvoll an. »Ich kenne die europäischen Sagen nicht so gut. Ist er wirklich so gefährlich?«
    »Noch gefährlicher«, sagte ich ernst. »Noch viel gefährlicher. Den Geschichten nach ist er unbesiegbar.«
    Suko preßte die Lippen zusammen. »Bis morgen, John«, sagte er und ging in sein Zimmer.
    »Ja, bis morgen«, murmelte ich. Jetzt erschien mir dieser jungendliche Fanatiker in einem ganz anderen Licht. Ich hätte mich sonstwohin beißen können, daß ich ihn nicht festgehalten und befragt hatte. Ich wußte nicht einmal, wer er war, woher er kam und was seine Aufgabe war.
    Aber nun war es zu spät. Ich konnte nur hoffen, daß er mir früher oder später über den Weg lief. Ich war eben auch kein Übermensch und machte Fehler.
    Leider.
    ***
    Ich konnte mich nicht lange ausruhen. Es war noch dunkel, als ich plötzlich die Augen aufschlug. Ohne Übergang war ich hellwach, alle Sinne waren angespannt.
    Etwas hatte mich geweckt, ohne daß ich sagen konnte, was es war. Instinkt? Oder ein Geräusch?
    In weiter Ferne heulten Hunde. Ich hatte das Fenster geschlossen, weil Sturm aufgekommen war. Alle Geräusche drangen nur gedämpft
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