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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon
Autoren: Martin Eisele
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heiß.
    Suko wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
    Dann stand sein Entschluß fest. Er konnte nicht länger tatenlos hier herumstehen. Unruhe nagte in ihm. Er hatte plötzlich Angst, zuviel Zeit vergeudet zu haben. Ein Gefühl, mehr nicht? – Trotzdem. Suko hatte es sich angewöhnt, ziemlich viel auf seine Gefühle zu geben.
    Er marschierte zu seiner Harley und schwang sich hinauf. Das Visier seines schwarzen Sturzhelms ließ er hochgeklappt.
    Vorhin, nachdem er hier angekommen war, hatte er die Landkarte studiert. Das Waldstück war nicht allzu groß. Es gab einen schmalen Weg, der es umrundete und – weiter im Norden – auf eine gutausgebaute Straße traf. Das mußte jene Straße sein, von der der Bursche, der sie gestern nacht beinahe über den Haufen gefahren hätte, in den Wald abgebogen war.
    Suko startete. Der Motor des Feuerstuhls röhrte satt. Länger warten wollte Suko nicht. Er wurde immer nervöser. Irgendwo passierte etwas…
    Er würde sich den Wald vornehmen.
    Der Fahrtwind fächelte in sein Gesicht und ließ die Schweißperlen von seiner Stirn verschwinden.
    Die Straße, die von dem Parkplatz wegführte, zum Wald hin, war handtuchschmal. Eher ein Spazierweg. Suko beschleunigte dennoch. Er fühlte, daß er keine Zeit mehr verlieren durfte. Das Dröhnen seiner starken Harley-Maschine zertrümmerte die dumpfe, brütende Stille.
    Unwillkürlich atmete Suko freier.
    Er behielt den Wald mißtrauisch im Auge. Rasend schnell kam er näher. Einzelheiten waren auszumachen. Die borkigen Baumstämme der Tannen und Laubbäume, zu deren Füßen das dichte, verfilzte Unterholz. Alles wirkte düster, unheimlich. Das Sonnenlicht schien geradezu aufgesogen zu werden…
    Suko hatte gute Nerven. Deshalb ließ er sich davon auch nicht abschrecken.
    Die Asphaltdecke verschwand übergangslos. Jetzt präsentierte sich der Weg als perfekte Schlaglochstrecke. Aber die Harley war geländegängig. Und Suko fuhr wie der Teufel. Die paar Löcher beeindruckten ihn nicht.
    Er fegte am Waldrand entlang, kaum einen Meter von den ausladenden Ästen entfernt.
    Hier war sie noch deutlicher zu spüren, die stumme Drohung.
    Suko dachte daran, wie mühelos ihn gestern die Gedankenstimme zu einer willenlosen Marionette gemacht hatte.
    Heute konnte das wieder passieren. Er trug zwar die Dämonenpeitsche bei sich, ebenso seine Beretta mit den Silberkugeln, aber die Waffen halfen ihm gegen psychische Beeinflussung herzlich wenig.
    Trotzdem!
    Der massige Chinese erreichte die breite Straße, die Richtung Lylton führte, und bog ein. Dann beschleunigte er wieder.
    Ein paar Minuten später erreichte er die Abzweigung. Ein schmäler, ziemlich verwachsener Weg stach in den unheimlichen Wald hinein.
    Suko zögerte nicht.
    Er drehte auf. Die Harley machte einen Satz vorwärts. Der Weg war miserabel. Überhaupt: Die Bezeichnung »Weg« war schon eine maßlose Hochstapelei.
    Nebel wallte über dem Boden, so daß es Suko vorkam, als fahre er durch brodelndes Nichts.
    Ein Eisschauer rann über seinen Rücken.
    Es war mächtig schwer, die Harley in der Spur zu halten. Der Boden war vom gestrigen Regen aufgeweicht und trügerisch.
    Mulden und wassergefüllte Löcher prägten ihn.
    Wie übergroße Klauen neigten sich Äste und Zweige über den Weg. Suko mußte sich dicht über sein Motorrad beugen.
    Eine Kurve.
    Dann wieder geradeaus.
    Die Zeit verrann.
    Der Nebel wurde dichter, wallte höher. Vor ihm schien sich eine Wand aufzubauen, rasend schnell. Suko bremste. Die Harley schlingerte, das Hinterrad drehte durch.
    Im nächsten Augenblick hörte Suko die Stimme.
    »Willkommen, Suko… Ich habe dich erwartet! Komm! Komm zu mir! Auch John Sinclair weilt bereits bei mir … Komm! Komm!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde setzte Sukos Herzschlag aus.
    Tausend irrwitzige Vermutungen schossen ihm durch den Sinn.
    Aber er mußte der Stimme gehorchen!
    Hart bremste er ab. Die Harley rutschte noch ein paar Yards, dann stand sie. Suko bockte sie auf.
    »Komm! Schnell!«
    Suko federte los. Er bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit, die man seinem massigen Körper gar nicht zugetraut hätte.
    Und wie ein Panzer brach er durch das Gestrüpp – in die Richtung, die ihm die Stimme wies.
    Unvermittelt war der Nebel überall, rundum. Er schränkte Sukos Sicht gewaltig ein. Die Bäume ragten wie aus dem Nichts auf.
    Schwarze Schemen, die an Knochenfinger erinnerten, die klagend gegen den unsichtbaren Himmel gereckt waren. Die Baumkronen verhinderten, daß Licht
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