Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon
Autoren: Martin Eisele
Vom Netzwerk:
kämpfst, dann denke immer daran, daß sie ihre Existenz zum Teil auch deiner Freundin verdanken. Das mag die ganze Sache für dich noch reizvoller machen!«
    Zaandaar lachte.
    Und dieses Lachen war so höhnisch, so triumphierend und gellend, daß es mir fast die Trommelfelle platzen ließ.
    Ich konnte kaum noch klar denken.
    Ich gehöre beileibe nicht zu jenen Typen, die alles für bare Münze nehmen, was man ihnen an den Kopf wirft. Und das, was Dämonen werfen, schon gar nicht.
    Dieses Mal war es noch komplizierter: Ich wollte Zaandaar nicht glauben, und doch wußte ich, daß er nicht bluffte. Er hatte Jane. Die Gewißheit war schlimmer, als würde mir das Rückgrat bei lebendigem Leibe aus dem Körper gezogen.
    »Ich sehe, du bist schon wieder beeindruckt, Sinclair!«
    Jetzt beherrschte ich mich nicht mehr.
    »Feigling!« spie ich ihm entgegen. »Elender Feigling und Maulheld! Du gibst hier an, dabei bist du nur ein mickriger kleiner Dämon, der sich nicht einmal selbst zum Kampf stellt! Vorhin hast du den Schwarzen Tod einen überheblichen Narren genannt! Aber du bist noch schlimmer! Du bist überheblich und feige!«
    »Das wirst du büßen!« hauchte Zaandaar.
    Sein Körper wurde durchscheinend. Schwefeldämpfe wallten auf. Düsterrote Flammen tanzten und wirbelten, und in ihrem Zentrum entstand ein violettes Glühen.
    »Du sollst sehen, wie Zaandaar kämpft! Komm, Sinclair! Komm in mein Reich!«
    Die Lähmung, die mich niedergehalten hatte, war weg! Ich ließ mich nicht noch einmal bitten. Wie von der Tarantel gebissen, federte ich hoch, direkt auf das violette Glühen zu.
    In diesen Sekundenbruchteilen war mein rationelles Denken wie ausgelöscht. Ich wußte, daß ich den Dämon kleinbekommen hatte, daß er unvorsichtig geworden war und sich mir direkt stellen würde. Das war eine Chance. Eine winzige, aber ich war entschlossen, sie zu nutzen.
    Das Glühen intensivierte sich.
    Eigentümlich opalisierender Nebel umflirrte es.
    Ich biß die Zähne zusammen und hechtete mit ausgestreckten Händen vorwärts.
    Wirbelndes, waberndes Rot umgab mich. Gleichzeitig kam die Angst. Panische Angst!
    Etwas krallte sich an mir fest und riß mich in einen endlosen, pechschwarzen Kosmos hinein!
    ***
    Grabesstille!
    Wie eine unsichtbare Käseglocke hatte sich das Schweigen über den Wald gestülpt. Nicht einmal mehr die Vögel zwitscherten. Die Natur schien förmlich die Luft anzuhalten und gebannt aufzupassen, was jetzt geschah.
    Suko wurde ungeduldig.
    Immer öfter flog sein Blick zum Wald hinüber. Die Aura, die sich von dort ausgehend verbreitete, blieb ihm keinesfalls verborgen. Er spürte sie. Seine Nackenhärchen hatten sich quergestellt.
    Instinkt, das war es. Schon zu lange kämpfte er an John Sinclairs Seite gegen das Böse, als daß der nicht in Fleisch und Blut übergegangen wäre.
    Suko marschierte auf und ab.
    Seine Harley hatte er aufgebockt. Dank der schweren Maschine hatte ihn das Verkehrschaos auf der Finchley Road nicht sonderlich beeindrucken können. Er hatte die Strecke in 28 Minuten hinter sich gebracht. Jetzt wartete er auf John. Schon seit einer geschlagenen Viertelstunde. Wie ein zäher Brei tropften die Sekunden ab.
    Kurz spielte der Chinese mit dem Gedanken, nach Hampstead hinüberzufahren und in der Aldersgate Road nach dem Rechten zu sehen. Aber er verwarf ihn wieder. Wenn John sagte, daß sie sich hier treffen würden, dann kam er auch. Es sei denn…
    Suko schluckte und vervollständigte den Gedanken. Es sei denn, John wurde daran gehindert. Mit massiver Gewalt!
    Noch fünf Minuten gebe ich ihm, dachte Suko.
    Wieder sah er zum Wald hinüber. Das, was gestern abend dort vorgegangen war, gab ihm immer noch viel zu denken. Die bedrohliche Stimmung, die jetzt von der dunklen Mauer ausstrahlte, untermauerte sein Mißtrauen nur noch mehr.
    Irgend etwas Unheimliches lauerte dort drüben.
    Zaandaar…?
    Die fünf Minuten waren vorbei.
    Wieder ließ Suko seinen Blick schweifen, diesmal in die andere Richtung, dorthin, wo Hampstead lag. Leicht gewellt dehnte sich das Land vor ihm aus. Hier und da ein paar Büsche und Bäume.
    Üppiges Grasland. Die Heidelandschaft – Hampstead Heath. Der Park und der Friedhof lagen linker Hand. In der Ferne konnte er noch Hampsteads Kirchturmspitze ausmachen.
    Im Friedhof promenierten ein paar alte Damen oder kümmerten sich um die Gräber ihrer toten Angehörigen.
    Die Straße aber, die nach Hampstead führte, lag einsam und verlassen in der Sonne.
    Ja, es war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher