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0118 - Der Dämonenwolf

0118 - Der Dämonenwolf

Titel: 0118 - Der Dämonenwolf
Autoren: Richard Wunderer
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zu mir ins Zimmer.
    Da war es wieder, dieses Heulen, aber diesmal erkannte ich ganz deutlich, daß es nur ein einzelnes Tier war. Ein Hund? Dieses bellende, langgezogene Heulen war typisch für einen Wolf!
    Mit einem Satz war ich aus dem Bett. Noch während ich mich hastig anzog und überlegte, ob ich Suko wecken sollte, hörte ich ein zweites, noch viel deutlicheres Geräusch. Jemand warf Steinchen und Erde gegen mein Fenster.
    Ich zog die Beretta. Sie war mit silbernen Kugeln geladen und steckte in meinem Halfter, das griffbereit über einer Stuhllehne hing. Vorsichtig schob ich mich an das Fenster und blickte hinunter.
    Heute schien Vollmond. Ganz klar sah ich einen Mann vor dem Hotel stehen. Unsere Zimmer gingen zur Straßenfront hinaus. Kein Mensch zeigte sich im Freien.
    Ich öffnete das Fenster und beugte mich hinaus. »Was wollen Sie?« rief ich gedämpft hinunter.
    »Sind Sie John Sinclair?« fragte der Mann zurück.
    Er drehte den Kopf ein wenig. Ich erkannte ihn sofort. Es war der Fanatiker, dessen Rede zu den Dorfbewohnern ich zum Teil mitbekommen hatte. Auch jetzt trug er nur Hose und Hemd. Danach hätte ich eigentlich sofort wissen müssen, mit wem ich es zu tun hatte.
    »Allerdings, ich bin John Sinclair«, erwiderte ich.
    »Dann habe ich eine Botschaft für Sie!« Der junge Mann winkte mir zu.
    »Kommen Sie herunter!«
    Das gefiel mir nicht. »Warum richten Sie Ihre Botschaft nicht sofort aus? Ich bin nicht schwerhörig.«
    Er machte eine Geste, die das Hotel und die Nachbargebäude einschloß.
    »Und wenn es jemand hört? Die Worte sind nur für Sie bestimmt!«
    Ich nickte. »Also gut, ich komme. Fünf Minuten!«
    Ich weckte Suko. Er öffnete verschlafen, wurde aber hellwach, als er hörte, worum es ging.
    »Klar, John«, versicherte er. »Ich gebe dir Rückendeckung. Ich nehme die Hintertür und schleiche mich zur Vorderfront.«
    In Windeseile schlüpfte er in seine Kleider, nahm seine Waffe und hastete die Treppe hinunter. Wieder staunte ich, wie leise dieser schwere Mann sich bewegte.
    Ich öffnete die Vordertür, nachdem Suko das Hotel verlassen hatte. Als ich auf die Straße trat, war der fanatische Prediger verschwunden. Suchend sah ich mich um.
    Er trat aus dem Schatten einer Mauernische und winkte mir. Ich ging langsam auf ihn zu. Suko hielt sich im Hintergrund.
    Der Wind hatte sich zu einem Orkan mit mächtigen Böen ausgewachsen. Er rüttelte und zerrte an mir, daß ich mich an der Mauer abstützte.
    Dem Jungen machte es offensichtlich nichts aus.
    »Sie müssen frieren«, sagte ich, als er vor mir stehen blieb.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe eine wichtige Mission zu erfüllen«, sagte er tonlos. »Kälte? Solche Gefühle kenne ich nicht!«
    Ich wollte auf Distanz gehen. Mit diesem Jungen stimmte eine Menge nicht. Aber es war zu spät.
    Seine Faust kam ohne Ansatz, und sie zischte so schnell gegen mein Kinn, daß ich den Kopf nicht mehr zur Seite reißen konnte. Die Knöchel streiften mein Kinn, daß ich zurücktaumelte. Ich ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten.
    Er gab mir keine Chance, mich von dem Überraschungsangriff zu erholen.
    Ein zweiter, noch härterer Schlag traf mich vor die Brust und schleuderte mich gegen den Eingang des Hotels. Die Holztür erdröhnte unter dem Aufprall.
    Und wieder rasten seine Fäuste auf mich zu. Diesmal war ich vorbereitet und steppte im letzten Moment zur Seite.
    Die Fäuste des Jungen trafen die Tür, die aus dickem Holz bestand. Es splitterte unter seinen Händen wie Zunder.
    Dann war ich an der Reihe. Mit einem Seitstep brachte ich mich in den Rücken des Angreifers und legte meine ganze Kraft hinter den Schlag. Meine Faust fegte gegen sein Kinn.
    Der Schlag hob ihn an und warf ihn zurück, aber sonst hatte er keine Wirkung. Ein anderer wäre aus den Schuhen gekippt. Meine Faust schmerzte, so fest hatte ich zugeschlagen.
    Er wirbelte herum. Im Mondlicht schimmerte das Gesicht so bleich wie das einer Leiche. Für einen Moment verrutschte das Halstuch. Überstürzt griff der junge Mann danach und rückte es wieder zurecht.
    Durch diese unerklärliche Handbewegung war er einen Moment abgelenkt, und das nützte ich aus. Wo nur Suko blieb?
    Ich fintete, sprang auf meinen Gegner zu, wich aber zur Seite. Er fiel auf den Trick herein, schnellte sich vorwärts und lief ins Leere. Statt mich voll zu erwischen, stolperte er über mein Bein und schlug der Länge nach hin.
    Fair war das nicht, aber mit einem Sendboten der Hölle konnte man
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